"Datenökosysteme - Wie der Datenaustausch die Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus steigert." ist das Thema des nächsten Maschinenbau-Gipfel Salons am 19. November.

"Datenökosysteme - Wie der Datenaustausch die Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus steigert." ist das Thema des nächsten Maschinenbau-Gipfel Salons am 19. November 2024. (Bild: doraclub - stock.adobe.com)

Welche Rollen spielen Daten als Ressource im Maschinen- und Anlagenbau?

Claus Oetter: Daten spielen im Maschinenbau eine Schlüsselrolle und sind zu einer der wertvollsten Ressourcen für die Weiterentwicklung der Branche geworden. Die digitale Transformation des Maschinenbaus basiert maßgeblich auf der Erfassung, Analyse und Nutzung von Daten. Denn sie sind das Fundament für die Optimierung und Automatisierung von Produktionsprozessen.

Durch Maschinendaten können wir nicht nur vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) betreiben, sondern auch Produktionsprozesse in Echtzeit überwachen und anpassen. Das ermöglicht eine deutlich höhere Effizienz und Flexibilität.

Die Analyse von Betriebsdaten kann Maschinenbauern helfen den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltiger zu agieren. Vor allem im Kontext der digitalen Transformation sehe ich Daten als Grundlage für neue Geschäftsmodelle, wie etwa digitale Serviceplattformen, die Kunden nicht nur Maschinen, sondern Komplettlösungen in Form von 'Equipment as a Service' anbieten.

maschinenbau-Gipfel Salon
(Bild: mi-connect)

Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel Salon!

Der Maschinenbau-Gipfel ist richtungsweisend und impulsgebend für die gesamte Branche. Damit Sie nicht ein ganzes Jahr auf spannende Diskussionen verzichten müssen, laden wir Sie zu unserem Networking-Format "Maschinenbau-Gipfel Salon" mit anschließendem Catering ein – live vor Ort oder digital.

 

Die nächsten Maschinenbau-Gipfel Salons finden 2025 statt. Die genauen Daten folgen in Kürze.

 

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Was sind denn überhaupt die Voraussetzungen, um alle möglichen Geschäftsdaten zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen?

Oetter: Technologisch brauchen wir stabile und skalierbare Cloud-Infrastrukturen, um die Daten sicher und effizient zu speichern und zu verarbeiten. Wichtig sind auch standardisierte Schnittstellen und Protokolle wie OPC UA, um Daten plattformübergreifend austauschen zu können. Moderne Datenanalysetools, die Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML) integrieren, sind unerlässlich, um große Datenmengen (Big Data) zu analysieren und Muster zu erkennen.

Auch Cybersecuity spielt eine große Rolle um die Daten zu schützen. Dazu gehört die Verschlüsselung beim Datentransfer und bei der Speicherung. Organisatorisch ist eine klare Datenstrategie nötig: Unternehmen müssen nicht nur wissen, welche Daten sie erfassen wollen, sondern auch, wie sie diese in Wissen und Wertschöpfung umwandeln können.

Auf gesetzlicher Ebene stehen vor allem Datenschutz und Datensouveränität im Vordergrund. Es gilt, die DSGVO sowie branchenspezifische Richtlinien zu beachten, um sicherzustellen, dass Daten verantwortungsvoll und rechtssicher genutzt werden. Der EU Data Act spiel bei all diesen Überlegungen eine entscheidende Rolle, denn hier werden die Regeln über den Besitz und Austausch der Daten festgeschrieben.

Claus Oetter, Geschäftsführer des Fachverbands Software und Digitalisierung und Leiter der Abteilung Informatik beim VDMA
(Bild: VDMA)

„Wenn Unternehmen ihre Daten miteinander teilen und sie gemeinsam nutzen, entstehen neue Geschäftsmodelle und Kooperationen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern", sagt Claus Oetter, Geschäftsführer des Fachverbands Software und Digitalisierung und Leiter der Abteilung Informatik beim VDMA.

 

Claus Oetter ist einer der Sprecher auf dem nächsten Maschinenbau-Gipfel Salon am 19. November. Das Thema: "Datenökosysteme - Wie der Datenaustausch die Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus steigert."

Wie lässt sich das umsetzen?

Oetter: Um diese Aspekte im Unternehmen zu realisieren, sind ein enger Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen Maschinenbau und Softwareunternehmen nötig. Dies bekommen wir nicht nur bei unseren zahlreichen Mitgliedsanfragen aus dem Maschinenbau zu spüren, sondern spiegelt sich auch in der Anzahl der Softwarehäuser wider, die bei uns im Fachverband Mitglied sind.

Inzwischen sind wir der mitgliedsstärkste Fachverband im gesamten VDMA. Über 70 Prozent der Teilnehmenden an unseren Veranstaltungen kommen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Dies ist genau die Katalysator-Funktion, die wir als Fachverband einnehmen wollen.

Welche Bedeutung haben Datenstandards wie OPC UA und MQTT für den sicheren Austausch von Daten?

