IT-Systeme haben einen wesentlichen Anteil an der Effizienz und Flexibilität moderner Produktion. Ein optimales Zusammenspiel der ERP-, CAD/CAM-, SCADA-, MES- und Personalsysteme, der Expertenlösungen und spezifischer Applikationen, ist deshalb unerlässlich, um eine zukunftssichere Produktionslandschaft aufzubauen. Die zentrale Frage ist dabei, wie die Systemlandschaft verschlankt werden kann, ohne funktionale Einbußen in Kauf nehmen zu müssen. Diese Herausforderung ist nicht neu. Die Digitalisierung verleiht ihr nur eine zunehmende Brisanz – bietet aber auch Lösungsansätze, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren.
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Experte und Ansprechpartner zum Thema produktionsnahe IT ist Jonas van Thiel, ROI-Efeso. Sie erreichen Jonas van Thiel unter vanthiel@roi.de.
Die sanfte IT-Revolution: Wie Schnittstellen ihren Schrecken verlieren
Die Veränderungen kommen schrittweise, haben jedoch in ihrer Tragweite enormes Potenzial. Der entscheidende Hebel ist dabei der modulare Aufbau von IT-Architekturen. Er macht es möglich, dass der Roll-out mächtiger, monolithischer Systeme, die alle relevanten Funktionalitäten abdecken und die Zahl der Schnittstellen minimieren, nicht mehr der Nordstern der digitalen Roadmap sein muss.
Die technologische Entwicklung erlaubt inzwischen andere Wege – insbesondere durch die Plattformlogik, die den Betrieb einer Vielzahl spezialisierter Applikationen ohne die typischen Schnittstellenprobleme ebenso ermöglicht, wie die gemeinsame Nutzung von Datenpools. Modularisierte Lösungen stellen zahlreiche Schnittstellen zur Verfügung, die deutliche einfacher zu managen sind als früher. Perspektivisch gehört die Automatisierung von Schnittstellen zu den Standardanforderungen aller zukünftiger Systeme für die keine Hochsicherheitsvorgaben gelten. Aber auch bei der Anbindung von Legacy-Systemen, oder in Bereichen, in denen sich eine Automatisierung der Schnittstellen nicht rechnet, gibt es effiziente Ansätze. So können RPA-Lösungen (Robotic Process Automation) menschliches Verhalten simulieren und manuelle Schnittstellen übernehmen.
Daten: Bessere Zusammenarbeit in der Supply Chain
Ein weiterer Faktor dieser Entwicklung ist die deutliche Entspannung bei IT-Themen rund um unternehmensübergreifende Supply Chains. Eine intensive datenbasierte Zusammenarbeit ist inzwischen möglich, ohne dass Zulieferer weitreichende Systemvorgaben ihrer Kunden übernehmen müssen. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern reduziert auch die Spannungen zwischen den Partnern. Die Implementierung von Konnektoren und die Nutzung fortgeschrittener Technologie wie Blockchain ist in vielfacher Hinsicht einfacher, als eine Systemintegration in einem komplexen Netzwerk zu erzwingen.
Gestaltung der IT-Landschaft in der Produktion: Darauf sollten Sie achten!
- Es geht nicht darum, welche IT-Systeme man nutzen will, sondern welche funktionellen Anforderungen heute und in Zukunft relevant sind!
- Eine Integration aller Funktionalitäten in einem Gesamtsystem ist nicht die Lösung! Vielfach sind Zwischentechnologien wie RPA der bessere Weg!
- Insellösungen darf es nicht geben – aber Expertenlösungen, die im IT-Verbund reibungslos funktionieren!
- Es ist wichtiger, Daten zu integrieren, als Systeme!
- Die Vielzahl funktionaler Expertensysteme sind kein Problem – aber verschiedene Expertensysteme für die gleichen funktionalen Anforderungen!
