KI ist längst mehr als nur Zukunftsmusik. Bereits heute integrieren führende Warehouse-Management-Systeme Algorithmen, die Logistikprozesse durch maschinelles Lernen verbessern.

KI ist längst mehr als nur Zukunftsmusik. Bereits heute integrieren führende Warehouse-Management-Systeme Algorithmen, die Logistikprozesse durch maschinelles Lernen verbessern. (Bild: Grispb - stock.adobe.com)

Die Logistik- und Distributionsbranche ist – wie nahezu jeder andere Wirtschaftszweig auch – von ökonomischen Unsicherheiten, Lieferkettenproblemen und sich rasant ändernden Kundenerwartungen geprägt.

Das Warehouse-Management (WMS) steht dabei im Mittelpunkt dieser Entwicklung und dient Logistik- und Distributionsunternehmen als geschäftskritisches Tool und vielversprechender Hebel, um in einem zunehmend anspruchsvollen Markt wettbewerbsfähig und effizient zu bleiben. Diese Tatsache hat erhebliche Auswirkungen darauf, wie diese Unternehmen zukünftig die Lagerverwaltung bewerkstelligen und Kundenanforderungen erfüllen. Sie umfassen ein breites Spektrum an Optionen und reichen von einem immer schneller werdenden technologischen Fortschritt bis hin zu Strategieänderungen. Will Quinn, Global Director of Strategy bei Infor WMS prognostiziert vier Trends, die den Sektor 2025 prägen werden.

WMS-Trend 1: KI auf dem Vormarsch - prädiktive Analyse und Entscheidungsfindung für WMS-Plattformen

Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und generative KI sind gekommen, um zu bleiben. Folglich werden diese Technologien zunehmend in fortschrittliche WMS-Plattformen integriert, um logistische Abläufe, Entscheidungsfindung und operative Prozesse zu verbessern. Es ist zu erwarten, dass Anomalieerkennungssysteme (Anomaly Detection System) innerhalb der WMS verstärkt eingesetzt werden. Damit können Kommissionierstationen optimiert werden, indem ihre Größe an das Warenaufkommen angepasst wird und Schnelldreher - also Produkte mit hoher Umschlagshäufigkeit - griffbereit sind. Darüber hinaus wird KI zur Empfehlung von Lagerplätzen im WMS eingesetzt, um die Kommissionierprozesse zu rationalisieren. Gleichzeitig können mithilfe von KI-Tools Volumenprognosen erstellt werden, die den Unternehmen dabei helfen, den künftigen Bedarf an Arbeitskräften und Lagerfläche vorherzusagen. Verbesserungen werden auch durch den Einsatz von Skripten bei der Schichtplanung erzielt, wodurch Teams besser koordiniert werden können.

WMS-Trend 2: Mehr Nachhaltigkeit in der Logistik

Neue Richtlinien - allen voran die ESG-Verordnung, die im kommenden Jahr auch kleine und mittlere Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet - ebnen den Weg für mehr Nachhaltigkeit in der Distribution. Unternehmen müssen ihren CO₂-Ausstoß weiter reduzieren und umweltfreundlichere Lösungen umsetzen, um ihre Nachhaltigkeitsbemühungen nachweisen zu können. Zukunftsorientierte, optimierte Verpackungssysteme und fortschrittliche Kartoniertechnologien werden daher verstärkt zum Einsatz kommen. Damit können Unternehmen das Abfallaufkommen reduzieren und Transportkosten senken. Darüber hinaus rücken Strategien zur effizienteren Flächennutzung in den Fokus, wie z. B. die Maximierung von Lagerkapazitäten bei gleichzeitiger Minimierung des Energieverbrauchs. Letzteres erfordert höhere Investitionen in Energiemanagementsysteme, um Beleuchtung, Klimaanlagen und andere Energiesysteme energieeffizient und automatisiert zu steuern.

(Bild: Infor WMS)

Will Quinn ist Global Director of Strategy bei Infor WMS und bringt über 25 Jahre Erfahrung im Bereich Supply Chain und Logistik mit. Er ist mit den Herausforderungen der Branche bestens vertraut und unterstützt das Vertriebsteam bei komplexen Aufgabenstellungen. Will Quinn engagiert sich zudem als Referent und Autor bei Branchenverbänden und Veranstaltungen. Vor seiner Tätigkeit bei Infor hatte er Führungspositionen bei Grainger, Coca-Cola, MSC Industrial Supply, WEG Electric und Cintas inne, wo er Vertriebszentren leitete.

WMS-Trend 3: Fortschrittliche Personaleinsatzplanung und Arbeitsoptimierung

In Zeiten von Fach- und Arbeitskräftemangel sowie immer komplexeren Prozessen gewinnt die Personaleinsatzplanung an Bedeutung. Workforce Management wird daher im kommenden Jahr verstärkt technologiegestützt umgesetzt, um den Personaleinsatz zu optimieren, Arbeitsabläufe zu verbessern und die Produktivität der Mitarbeitenden zu steigern. Unternehmen werden daher neue Lösungen in das WMS integrieren, die unter anderem eine Echtzeitverfolgung und -optimierung der Arbeitsleistung ermöglichen und wertvolle Einblicke in den gesamten Arbeitsbereich geben. Dabei ist der Betriebsrat stets einzubeziehen, um die Optimierung gesetzeskonform umzusetzen. Zukünftig werden auch verstärkt Werkzeuge zur Automatisierung von Routineaufgaben und zur dynamischen Zuweisung von Arbeitsaufträgen zum Einsatz kommen. Um die Teamleistung zu steigern, werden Unternehmen verstärkt auf Anreizprogramme und leistungsorientierte Entlohnungssysteme setzen.

WMS-Trend 4: Robotik und Automatisierung werden Teil des logistischen Alltags.

Robotik und Automatisierung sind in Lagern schon lange eine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 2025 wird ein signifikanter Sprung in der Komplexität und Integration dieser Systeme in WMS-Lösungen zu beobachten sein. Unternehmen setzen zunehmend auf Robotik, um Personalengpässe auszugleichen, die Effizienz zu steigern und Aufgaben schneller und präziser zu erledigen. Dabei rücken sogenannte Cobots, also Roboter, die Seite an Seite mit menschlichen Mitarbeitenden arbeiten, immer mehr in den Fokus. Zudem sorgen autonome mobile Roboter, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, für eine optimierte und effizientere Navigation innerhalb von Lagerhallen. Auch der Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) nimmt zu, um Routineaufgaben zu automatisieren und menschliche Ressourcen für anspruchsvollere Tätigkeiten freizusetzen.

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