Fregatte Hamburg: Technikwunder im Dock

Instandsetzung: Wie die Fregatte Hamburg fit wird

Was passiert bei der Instandsetzung eines Kriegsschiffs? Einblicke in die komplexen Arbeiten an der Fregatte Hamburg im Marinearsenal Wilhelmshaven.

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Die Fregatte Hamburg liegt eingehaust zur Instandsetzung im Schwimmdock des Marinearsenals Wilhelmshaven
Die Fregatte Hamburg lag für etwa ein Jahr im Schwimmdock – unsichtbar hinter Planen, wo sie von Grund auf modernisiert wird. 2.000 Maßnahmen sollen sie für die nächsten Einsätze rüsten.

Die Fregatte Hamburg lag zur Instandhaltung für ein Jahr im Schwimmdock des Marinearsenals Wilhelmshaven. Dazu wird das Schiff durch ein Baugerüst mit Folie engmaschig umschlossen, so dass es von außen überhaupt nicht als Schiff erkennbar ist. "Es benötigt sechs Wochen, um das Gerüst aufzubauen und das Schiff mit Planen einzuhausen, damit es gegen äußere Wettereinflüsse abgeschirmt ist.

Zusätzlich wird die Luft durch eine externe Klimatisierung getrocknet, damit kein Kondenswasser entstehen kann – vor allem aufgrund der Elektronik an Bord. Insgesamt liegt die Fregatte ein Jahr im Schwimmdock", erklärt der Instandsetzungsbeauftragte (InstB). Sein Name darf aufgrund seines korruptionsgefährdeten Dienstpostens nicht genannt werden.

Was macht die Instandsetzung so aufwendig?

"Man muss sich das Schiff wie ein über 400 Meter langes Kreuzfahrtschiff vorstellen: Viele Anlagen, die mitgeführt werden sind primär dafür da, weil Menschen an Bord leben – wir brauchen Toiletten, Frischwasser und Kombüsen. Natürlich haben wir auch Waffen und Sensoren an Bord, aber den hauptsächlichen Raum brauchen wir, um die Soldaten mitzunehmen. Es ist also mit einem Kreuzfahrtschiff vergleichbar, presst dies und die darin enthaltene Technik aber zusammen auf eine Länge von 140 Metern", sagt der InstB.

Wie es an Bord aussieht und welche aufwändigen Arbeiten notwendig sind - zum Beispiel auch das Öffnen der Außenhaut - ist in der nachfolgenden Bildergalerie eindrucksvoll zu erleben.

