Etiketten selbst herzustellen, ist für Festool wirtschaftlicher als zu kaufen.

Etiketten selbst herzustellen, ist für Festool wirtschaftlicher als zu kaufen. (Bild: Festool)

Festool kann dieses Jahr mehrfach feiern: „Wir feiern dieses Jahr nicht nur 100 Jahre Festool, sondern auch 100 Jahre erfolgreiche Produktion unserer Elektrowerkzeuge in Deutschland“, berichtet Steffen Heinrich, Werkleiter Weilheim bei Festool. Daneben ist das Unternehmen Fabrik-des-Jahres-Sieger in der Kategorie 'Hervorragende Kleinserienfertigung'.

Das 1925 gegründete Unternehmen Fezer & Stoll, später Festo, produzierte zunächst unterschiedliche Holzbearbeitungsmaschinen, bevor sich in den 50er Jahren mit der Pneumatik ein zweiter Wirtschaftszweig entwickelte. Im Jahr 2000 erfolgte die Realteilung in Festo (Pneumatik) und Festool (Holzbearbeitungsmaschinen).

Zum heutigen Festool-Produktionsverbund gehören vier Werke, darunter die Standorte Weilheim und Neidlingen. „Das Besondere an unserem Werksverbund ist, dass wir wie ein Werk agieren“, sagt Steffen Heinrich. Eigentlich sind es nämlich zwei Werke – das Montagewerk in Weilheim und das Komponentenwerk in Neidlingen. Dass sie aber wie ein Werk agieren liegt daran, dass beide Standorte bis 2021 auch physisch noch ein Werk waren. Weil jedoch der Standort Neidlingen, der übrigens 2002, 2005 und 2008 bereits zu den Siegern der Fabrik des Jahres zählte, nicht über genügend Wachstumsfläche verfügte, erfolgte der Umzug der Montage ins rund sieben Kilometer entfernte Weilheim.

„Im Zuge dessen hatten wir unter anderem die Möglichkeit, die Logistik zu optimieren“, erklärt Heinrich den Vorteil, dass das Rohmateriallager nun direkt an die Montage angegliedert ist und die Versorgung über fahrerlose Transportsysteme erfolgen kann.

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2026 in Dortmund stattfinden.

 

Nutzen Sie Ihre Chance und melden Sie sich jetzt zum Wettbewerb an! Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Website der Fabrik des Jahres: Hier klicken!

 

Mehr zu den Siegerwerken 2024 lesen Sie hier!

 

Hören Sie sich auch die Podcast-Sonderfolge zur Fabrik des Jahres an. Johann Kraus von Rohde & Schwarz erklärt darin unter anderem, wie auch Ihr Werk gewinnen kann. Hier kommen Sie zu Industry Insights!

Produktion von Motoren erfordert maximale Flexibilität

Christian Wolf, Werkleiter Neidlingen.
Christian Wolf, Werkleiter Neidlingen. (Bild: Festool)

Für Neidlingen bedeutete die räumliche Trennung, sich auf die Herstellung von Elektromotoren und zerspante Bauteile konzentrieren zu können. „Elektromotoren kann man auf dem Weltmarkt einkaufen. Doch die Produktion von Motoren, welche zu den jeweiligen Anforderungen hinsichtlich Qualität und Leistung zu unseren Elektrowerkzeugen passen, erfordert eine maximale Flexibilität der Fertigungsanlagen und genau das ist unsere Kernkompetenz“, nennt Christian Wolf, Werkleiter Neidlingen, den Unterschied zum Wettbewerb und die Fähigkeit, bis zu 50 Varianten auf einer einzigen Produktionsanlage herstellen zu können.

„Wenn es gut werden muss, dann müssen wir es selbst machen“, wusste bereits der Firmengründer Gottlieb Stoll. „Deshalb“, fügt Wolf hinzu, „hinterfragen wie immer wieder, was wir inhouse besser machen können, um die Varianz und die Flexibilität abzubilden, die wir brauchen.“

Festool: Das hat die Jury der Fabrik des Jahres überrascht

Mit solchen fundierten Make-or-Buy-Abwägungen, die nicht der Fertigungstiefe als Selbstzweck, sondern dem wirtschaftlichen Optimum dienen, konnte Festool die Jury der Fabrik des Jahres mehrfach überzeugen. Und auch überraschen. Dass sich nämlich im Werk Neidlingen eine eigene Druckerei befindet, hatte man beim Audit nicht erwartet.