Oetter: Datenstandards sind absolut entscheidend für die Interoperabilität und damit für die erfolgreiche Implementierung von Industrie 4.0-Lösungen. OPC UA ist im Maschinenbau besonders wichtig, da es die Kommunikation zwischen verschiedenen Maschinen und Systemen ermöglicht – unabhängig von Herstellern und Plattformen. Dadurch schaffen wir eine offene Infrastruktur, die es Unternehmen erlaubt, ihre Produktionsprozesse flexibel anzupassen und zu integrieren.

Solche Standards tragen erheblich dazu bei, den sicheren und effizienten Datenaustausch zu gewährleisten. Kunden erwarten heute, dass ihre verschiedenen Anwendungen problemlos zusammenarbeiten. Standards erleichtern dies und erhöhen die Kundenzufriedenheit.

Warum sind Unternehmen aller Branchen - inklusive des Maschinenbaus - aktuell bestrebt, Datenökosysteme aufzubauen?

Oetter: Der Aufbau von Datenökosystemen ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Maschinenbau hat erkannt, dass es nicht mehr ausreicht, nur Maschinen zu verkaufen. Kunden erwarten zunehmend vernetzte und intelligente Systeme, die sich nahtlos in ihre eigenen Wertschöpfungsketten integrieren lassen.

Durch Datenökosysteme können solche Lösungen entwickelt und neue Geschäftsmodelle geschaffen werden. Der Kern bei allem ist aber, aus den gewonnene Daten neu Dienstleistungen und oder Fähigkeiten der Maschinen abzuleiten. Dies stellt ein Paradigmenwechsel dar, und eröffnet ganz neue Möglichkeiten.

Podcast: Olaf Sauer (Fraunhofer IOSB) über Manufacturing-X

Mit Gaia-X, Catena X und Manufacturing-X sind einige Initiativen am Start, um Datenströme zu harmonisieren und zu managen. Wie bewerten Sie diese und welche hat die größte Strahlkraft für den Maschinenbau??

Oetter: Diese Initiativen zielen alle darauf ab, Datenströme zu harmonisieren und zu managen, wobei sie unterschiedliche Schwerpunkte und Anwendungsbereiche haben. Sie bauen aufeinander auf und nutzen gemeinsame Prinzipien, um sichere und effiziente Datenökosysteme zu schaffen.

Dabei ist Gaia-X die Blaupause und Grundbaustein für alle X-Projekte. Hier sind die Grundlegenden Prinzipien erläutert, mit einem Fokus auf Transparenz, Offenheit und Interoperabilität. Catena X ist ein Anwendungsbeispiel aus der Automobilindustrie und nutzt Gaia-X Federation-Services für Datenintegrität, -hoheit und -sicherheit.

Manufacturing X wiederrum ist der Oberbegriff der X-Projekte aus dem verarbeitenden Gewerbe. Unter dieser Begrifflichkeit verbergen sich mehrere Projekte. Das Leuchtturmprojekt hier ist Factory-X. Auch hier kommen die Grundüberlegungen aus Gaia-X. Das Projekt zielt auf den Aufbau eines souveränen Datenraums für die Ausrüsterindustrie. Der Fokus hier liegt dabei besonders darauf, den Mittelstand zu integrieren.

Generell kann man sagen, dass die M-X Projekte natürlich die größte Strahlkraft für den Maschinenbau haben werden. Hier werden gezielt Lösungen implementiert, die für Serien und Einzelfertiger relevant sind.

Wie ist der Stand bei Manufacturing-X?

Oetter: Manufacturing-X ist auf einem guten Weg. Die Grundlagen für eine offene und souveräne Dateninfrastruktur sind gelegt, und erste Pilotprojekte laufen bereits. In Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden Schnittstellen und Standards entwickelt, die es ermöglichen, Daten sicher und unter Wahrung der Datensouveränität auszutauschen.

Die Softwareindustrie hat einen ganz entscheidenden Anteil an erfolgreichen Lösungen. Hier sind wir im Fachverband Software und Digitalisierung dabei, genau diese zu befähigen, als Ansprechpartner und Lösungspartner für den Maschinenbau aufzutreten. Wenn man versteht, das Software das Grundelement für den Umsetzungserfolg ist, sieht man auch, wie wichtig die Digitalisierung und entsprechendes Know-how bei den Softwarehäusern ist.

Wie kann der Datenaustausch, wie können Datenökosysteme schließlich die Wettbewerbsfähigkeit von Fertigungsunternehmen kurzfristig steigern und langfristig sichern?

Oetter: Der kurzfristige Vorteil liegt in der Effizienzsteigerung und der Reduzierung von Ausfallzeiten. Indem wir Produktionsdaten sammeln und analysieren, können wir Prozesse schneller anpassen und die Produktion flexibler gestalten. Langfristig sehe ich das Potenzial vor allem in der Schaffung von Wertschöpfungsnetzwerken: Wenn Unternehmen ihre Daten miteinander teilen und sie gemeinsam nutzen, entstehen neue Geschäftsmodelle und Kooperationen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Ein gutes Beispiel sind Plattformen, auf denen Maschinenbauer ihre Daten teilen und gemeinsam an Lösungen für vorausschauende Wartung oder optimierte Produktionsprozesse arbeiten. Das sichert langfristig nicht nur die eigene Position, sondern stärkt den gesamten Maschinenbausektor in Deutschland.

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