Bildergalerie: So wird die Fregatte Hamburg Instand gesetzt

Marine Arsenal
Luftaufnahme des Marinearsenals (MArs) in Wilhelmshaven. Im Vordergrund sind die ältesten Gebäude zu erkennen, rechts von der Pier die meisten Instandsetzungshallen für Sensoren und Effektoren und links das Schwimmdock zu erkennen, wo aktuell die eingehauste Fregatte Hamburg liegt.
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Von der Fregatte Hamburg ist im Schwimmdock nichts zu sehen. Sie ist gegen Witterungseinflüsse geschützt.
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Hier ist der Eingang zum Heck der Fregatte Hamburg im Schwimmdock abgebildet. Zuvor wird eine Sicherheitskontrolle durchgeführt, um jede Person, die sich auf dem Schwimmdock befindet, via Indoor- GPS tracken zu können. So würde im Brandfall tatsächlich erst gelöscht werden können, wenn alle Personen in Sicherheit sind.
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Nach Betreten des Schwimmdocks: Wo ist das Schiff? Außen gegen die Witterung verhüllt, innen von einem ‚Baugerüst‘ umgeben. Um das Gerüst aufzubauen, benötigt es sechs Wochen. Während dieser Phase sind die meisten Personen auf der Baustelle aktiv.
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Man muss schon genau hinsehen, um links das Ruder auszumachen und rechts die Abdeckung des abmontierten, steuerbordseitigen Propellers. Die Schiffsschraube ist eines von zahlreichen Bauteilen, das demontiert und zum Hersteller geschickt werden muss.
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Das Schiff steht auf der Pallung. Im unteren Bereich besteht diese aus Beton...
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...darüber aus Hartholz und im oberen Bereich aus Weichholz.
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Hydraulikstempel halten das Schiff seitlich. Wir befinden uns unterhalb der Wasserlinie, wo der Rumpf in rostroter Schutzfarbe angestrichen ist.
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Pallung und Hydraulikstempel aus einem anderen Blickwinkel.
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Der Mensch zum Größenvergleich. Hier steht noch Wasser, wenn das Schiff ins Schwimmdock einfährt. Steht es dann auf der Pallung und ist fixiert, kann das Schwimmdock durch Leeren der Ballastwasserzellen angehoben werden. Hier sieht man die Pallung direkt unter dem Bug.
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Die Ankerketten der Fregatte Hamburg im Trockendock. Auch sie werden Instand gesetzt.
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Der rote Farbbereich ist dauerhaft unter Wasser, während...
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...es sich beim schwarzen Bereich um den so genannten Wasserlinienbereich handelt. Es wird ein Farbsystem verwendet, das gegen Korrosion und Muschelbewuchs dient. Chemikalien oder Gifte dürfen weltweit nicht mehr verwendet werden. Das hatte nämlich den Effekt, dass in den Häfen und der näheren Umgebung durch die eingetragenen Gifte überhaupt kein Meeresleben mehr stattgefunden hat. Das heutige Farbsystem stellt durch seine sehr glatte Oberfläche sicher, dass Muscheln durch die Wasserreibung bei Fahrt wieder abfallen.
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Warum kommt mir bei diesem Bild bloß die Titanic in den Sinn? Wie auch immer - der fehgraue Farbbereich befindet sich (normalerweise) ständig über Wasser.
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Die Holzbalken dienen oberhalb der Wasserlinie als seitliche Stützen zur Stabilisierung des Schiffs gegen seitliches Umkippen bei Sturm.
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Wir nähern uns dem Hauptdeck und befinden uns nun knapp unterhalb der Reling.
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"Willkommen an Bord" sagt hier der Instandsetzungsbeauftragte zu mir. Ja, tatsächlich, erst jetzt bin ich ja wirklich auf dem Schiff - genaugenommen auf dem Hauptdeck. Auf den Schienen können die Motoren raustransportiert werden, die aus dem Loch im Hintergrund hochgeholt worden sind.
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Hier auf dem Hauptdeck ist auch das Flugdeck für zwei Hubschrauber. Die Helis schießen bei der Landung eine Harpune nach unten in ein Gitter zur Sicherung. Danach können sie sicher in den zwei dafür vorgesehenen Stellplätzen untergebracht werden.
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Blick in den Abgrund: Dort steht normalerweise einer der Dieselmotoren für die Energieerzeugung. Darüber wären in einer Kajüte vier Personen untergebracht (auf dem beigefarbenen Boden).
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Sämtliche Leitungen, Kabel und Schläuche und dergleichen müssen demontiert werden und im Nachhinein natürlich wieder montiert werden.
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Und nicht zu vergessen: Später muss natürlich alles wieder exakt zusammengesetzt werden. So langsam dämmert es mir, warum die Fregatte etwa ein Jahr im Schwimmdock liegen muss.