Wie Sie IT-Wildwuchs mit geplanter Vielfalt Herr werden
Die neuen Optionen zum effektiven und effizienten Management der Systemvielfalt sind jedoch kein Freifahrschein für einen ungesteuerten IT-Wildwuchs. Denn wenn die Systemlandschaft von der Erfassung der Maschinensensoren über das Shopfloor-Management bis hin zur ERP-Ebene sauber und konsistent aufgebaut ist, lassen sich gerade in einem Werkeverbund jedes Jahr Tausende Stunden einsparen, die für die Bedienung verschiedene Systeme notwendig sind.
Ein weiterer Faktor sind hohe Lizenz- und Betriebskosten heterogener Landschaften sowie potenzielle Einbußen bei Effizienz und Reaktionsgeschwindigkeit. Jede Schnittstelle verursacht laufende Kosten und Wartungsaufwand, so dass eine Verringerung der Systemheterogenität grundsätzlich vorteilhaft ist. Es geht deshalb darum, eine optimale Balance zwischen dem Mehrwert durch Erfahrung und Wissen, die hinter Expertensystemen stehen und den Kosten für ihren Betrieb zu finden. Die bereits beschriebenen modularen Architekturen, vereinfachte Schnittstellen und Brückentechnologien wie RPA, sind dafür wesentliche Instrumente.
Ein weiterer wichtiger Hebel ist die Skalierung der Expertensysteme im gesamten Verbund, damit für einen spezifischen Prozess ein System genutzt wird. Denn problematisch sind nicht die einzelnen Expertensysteme für die funktionalen Anforderungen, sondern die Vielzahl an Expertensystemen für ein und dieselbe Anforderung in unterschiedlichen Werken eines Verbunds.
Merke: Zuerst die Prozesse, dann die IT
Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, den Blick nicht zuerst auf die IT, sondern auf die heutigen und künftigen funktionalen Anforderungen in Bereichen wie Instandhaltung, Qualität, Produktionsplanung, -ausführung, -überwachung, oder -steuerung zu richten. Die Frage ist nicht, welche IT-Lösung gebraucht wird – sondern wie man heute und morgen arbeiten will. Dabei lässt sich nicht selten feststellen, dass unter den im Werkeverbund vorhandenen funktional redundanten Lösungen durchaus Best Practices, sowohl technologisch als auch in der Nutzung, existieren, die sich im gesamten Netzwerk skalieren lassen. Anschaffungen neuer Systeme lassen sich immer wieder vermeiden, wenn die im Unternehmen vorhandenen Technologie- und Wissensressourcen effektiv und bereichsübergreifend genutzt werden.
Zum Thema: Was macht Analytics-Initiativen erfolgreich?
Was macht eigentlich Analytics-Initiativen erfolgreich? Weiterführende Informationen gibt ROI-Efeso hier.
Homogene Daten sind wichtiger als homogene Systeme
Die vielleicht am weitesten reichende Veränderung bei der Betrachtung von IT-Landschaften im Produktionsumfeld ist die wachsende Bedeutung künstlicher Intelligenz. Doch damit KI ihre Schlagkraft entfalten kann, bedarf es einer Standardisierung und Zusammenführung aller verfügbaren Produktions-, Produkt-, Prozess- und Umfelddaten sowie die Entwicklung eines einheitlichen Datenmodells.
Moderne cloudbasierte IOT-Plattform bieten zunehmend diese Möglichkeiten und stellen darüber hinaus vorgefertigte Algorithmen bereit, die weiterentwickelt werden können. Hier ergeben sich interessante Skaleneffekte. Denn ein für die Fertigung entwickelter Algorithmus kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in anderen Kontexten und von anderen Applikationen genutzt werden.
Im Zusammenspiel mit dem modularen Aufbau der Lösungen und einfach zu handhabenden Schnittstellen, ergeben sich so völlig neue Perspektiven für die schnelle und flexible Integration neuer Maschinen und Systeme und für den Aufbau von produktionsnahen IT-Landschaften, die sich über ihre Offenheit und Evolutionsfähigkeit definieren und ihr Potenzial, die Smart Factory Vision zu unterstützen.