Die Unternehmen der Automatisierungsbranche müssen derzeit Umsatzrückgänge hinnehmen.

Die Unternehmen der Automatisierungsbranche müssen derzeit Umsatzrückgänge hinnehmen. (Bild: Panuwat - stock.adobe.com)

Der schwache Welthandel belastet auch die elektrische Automation. Kunden profitieren noch von ihren hohen Lagerbeständen und notwendige Investitionen werden häufig ins kommende Jahr verschoben, berichtet der VDMA-Fachverband Elektrische Automation.

In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank demnach in der elektrischen Automation der Auftragseingang real um zehn Prozent. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent gesunken.

Im laufenden Jahr ist in sämtlichen Teilbereichen ein Rückgang der Auftragseingänge zu verzeichnen. In der Sensorik wurden in den ersten neun Monaten 2024 reale Bestellrückgänge von zehn Prozent sowie beim Umsatz von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Die Steuerungstechnik muss einen Rückgang des Auftragseingangs von acht Prozent bei einem gleichzeitigen Rückgang des Umsatzes von 24 Prozent hinnehmen.

Der Bereich "Sonstige Erzeugnisse" verzeichnet ein Minus von zwölf Prozent bei der Nachfrage und einen Umsatzrückgang von 26 Prozent. In allen drei Bereichen übersteigt die Nachfrage aus dem Ausland die Inlandsnachfrage.

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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VDMA rechnet mit positiver Tendenz

Insgesamt rechnet die Branche für dieses Jahr mit einem Umsatzrückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, berichtet der Fachverband. „Die Branche erwartet für die erste Jahreshälfte 2025 eine weiterhin angespannte Auftragslage gegenüber 2024 und damit verbunden auch einen stagnierenden Umsatz. Der Bodensatz sollte bald erreicht sein“, sagte Jörg Freitag, Vorstandsvorsitzender des VDM-Fachverbands. Die Lagerbestände der Kunden sollten sich zudem abbauen, sagte Reinhard Heister, Geschäftsführer VDMA Elektrische Automation.

In der zweiten Jahreshälfte rechnet der Verband mit einer positiven Tendenz. Aber: Die wirtschaftliche Prognose sei aufgrund der geopolitischen Krisen schwer abschätzbar.

An die Politik gewandt forderte Freitag mehr unternehmerische Freiheit. „Es muss in Deutschland wieder Freude machen, unternehmerisch tätig zu sein“, sagte er. Dazu gehören Freitag zufolge neben dem Bürokratieabbau eine moderne Infrastruktur, adäquate Energiekosten, verlässliche politische Entscheidungen sowie ein flexiblerer Arbeitsmarkt und ein wettbewerbsfähiges Steuersystem.

Veränderte Wettbewerbssituation in der Automation

Der ZVEI erklärte, die Unternehmen warten auf neue Aufträge. Das gestalte sich aber als schwierig, zum Beispiel bei der Autoindustrie. Wenn die Autobranche in der Krise ist, merke das auch die Automatisierungstechnik, sagte Rainer Brehm, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Automation. „Je weniger Autos produziert werden, desto weniger Automatisierung braucht man.“

Im September gingen bei den Unternehmen der Automation 5,4 Prozent weniger Aufträge ein als im Jahr zuvor. Von Januar bis September lagen die Bestellungen sieben Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz sank im gleichen Zeitraum um 8,3 Prozent.

Auch der ZVEI nannte hohe Lagerbestände und eine schleppende Konjunktur als Gründe für die aktuelle Lage. Dazu komme eine veränderte Wettbewerbssituation durch immer mehr asiatische Mitbewerber.

Beckhoff: Umsatzrückgang von 30 Prozent

Während 2023 noch ein „tolles Jahr“ für Beckhoff war, sieht es dieses Jahr ganz anders aus. Das Familienunternehmen erwartet für 2024 einen Umsatzrückgang von rund 30 Prozent, sagte Frederike Beckhoff, Assistentin der Geschäftsleitung.

Sie erklärte, der hohe Rückgang sei zu erwarten gewesen, da die vergangenen drei Jahre „Boom-Jahre“ gewesen seien. Die Kunden haben Frederike Beckhoff zufolge ein Lager an Produkten aufgebaut.

Sie erklärte, die Talsohle sei nun aber erreicht und werde „langsam aber stetig“ verlassen. Beckhoff habe seine Produktionskapazitäten entsprechend angepasst. „Wir nutzen unsere aktuellen Überkapazitäten in der Produktion, um unsere Lager aufzufüllen“, so Frederike Beckhoff. Das Familienunternehmen baut ein neues großes Zentrallager, um die Logistikprozesse zu verbessern.

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(Bild: mi-connect)

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So will Phoenix Contact aus der Krise kommen

Ebenfalls einen Umsatzrückgang muss Phoenix Contact hinnehmen. Das Unternehmen rechnet für das laufende Jahr mit einem Minus von zwölf Prozent (Gesamtumsatz: drei Milliarden Euro). 2023 waren es minus sechs Prozent.

„Berücksichtigen müssen wir hierbei, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren teilweise mit über 20 Prozent überdurchschnittlich gewachsen ist, basierend auf einem Boom, der durch Verknappung hervorgerufen wurde“, sagte Ulrich Leidecker, Chief Operating Officer.

Er erklärte unter anderem, seit der Corona-Pandemie sei die Welt in stetiger Dynamik und volatil geworden. Dem müsse man sich stellen. Er betonte aber auch: „Wir dürfen den Glauben an die Globalisierung nicht verlieren.“ Um Abhängigkeiten von einzelnen Wirtschaftsregionen zu verringern, investiert das Unternehmen in neue Märkte, beispielsweise in Südostasien und Mexiko.

Aktuell verzeichne Phoenix Contact in bestimmten Nischenmärkten wie im Bereich der Data Center und auch der Logistik Wachstum. Die Hauptmärkte, wie der Maschinenbau und auch die Automobilindustrie, kämpfen mit starken Rückgängen. Auf die aktuelle wirtschaftliche Lage hat das Unternehmen mit Kostenreduktionsprogrammen, Kurzarbeit und einer stärkeren Resilienz in den Wertschöpfungsketten reagiert.

Zudem bleibe abzuwarten, ob aus den USA ein wirtschaftlicher Aufschwung kommen werde. „Wir gehen aber auch zukünftig von einer hohen Wertschöpfung zwischen uns und den amerikanischen Märkten aus und hoffen auf neue positive Impulse für die angespannte Wirtschaft“, so Leidecker.

Der COO kritisierte zudem deutlich die Regulatorik. Die Politik müsse handeln, denn die bürokratische Überregulierung belaste die Unternehmen, sagte er.

Die geopolitischen Spannungen bieten Leidecker zufolge keine guten Voraussetzungen für eine zunehmende wirtschaftliche Entwicklung. Auch in China sei die Situation weiterhin schwierig. Für 2025 ist der COO jedoch zuversichtlich, dass es ein moderates Wachstum geben wird.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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