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Eine Etage tiefer: Um hierhin zu gelangen, geht es nicht nur über steile Stiegen hinab. Aus Sicherheitsgründen wird beim Einlass ins Innere des Schiffs erneut eine Personenkontrolle durchgeführt – einerseits aus Nachvollziehbarkeit, wer überhaupt an Bord war und andererseits aus Sicherheitsgründen im Brandfall – wie beim Einlass auf das Dock zu Beginn.
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Normalerweise befindet sich hier ein Quartier für vier Personen.
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So sieht eine Kabine aus – im Vergleich zur demontieren Kabine über dem Maschinenraum, aus dem der Dieselmotor hochgeholt worden ist.
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Unten in einem der Maschinenräume…die Antriebswellen sind fast fünfzig Meter lang, bis sie den Propeller erreichen.
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Teil des Elektrogenerators. Zwei Diesel mit jeweils 1,4 Megawatt Leistung erzeugen jeweils 1,2 Megawatt elektrische Energie. Diese wird für die Versorgung von Radar, Computern und dergleichen benötigt. Links im Hintergrund eine Antriebswelle.
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Blick aus dem Maschinenraum hoch Richtung Hauptdeck, von dem das Bild 'Blick in den Abgrund' aufgenommen worden ist.
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Die Antriebsdieselmotoren bleiben für die Instandsetzung an Bord, während der standardisierten Wartung werden durch den Hersteller MTU nur Einzelteile ausgetauscht.
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Blick unter die Plane, unter der sich ein anderer Motor befindet, der noch nicht wieder Komplettiert worden ist. Bauteile wie der Turbolader, die Ladeluftkühlung, die Zylinderköpfe und die Einspritzpumpen sind demontiert und werden von MTU durch Neuteile ausgetauscht.
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Das Drucklager: Hier werden die Schubkräfte des etwa 30 Meter entfernten Propellers ins Schiff eingeleitet (geschützt unter der blauen Plane).
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Die Kombüse muss wegen neuer gesetzlicher Vorgaben in diesem Vorhaben grundlegend erneuert werden.
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Blick von der Kombüse nach draußen: Für den Umbau der Kombüse musste die Außenhaut geöffnet werden, um größere Komponenten aus dem Schiff zu bekommen. Hierfür muss das Außengerüst teilweise demontiert beziehungsweise angepasst werden.
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Fundament für ein Kühlaggregat des Schiffes: Dieses ist ebenfalls durch die geöffnete Außenhaut abtransportiert worden. Die insgesamt vier Aggregate bringen eine Kühlleistung von jeweils 600 kW und sind neben den Radaranlagen und der Klimaanlage die größten Stromverbraucher.
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Hier handelt es sich um einen bereits neuen Nassmüllbehälter. Auch dieser wurde durch eine Öffnung in der Außenhaut eingebracht. Er ist für einen Druck von bis zu zehn bar ausgelegt, da die Essensreste mit Druck in den Behälter transportiert werden.
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Die Kajüte des Kommandanten ist der einzige Raum auf dem Schiff mit einem Bullauge. Das lässt sich aber von innen komplett verdunkeln, damit im Einsatzfall kein Licht nach außen fallen kann, um die Position des Schiffes bei Dunkelheit nicht zu verraten.
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Die Brücke. Auch hier wird Hand angelegt und vieles ausgetauscht und modernisiert. Sei es beispielsweise die Scheibenwischermotoren oder das Handsteuerrad. Vor allem aber Elektronikbauteile sowie die Software werden auf den neusten Stand gebracht. Übrigens: Die Brückencrew kann als einzige von der Bordbesatzung immer rausgucken - zumindest auf hoher See.
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Hier verbirgt sich das Vertical Launch System (VLS) für Lenkflugkörper.
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Blick vom VLS über den Bug. Auch hier ist ein Teil des aufwändigen Gerüsts rund ums Schiff gut erkennbar.
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Die Brücke von außen. Die Fregatte Hamburg ist primär für die Luftverteidigung vorgesehen – zur Sicherung des Luftraums über einem Schiffsverband.
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Zwei Startrampen für die ‚Harpoon‘, ein Boden-Boden-Lenkflugkörper, zum Beispiel zur Wirkung gegen ein Überwasserschiff.
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Auch die Schornsteine sind von einem Gerüst umgeben und werden ausgebessert und gestrichen.
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Zwei Außenkräne sind essentieller Bestandteil des Schwimmdocks. Hier transportiert ein Kran einen Teil des Schienensystems, auf dem wiederum schwere Bauteile an Bord bewegt werden können.
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Ach ja - und so sieht die Fregatte Hamburg aus, wenn sie im Einsatz ist und nicht im Schwimmdock unter Planen verhüllt ist.

