Die deutsche Elektroindustrie steht vor vielen Herausforderungen.

Die deutsche Elektroindustrie steht vor vielen Herausforderungen. (Bild: metamorworks - stock.adobe.com)

Eigentlich könnte die Elektro- und Digitalindustrie zufrieden sein: Die Branche vermeldet mit 242 Milliarden Euro ein erneutes Rekordhoch bei den nominalen Erlösen. Die Produktion wuchs 2023 um 1,4 Prozent. Dennoch bleibt es beim „eigentlich“, denn der Blick in die Zukunft ist getrübt. Der ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) erwartet für 2024 einen Produktionsrückgang um zwei Prozent.

„Das ist nicht dramatisch, aber wird für viele Unternehmen eine Herausforderung“, sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel heute in der Jahrespresskonferenz. Das allgemeine Konjunkturumfeld sei derzeit eher ungünstig.

Bei der Kapazitätsauslastung gebe es bereits Spannungen, so Kegel. Die Auslastung liegt derzeit bei knapp 80 Prozent. Zum Vergleich: Für die Elektrotechnik ist alles gut, was über 85 Prozent liegt.

Bereits seit März sind die Auftragseingänge rückläufig – und zwar nicht nur im Vergleich zum Vorjahresmonat, sondern auch im Vergleich zum Vormonat, so Kegel. Der Branche hilft jedoch, dass sie Megatrends wie Automatisierung und Elektrifizierung bedient und sich der Markt in diesen Bereichen dynamischer entwickelt.

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Handelsabkommen: ZVEI fordert mehr Geschwindigkeit

Ein Sinnbild für diese Entwicklung ist der Export. Hier haben sich die Ausfuhren in den vergangenen zehn Jahren um fast 100 Milliarden Euro erhöht. 2023 stiegen sie um knapp vier Prozent auf 256 Milliarden Euro.

Getrübt wird das Bild jedoch vom Stillstand bei den Handelsabkommen. ZVEI-Präsident Kegel erklärte, die Branche wünsche sich von der EU-Kommission mehr Einsatz. Die EU müsse bei den Abkommen Geschwindigkeit aufnehmen.

Ebenfalls in die Pflicht nimmt Kegel die EU bei einem anderen Thema: „Der Binnenmarkt ist unser größtes Asset“, sagte er. Deshalb müsse das große Potenzial wieder mehr wahrgenommen und der Binnenmarkt gestärkt werden. Er forderte die Politik auf, die EU von „dramatisch zunehmender Bürokratisierung“ zu befreien.

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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ZVEI: Lieferkettengesetz ist industriefeindlich

Europa stecke in einer Regulierungswutwelle. Zur Datenwirtschaft gebe es zum Beispiel fünf Rechtsakte, die gleichzeitig verhandelt werden, so Kegel. Die Forderung des ZVEI: Die Bürokratie muss entschieden zurückgedrängt werden.

Sorgen bereitet den Unternehmen zum Beispiel die geplante EU-Regulierung zum Einsatz künstlicher Intelligenz. „Unser Eindruck ist, dass die EU aktuell beim Einsatz von künstlicher Intelligenz vor allem regulatorisch vorprescht und dabei viel zu wenig präzise ist“, sagte der Vorsitzende der Verbandsgeschäftsführung, Wolfgang Weber. Die vorliegende KI-Verordnung drohe zu einer massiven Innovationsbremse zu werden, die mit unnötigen bürokratischen Kosten und einem hohen Maß an Rechtsunsicherheit für die Industrie einhergehe.

Der Verband fordert außerdem, das „industriefeindliche“ EU-Lieferkettengesetz zu stoppen. Kegel berichtet, der Aufwand sei hier utopisch und stehe in keinem Verhältnis zu dem, was erreicht werden soll. Mehr zum Lieferkettengesetz lesen Sie hier: "Maschinenbau kritisiert das EU-Lieferkettengesetz scharf"

Elektrobranche investiert weiter in deutsche Standorte

Deutschland bleibt weiter ein wichtiger Standort für die Elektrobranche. Eine aktuelle ZVEI-Mitgliederbefragung zeigt, dass die Bundesrepublik der bevorzugte Investitionsstandort ist: Vier von fünf Unternehmen planen hier Investitionen. Insgesamt wollen 60 Prozent der Firmen 2024 mehr investieren als im Mittel der vergangenen drei Jahre.

Gesellschaftspolitisch stellte sich der Verband gegen Positionen der Rechtsextremen. „Rassismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, jede Facette rechter Ideologie lehnen wir entschieden ab“, sagte Kegel. „Rechtsextremistische Parteien schaden dem Wirtschaftsstandort und damit dem Wohlstand. Dies gilt auch für die AFD.“

Das sind die Industrietrends 2024

Roboter in Fabrik
  (Bild: Nataliya Hora - stock.adobe.com)

Doch auch außerhalb der EU gibt es Herausforderungen für die Branche. Die Industrie sollte die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump wieder zum US-Präsidenten gewählt wird, deutlich ernster nehmen und frühzeitig vorbereitet sein, meinte Kegel. Man müsse mehr tun, um eine, sich abschottenden Amerika entgegenzukommen.

Die USA sind neben China die größten Abnehmerländer mit jeweils mehr als 23 Milliarden Euro (Januar bis November 2023).

China wird auch weiter ein wichtiger Markt bleiben. „Wer glaubt, dass wir uns aus dem chinesischen Markt zurückziehen und die Absätze in Ländern in Afrika und in Indien ausgleichen können, dem muss ich leider sagen, dass das viele Jahre dauern wird, bis Afrika und Indien das Marktpotential dazu haben“, so Kegel.

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