„Viele Unternehmen betonen ihre Wandlungsfähigkeit, doch in der Realität zeigt sich, dass wir uns in den letzten Jahren zu wenig gegen globale Wettbewerbsnachteile gewehrt haben“, sagt Prof. Dr. Günther Schuh im Interview mit „Produktion“_Chefredakteur Claus Wilk auf dem Kongress zum Wettbewerb „Die Fabrik des Jahres“.
Die Zukunft der deutschen Industrie: Zwischen Wandel und Tradition
Im Rahmen des renommierten Kongresses zum Wettbewerb „Die Fabrik des Jahres“ erörterte Prof. Dr. Günther Schuh, Direktor des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen und Direktor des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT sowie Direktor des Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, die Zukunft der deutschen Industrie in einem Gespräch mit Claus Wilk, dem Chefredakteur des Fachmediums „Produktion“. Im Rahmen eines ausführlichen Gesprächs erörterte er die gegenwärtige Situation der deutschen Industrie, ihre Herausforderungen und Perspektiven.
Prof. Schuh betont, dass die deutsche Industrie weiterhin stark aufgestellt ist, insbesondere durch ihre Präsenz in etwa 100 der weltweit 150 technologischen Nischen. Dennoch identifiziert er Defizite: Trotz eines behaupteten Wandels fehle es in vielen Unternehmen an der tatsächlichen Anpassungsfähigkeit.
„Viele Unternehmen betonen ihre Wandlungsfähigkeit, doch in der Realität zeigt sich, dass wir uns in den letzten Jahren zu wenig gegen globale Wettbewerbsnachteile gewehrt haben“, stellt Schuh fest. Ein grundlegender Wandel sei notwendig, der nicht nur Innovation, sondern auch das bewusste Loslassen nicht mehr tragfähiger Strukturen umfasst.
Ein Blick in die Schweiz: Ein Vorbild für Deutschland?
Ein Lösungsansatz könnte laut Schuh in einer „professionellen, freundlichen Form des Industrieimperialismus“ liegen, wie sie in der Schweiz praktiziert wird. Hochlohnländer wie die Schweiz entwickeln Technologien, testen sie im Inland und bauen gezielt Produktionsstandorte im Ausland auf. „Wir sollten nicht ängstlich an allem festhalten, sondern mutiger agieren“, rät der Experte.
Mitarbeitermotivation als Erfolgsfaktor
Ein weiteres zentrales Thema war die Bedeutung der Mitarbeitermotivation. Laut Schuh haben nur jene Unternehmen bei „Die Fabrik des Jahres“ gewonnen, die es geschafft haben, ihre Mitarbeiter zu mobilisieren. „Dienst nach Vorschrift reicht nicht aus, um den Industriestandort Deutschland zukunftsfähig zu machen. Wir brauchen Engagement und Begeisterung“, so Schuh.
Die Fabrik des Jahres als Trendsetter
Schuh hebt hervor, dass der Kongress „Die Fabrik des Jahres“ wesentlich zur Stärke der deutschen Industrie beigetragen hat. Er nennt als Beispiele die frühe Diskussion um Industrie 4.0 sowie das aktuelle Thema „Upgrade Circular Economy“. Die Veranstaltung diene nicht nur als Orientierungshilfe, sondern setze aktiv Trends, die von der Industrie aufgegriffen werden.
Fabrik des Jahres

Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2026 in Dortmund stattfinden.
Nutzen Sie Ihre Chance und melden Sie sich jetzt zum Wettbewerb an! Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Website der Fabrik des Jahres: Hier klicken!
Mehr zu den Siegerwerken 2024 lesen Sie hier!
Hören Sie sich auch die Podcast-Sonderfolge zur Fabrik des Jahres an. Johann Kraus von Rohde & Schwarz erklärt darin unter anderem, wie auch Ihr Werk gewinnen kann. Hier kommen Sie zu Industry Insights!
Der nächste Schritt: Vom Wissenschaftler zum Unternehmer
Mit seinem Abschied aus der „Fabrik des Jahres“ und seiner bevorstehenden Emeritierung plant Prof. Schuh einen Rollenwechsel. Künftig will er als Unternehmer produzierende Unternehmen im Maschinenbau und der Automobilzulieferindustrie aufbauen. „Ich möchte nicht als CEO, sondern als Eigentümer agieren und so meine Erfahrung aus 35 Jahren Industriearbeit einbringen.“
Fazit: Optimismus trotz Herausforderungen
Trotz der strukturellen Herausforderungen sieht Prof. Schuh optimistisch in die Zukunft: „Die aktuelle Krise könnte sich langfristig als positiv erweisen.“ Mit einer klaren Vision, mutigem Wandel und starker Mitarbeitermotivation kann die deutsche Industrie ihre Spitzenposition behaupten.