2.000 Instandsetzungsmaßnahmen müssen koordiniert werden

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Hinter dieser Hülle verbirgt sich nicht nur die Fregatte Hamburg, sondern auch jede Menge Arbeit. Waffen und andere Komponenten werden ausgebaut und in den Hallen des Marinearsenals Instand gesetzt. Das Schiff selber wird im Trockendeck wieder auf Vordermann gebracht.

Es gibt etwa 2.000 Instandsetzungsforderungen für die Fregatte Hamburg. Der InstB und seine sechs Mitarbeiter sind dafür zuständig, die von der Marine verlangten Instandsetzungsforderungen in Aufträge an die Industrie umzusetzen. Dazu zählen das Erstellen der Leistungsbeschreibung, die Einleitung der Vertragsvergabe, Prüfung der Vertragserfüllung und Freigabe der Gelder.

Zusätzlich gibt es eine weitere dem Instandsetzungsbeauftragten unterstellte siebenköpfige Gruppe, die mit dem Management auf der Baustelle beauftragt wird. "Sie koordiniert demnach die Auftragnehmer, die wir unter Vertrag genommen haben", erklärt der InstB.

"Bei uns bleibt das Bordkommando auch in der Werft durchgehend verantwortlich für die Einheit. Wir haben mindestens eine schiffstechnische Wache, also einen Mindestpersonaleinsatz von fünf Personen, die dauerhaft an Bord sind, um sicherzustellen, dass zum Beispiel die Feuermeldeanlage bedient wird", ergänzt er.

Mehr Details über die Instandsetzungsaufgaben

Wenn Sie noch mehr Details über die Instandsetzung der Fregatte Hamburg erfahren möchten, dann lesen Sie den Beitrag 'So wird ein Kriegsschiff wieder flott gemacht' unseres Schwesterportals Instandhaltung.

Einige Fragen und Antworten über Kriegsschiffe

Welches Land hat das modernste Kriegsschiff?

Die USS Zumwalt gilt als das modernste und futuristischste Kriegsschiff der Welt. So verfügt es über fortschrittliche Tarnkappentechnik durch Kohlefasermaterialien, die das Schiff auf feindlichen Radargeräten nur als kleines, harmloses Boot erscheinen lassen. Es hat auch hochmoderne Waffensysteme wie das Advanced Gun System an Bord, das Geschosse über eine Entfernung von bis zu 120 km abfeuern kann

Was ist der Unterschied zwischen einer Fregatte und einer Corvette?

Der Hauptunterschied zwischen einer Fregatte und einer Korvette liegt in ihrer Größe, Bewaffnung und Einsatzfähigkeit. Fregatten sind in der Regel größer als Korvetten und haben einen tieferen Tiefgang. Dies ermöglicht Fregatten eine bessere Hochseetauglichkeit und längere Einsatzdauer.

Welches ist das größte deutsche Kriegsschiff?

Die 'Bonn' gilt als das größte Schiff der Deutschen Marine. Sie wurde 2013 in Dienst gestellt, ist als Versorgungsschiff konzipiert und verfügt über eine begrenzte Bewaffnung zur Selbstverteidigung. Die Bonn bietet Platz für rund 175 Besatzungsmitglieder und ist spezialisiert auf die Versorgung von Einsatzverbänden auf See mit Kraftstoff, Verpflegung und Munition.

Wer hat die stärkste Marine Europas?

Die französische Marine gilt als die größte und schlagkräftigste Marine Westeuropas. Sie liegt vor der britischen Royal Navy. Denn Frankreich unterhält Marinebasen in seinen ehemaligen Kolonien und heutigen Übersee-Départements, was ihre globale Präsenz unterstreicht - und verfügt über einige bemerkenswerte Fähigkeiten. So über atomgetriebene strategische U-Boote der Triomphant-Klasse (14.300 Tonnen), atomgetriebene Jagd-U-Boote der Rubis-Klasse (2.607 Tonnen) und den Flugzeugträger Charles de Gaulle, der einzige nuklear angetriebene Flugzeugträger außerhalb der US Navy.

Welches ist das stärkste deutsche Kriegsschiff?

Die Fregatte Hessen wird als 'stärkstes deutsches Kriegsschiff' bezeichnet, das ins Rote Meer entsandt wurde. Die 'Hessen' verfügt über fortschrittliche Waffensysteme und Sensoren zur Luftverteidigung. Sie ist speziell für den Einsatz gegen Luftbedrohungen und zur Raketenabwehr konzipiert.

Was mich an dieser Reportage besonders begeistert hat

Dietmar Poll Redakteur mi connect
Dietmar Poll, Redakteur bei mi connect

Nun habe ich in meinem Berufsleben als Redakteur schon so einige Werke besichtigt, sei es die von Maschinenbauern oder von Automobilherstellern. Viele Besuche davon waren mehr oder auch weniger beeindruckend. Aber die Instandhaltung eines Kriegsschiffes hautnah mitzuerleben war schon etwas Besonderes. Bei dieser unglaublichen Komplexität den Überblick zu behalten, grenzt für mich schon an ein kleines Wunder. Ein so dermaßen mit Technik vollgestopftes Schiff von der Brücke bis in den untersten Maschinenraum größtenteils zu zerlegen – und dann auch wieder richtig zusammenzusetzen – davor ziehe ich meinen Hut. Mein Respekt gebührt dem Instandsetzungsbeauftragten, seinem Team sowie auch den zahlreichen Fremdfirmen vor Ort und natürlich dem Teil der Besatzung, die während der einjährigen Instandsetzung dauerhaft vor Ort ist.