„Beschleunigung Null auf 100: Fünf Sekunden. Stich!“ Was mal ein typisches Gespräch beim Kartenspiel Autoquartett war, dürfte bald schnell Geschichte sein. Aber nicht, weil Kinder statt Karten zu spielen, sich lieber mit ihrem Smartphone beschäftigen.
Die Beschleunigung eines Autos verliert an Bedeutung. Etablierte Sportwagenhersteller wie Porsche, Ferrari oder Lamborghini haben die Krone des Beschleunigungskönigs verloren. Dabei war das einmal eines der Hauptargumente, einen Sportwagen zu kaufen oder zumindest um mit dem Wissen darum am Stammtisch zu reüssieren.
Autos mit Elektromotor haben den traditionellen Sportwagenbauern, also denen mit Verbrennungsmotor, nicht nur die Rekorde geklaut. Sie haben eine schnelle Beschleunigung zum Standard gemacht.
Jüngstes Beispiel dafür ist Seat. Die VW-Tochter war bislang vor allem bekannt für verhältnismäßig günstige Alltagsautos. Auf dem diesjährigen Genfer Autosalon präsentierte Seat die neue Sporttochter Cupra. Die Mission. Die neue Marke soll den Weg hin zu einem sauberen und effizienten Rennsport ebnen. Mit Blick auf dieses Vorhaben spielte der Cupra e-Racer eine besonders wichtige Rolle auf dem Stand der Marke in Genf.
Seat Sporttochter Cupra zeigt Elektrorennwagen
Der e-Racer von Cupra hat einen 100-prozentigen Elektroantrieb und basiert auf dem Cup Racer mit Benzinantrieb. Seine Beschleunigung ist allerdings deutlich schneller als beim Benziner.
Denn wie bei jedem E-Auto liegt das maximale Drehmoment unmittelbar an, sobald das Gaspedal gedrückt wird. Für die maximale Leistung ist es nicht mehr nötig, eine bestimmte Anzahl an Umdrehungen pro Minute zu erreichen.
Der Cupra e-Racer verfügt über eine Dauerleistung von 300 kW (408 PS) und einer Spitzenleistung von bis zu 500 kW (680 PS). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 270 km/h. Den Standardspurt von Null auf 100 km/h schafft der Stromer in 3,2 Sekunden.
Doch es braucht keinen Rennwagen für solch rein elektrische Beschleunigungsorgien. Ein handelsübliches Tesla Model S P100D mit Beschleungigungs-Upgrade schafft besagten Sprint in 2,7 Sekunden. Das Volumenmodell der Kalifornier, das Model 3, schafft den Null-auf-100-Sprint in 5,1 bis 5,6 Sekunden.
Auch wenn der Vergleich hinken mag: Das reicht um einen 230 PS starken Golf GTI mit Verbrennungsmotor abzuhängen. Dieser schafft den Sprint nämlich „nur“ in 6,5 Sekunden. Eine gute Beschleunigung wird damit zum Standard.
Porsche zeigt andere Qualitäten
Gefragt sind stattdessen andere Dinge. So sagte Porsche Entwicklungs-Chef Michael Steiner im Rahmen des Genfer Autosalons, dass eine sehr schnelle Beschleunigung wahrscheinlich von sehr vielen Herstellern im Zeitalter der Elektromobilität erreicht werden könne.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert den Chef-Entwickler mit den Worten, dass eine schnelle Beschleunigung für Porsche nicht genug sei. Die VW-Tochter wolle stattdessen mit Ladeleistung und Ladegeschwindigkeit hervorstechen.
Deswegen setzt der Zuffenhausener Autobauer auch auf die 800-Volt-Ladetechnologie. Laut Porsche ermöglicht die Anhebung der Spannungslage auf 800 Volt bei der Infrastruktur eine deutliche Reduktion der Ladezeit. Bereits auf Basis der derzeit verfügbaren Zellchemie seien Ladezeiten möglich, die problemlos in das Reiseprofil von Langstreckenfahrten passen.