„Alle Druckmedien wie Leistungsschilder, Bedienungsanleitungen oder Sicherheitshinweise stellen wir selbst her. Bei mehr als 2.200 verschiedenen Aufklebern sowie über 600 verschiedenen Bedienungsanleitungen haben wir natürlich geprüft, ob es nicht über einen externen Dienstleister einfacher ist“, erklärt Wolf den ungewöhnlichen Schritt. Um aber bei der hohen Varianz und dem geringen Volumen eine schnelle Lieferverfügbarkeit zu gewähren, war die Entscheidung, inhouse zu drucken, der einfachste Weg. Der typische Festool-Weg.

Das Siegerwerk der Kategorie ‚Hervorragende Kleinserienfertigung‘: Festool, Werke Weilheim (Bild) / Neidlingen.
Das Siegerwerk der Kategorie ‚Hervorragende Kleinserienfertigung‘: Festool, Werke Weilheim (Bild) / Neidlingen. (Bild: Festool)

Schlanke Arbeitssysteme sind großer Erfolgsfaktor

Steffen Heinrich, Werkleiter Weilheim.
Steffen Heinrich, Werkleiter Weilheim. (Bild: Festool)

„Wir überlegen uns immer sehr genau, was wir können und was wir brauchen. Und das, was wir können und brauchen, das machen wir meistens selbst“, erklärt Heinrich und verweist auf den eigenen Betriebsmittelbau. Durch ihn lässt sich die Montage bei Produktänderungen über den Produktlebenszyklus oder bei Neuentwicklungen nicht nur sehr schnell anpassen.

„Er hilft uns auch, die Arbeitssysteme perfekt auf die Mitarbeitenden anzupassen, die Varianz abzubilden und eine sehr hohe Effizienz zu erzeugen“, fügt Heinrich hinzu. Festool beschäftigt sich nämlich seit 1997 mit Lean Production, und sieht in schlanken Arbeitssystemen auch weiterhin einen großen Erfolgsfaktor für die Produktion in Deutschland.

Um bei Problemen genau die Lösung zu bekommen, die man braucht, resultiert auch die hohe Kompetenz von Festool, schnell und kostengünstig Software-Tools zu entwickeln und Produktionsprozesse zu digitalisieren. „Wir hatten oft die Situation, als das Thema Digitalisierung am Shopfloor hochkam, dass viele Softwarehäuser uns ihre Lösung anbieten wollten. Lösungen, zu denen wir weder die passenden Anwendungen noch die zu bewältigende Probleme hatten“, nennt Heinrich den Grund, weshalb man auch hier auf eigene Entwicklungen nach dem Citizen-Development-Ansatz setzt, um die Lösung zu erhalten, „die eben zu uns passt“.

Mittlerweile nutzt Festool zahlreiche selbst entwickelte PowerApps für die Produktion, die sich in der Fabrik des Jahres als eine der wesentlichen Stärken herauskristallisierten.

Mensch ist wichtiger Erfolgsfaktor

„Wenn man bei uns durch die Produktion geht, fällt schon auf, dass wir sowohl im digitalen wie auch im mechanischen Bereich sehr viele clevere Lösungen haben. Der Grund dafür ist, dass wir dadurch ein perfekt angepasstes System aufbauen, das unsere wirtschaftlichen Anforderungen erfüllt und gleichzeitig auf den Mitarbeitenden ausgerichtet ist, um ein angenehmes Umfeld zu schaffen.

Wir arbeiten auf Augenhöhen mit den Mitarbeitenden und sie sind natürlich dazu eingeladen, sich einzubringen“, betont Heinrich. Diese Einstellung führt gerade in den Produktionsbereichen zu vielen Verbesserungsvorschlägen, die direkt von den Mitarbeitenden kommen. Heinrich weiter: „Bei all der eingesetzten Technik ist der Mensch in unserer Produktion immer noch der wichtige Erfolgsfaktor, der häufig den Unterschied macht. Deshalb steht in unserem Produktionssystem der Mensch im Mittelpunkt“.

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