
2025 wird ein neu geordnetes Parlament im Reichstagsgebäude zusammen kommen. Andreas Syska schreibt in seiner neuen Kolumne darüber, wie die neue Regierung sich verhalten sollte. (Bild: Marco2811 - stock.adobe.com)
Zeit für eine Klarstellung: Wir Bürger sind die Eigentümer dieses Staates. Und Politiker im Amt sind das von uns mit einem Zeitvertrag ausgestattete Management. Seine Aufgabe ist es, unsere Angelegenheiten zu regeln. Das ist ihm in jüngster Vergangenheit aber kaum gelungen. Anstatt dies zu ändern, überbieten sich die um einen neuen Zeitvertrag bewerbenden Parteien gegenseitig mit haltlosen Versprechen.
Energiekosten? Werden gesenkt. Mindestlohn? Wird erhöht. Mieten? Werden gebremst. Schokolade für alle. Wir Eigentümer hören die Botschaft nur zu gut: Die unübersehbar großen Probleme sollen also nicht etwa gelöst, sondern deren Folgen mit nicht vorhandenem Geld gemildert werden.
Warum macht die Politik das? Weil sie etwa glaubt, uns die Wahrheit nicht zumuten zu können? Aber die kennen wir doch längst: Es gibt viel zu tun. Es wird anstrengend. Es wird teuer. Und es wird sehr lange dauern.
Wir wollen keine unerfüllbaren Wohlfühlversprechen. Wir wollen ein Land, das funktioniert – mit einer modernen Infrastruktur, einem hervorragendem Bildungssystem, einer leistungsfähigen Industrie, effizient verwaltet, nach innen und außen sicher, sozial und gerecht. Und deshalb erwarten wir Ergebnisse. Bildung, statt Bürgergeld. Strukturveränderungen, statt Steuerrabatte. Zusammenarbeit, statt Zankerei.
Uns Eigentümern ist es nämlich auch völlig egal, welches Management welchen Anteil an welchem Problem hat. Unseren eigenen kennen wir nur zu gut – nämlich, zu lange weggeschaut zu haben.
Es geht nicht um Parteifarben, sondern um die Substanz. Der wahre Gegner? Nicht die politische Konkurrenz aus der demokratischen Mitte, sondern jene, die den Staat – also unser aller Eigentum - von innen zerstören wollen. Eine ganz große Koalition aller Demokraten wäre demnach kein Zeichen von Schwäche, sondern – angesichts der Herausforderungen – sehr vernünftig. Kooperation ist die einzige Option.
Der Horizont dieser Herausforderungen reicht über Jahrzehnte, und damit weit über die nächsten Wahltermine hinaus. Ihre Erfolgsprämie wird das Management also nicht unbedingt in den Wahlkabinen finden, auf jeden Fall aber als positive Einträge in den Geschichtsbüchern.
Das ist Prof. Dr. Andreas Syska

Die Faszination für Produktion begleitet ihn sein gesamtes Berufsleben lang. Nach Maschinenbaustudium und Promotion an der RWTH Aachen war er bei der Robert Bosch GmbH tätig, zuletzt als Produktionsleiter.
Als Professor für Produktionsmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach gibt er seinen Studenten und Industriepartnern ein größtmögliches Stück dieser Faszination weiter.