Mit dem Reifegradmodell DigiTamm lässt sich der Digitalisierungsgrad bestimmen und Unternehmen können daraus konkrete Handlungsfelder für ihre Digitalisierungsstrategie ableiten.

Mit dem Reifegradmodell DigiTamm lässt sich der Digitalisierungsgrad bestimmen und Unternehmen können daraus konkrete Handlungsfelder für ihre Digitalisierungsstrategie ableiten. (Bild: AdobeStock_536496310)

Wie ist es um die Digitalisierung in meinem Unternehmen bestellt? Und wie lässt sich der Status-quo eigentlich bestimmen, um daraus abgeleitet eine sinnvolle Digitali-sierungsstrategie ausprägen zu können? Genau hier setzt das neue Reifegradmodell DigiTamm (Digital Transformation Assessment Maturity Model) der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) an. Das Mitglied des SEF Smart Electronic Factory e.V. stellt damit ein praxisorientiertes Instrument zur systematischen Erfassung des Digitalisierungsgrades in Industrie-unternehmen vor.

Viele deutsche Unternehmen in der Industrie – insbesondere im Mittelstand – haben Nachholbedarf bei der Digitali-sierung. Das verdeutlicht eine aktuelle Studie der THM. Die Ergebnisse zeigen: Während große Unternehmen (Non-KMU) bei der Digitalisierung schon weiter sind, kann im Mittelstand, der sich hier insbesondere durch den Maschinen- und Anlagenbau auszeichnet, nur von einer „Digitalisierung in geringem Maße“ gesprochen werden.

Zitat

„Das lässt sich ändern. Mit DigiTamm erhalten KMU ein Instrument, um ihren digitalen Reifegrad zu bestimmen und daraus konkrete Handlungsfelder für eine Digitalisierungsstrategie abzuleiten. Das ist ein wichtiger Schritt, um die digitale Transformation im Unternehmen konzertiert zu gestalten.“

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Sames, Leiter des Schwerpunktes Digital Business, THM

Digitalisierung mit System

Das Reifegradmodell basiert auf der Logik des „VDMA-Werkzeugkasten Industrie 4.0“ und erweitert diesen um weitere Kategorien. Es soll deutschen Unternehmen eine Grundlage für eine systematische Entwicklung einer Digitalisierungs-Roadmap bieten – als Einstieg oder für die Erweiterung von bereits laufenden Digitalisierungsmaßnahmen.

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Sames sagt: „Unser Modell berücksichtigt fünf essenzielle Kate-gorien: Produkt, Produktion, IT-Organisation und Prozesse, Mitarbeiter sowie IT-Sicherheit. Zu jeder Kategorie gibt es Merkmale, die in fünf Ausprägungsstufen bewertet werden – von der schwächsten bis zur höchsten Digitalisierungsform.“

  • Die Kategorie „Produkte“ fokussiert darauf, wie Industrie 4.0-Produkte – oder deren Teilkomponenten – entwickelt und weiterentwickelt werden können, um einen Mehrwert für Kunden zu schaffen. Hierbei werden Aspekte wie die Integration von Sensoren und Aktoren, Konnektivität, Datenspeicherung, Monitoring, produkt-bezogene IT-Services, Geschäftsmodelle und das Produktlebenszyklus-Management berücksichtigt. Sie zielt darauf ab, Produktionsprozesse zu optimieren und Kosten zu senken – durch moderne Datenverarbeitung, M2M-Kommunikation, unternehmens-weite Vernetzung, eine robuste IKT-Infrastruktur sowie die Einbindung von Werkzeugmanagement und Instandhaltung.
  • „IT-Organisation und Prozesse“ erfasst als weitere Kategorie die strategische Ein-bettung der Digitalisierung im Unternehmen und bildet elementare Prozesse wie Beschaffung und Auftragsabwicklung ab.
  • Die Kategorie „Mitarbeiter“ reflektiert den Wandel der Arbeitswelt durch veränderte Rollen, Qualifikationsverschiebungen und technologische Unterstützung in der Fertigung.
  • Die Kategorie „IT-Sicherheit“ sorgt dafür, dass Risiken der zunehmenden Vernetzung – etwa zwischen Office-IT und Fertigungs-IT – durch Maßnahmen wie Awareness, Sicherheitsprüfungen, Endpunktsicherheit und Netzabsicherung effektiv begegnet wird.

AWF-Modell ergänzt Reifegradmodell um Fahrplan für Digitalisierungsstrategien

Wie genau DigiTamm als zentrales Instrument genutzt werden kann, hat die THM gemeinsam mit Unternehmen in der „Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaftliche Fertigung (AWF)“ erarbeitet. Ergänzend zu DigiTamm bietet das AWF-Modell einen Fahrplan für Digitalisierungsstrategien. Im Rahmen des Arbeitskreises definierten rund 20 Unternehmen vier Schritte: Zunächst geschieht die Ermittlung des Ist-Zustands anhand der DigiTAMM-Kategorien, dann folgt die Identifizierung relevanter Handlungsfelder durch Megatrend-Analysen. In Workshops wird ein Soll-Zustand festgelegt, um schließlich eine priorisierte Roadmap mit Digitalisierungsprojekten abzuleiten.

Für die Zukunft der Industrie

Als Mitglied im SEF Smart Electronic Factory e.V. engagiert sich die THM gemeinsam mit dem Verein dafür, den Mittelstand auf dem Weg in die digitale Zukunft zu unterstützen. Die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis sorgt dafür, dass innovative Lösungen wie DigiTamm kontinuierlich weiter-entwickelt und optimal an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden.
Die umfassende Broschüre "DigiTamm: Ein Reifegradmodell zur Einschätzung des Digitalisierungsstands in Industrieunternehmen“ steht auf der Website der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt kostenlos zur Verfügung.

Quelle: Punctum PR-Agentur, Düsseldorf

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