Die Instandhaltung unterliegt, bedingt durch ein sich permanent veränderndes Umfeld, einem anhaltenden Wandel. Neue, vielversprechende digitale Technologien, wie zum Beispiel Predictive Maintenance oder Data Analytics, prallen auf gewachsene Organisationsstrukturen und Unternehmenskulturen. Die Transformation zur Smart Maintenance, bei der Wissen datenbasiert und bedarfsgerecht zur Verfügung steht, wird damit zu einer wichtigen Aufgabe, um das volle Potential einer intelligenten Instandhaltungsorganisation ausschöpfen zu können.
Die Experten des VDI Fachausschusses Instandhaltung setzen sich im Rahmen ihrer Richtlinienarbeit kontinuierlich mit diesen Entwicklungen auseinander und tauschen Erfahrungen über Aktivitäten zu aktuellen Themenstellungen aus.
Anlässlich der fortschreitenden Erfahrungen, die auf diesem Weg gesammelt werden, haben die Experten des VDI Fachausschusses Instandhaltung die bisherige Instandhaltungsroadmap auf den Prüfstand gestellt. Neben einem neuen Ordnungsrahmen wurden aktuelle Themen hinsichtlich ihrer Implikationen auf die Aufgaben einer Instandhaltungsorganisation ergänzt. Die überarbeitete Instandhaltungsroadmap des VDI Fachausschusses Instandhaltung dient somit als Orientierungshilfe für Unternehmen auf dem Weg zur Smart Maintenance und wurde im Rahmen des 40. VDI Forums Instandhaltung in Duisburg dem Fachpublikum vorgestellt.
Neuer Ordnungsrahmen für die Instandhaltungsroadmap
Der Ordnungsrahmen der aktualisierten Roadmap umfasst auf der äußersten Ebene die externen Einflüsse des Marktes. Auf diese muss die Instandhaltung (proaktiv) reagieren und ihre künftigen Tätigkeiten entsprechend ausrichten. Den Kern der Roadmap beschreiben im Sinne des acatech Industrie 4.0 Maturity Index die vier Gestaltungsfelder Ressourcen, Organisation, Kultur und IT-Systeme.
Unter Ressourcen fassen die Experten des VDI Fachausschusses alle der Instandhaltung physisch zur Verfügung stehenden Mittel, zum Beispiel Mitarbeiter, Werkzeuge und Ersatzteile, zusammen.
Die Organisation umfasst neben der Aufbauorganisation, zum Beispiel die interne Verankerung der Instandhaltung im Unternehmen, auch die Ablauforganisation, also Prozesse innerhalb einer Instandhaltungsorganisation.
Die Kultur eines Unternehmens oder einer Abteilung beschreibt das Selbstverständnis der Mitarbeiter bezüglich ihrer eigenen Rolle sowie die Wahrnehmung, welche die Mitarbeiter bezüglich der Rolle der Instandhaltung als Teil des Unternehmens haben.
Das letzte Gestaltungsfeld der IT-Systeme setzt sich aus Sicht der Experten des VDI Fachausschusses aus sozio-technischen Systemen zusammen, welche die Bereitstellung, Speicherung und Verarbeitung von instandhaltungsrelevanten Daten, Informationen und Wissen ermöglichen.
Außerdem beinhaltet die Roadmap einen, die Gestaltungsfelder übergreifenden, Zeitrahmen. Dieser ordnet die einzelnen Elemente nach Ihrer Umsetzungsdauer, auf Basis der Einschätzung des VDI Fachausschusses, innerhalb des jeweiligen Gestaltungsfeldes ein.
Externe Einflüsse als Transformationsdruck
Derzeit drängt eine Vielzahl an innovativen (digitalen) Technologien auf den Markt. Verfahren des Machine Learning oder der künstlichen Intelligenz sind neben diversen Plattformen nur einige Beispiele. Ihre erfolgreiche Integration ist dabei längst keine rein technische Frage mehr, sondern muss vielmehr im Kontext organisatorischer und unternehmenskultureller Aspekte betrachtet werden.
Strukturelle Einflüsse wie eine zunehmende Globalisierung und die Auswirkungen des demografischen Wandels sind weitere Faktoren, die für die zukünftigen Ausrichtungen der Instandhaltung berücksichtigt werden müssen.
Eine unmittelbare Folge solcher strukturellen Änderungen, die bereits jetzt zu spüren ist, ist der Fachkräftemangel. Bedingt durch ein zunehmendes (altersbedingtes) Ausscheiden von Fachkräften bei einem gleichzeitigen Mangel an adäquatem Nachwuchs, scheitern aktuell viele Unternehmen daran eine ausgeglichene Personalstruktur aufrecht zu halten oder zu etablieren.
Dies führt zu Überlastungen der Mitarbeiter und zum Verlust von spezifischem Wissen, dass über Jahre angesammelt und nicht rechtzeitig weitergegeben oder (digital) verfügbar gemacht werden konnte. Gerade hieraus ergeben sich wichtige Aufgaben, welche die Instandhaltungsorganisationen aktiv vorantreiben müssen.
Ressourcen als limitierender „Instandhaltungsfaktor“
Der Einsatz moderner Technologien eröffnet der Instandhaltung nun neue Möglichkeiten, wie mit der knappen Ressource Arbeitskraft nachhaltiger und schonender umgegangen werden kann.
Laut der Experten des VDI Fachausschuss Instandhaltung können insbesondere durch MRK-Anwendungen (Mensch-Roboter-Kollaboration), wie zum Beispiel Exo-Skelette oder Co-Bots, körperlich anstrengende Arbeiten wie das Über-Kopf-Arbeiten in absehbarer Zukunft deutlich erleichtert werden.
Erfahrene Mitarbeiter können so länger in die praktischen Tätigkeiten eines Unternehmens eingebunden werden, was zum einen den Auswirkungen des Fachkräftemangels entgegenwirkt und zum anderen dafür sorgt, dass Erfahrungen im praxisnahen Umfeld weitergegeben werden können.
Neuen Lernformen wie Blended- und E-Learning wird im zunehmend interdisziplinären Aufgabenfeld der Instandhaltung bereits kurzfristig eine essentielle Rolle für den Aufbau von Ressourcen in Form von Wissen zukommen. Hierbei gilt es den neuen Lernanforderungen, welche sich speziell im Rahmen von Industrie 4.0 ergeben, gerecht zu werden.
Mitarbeiter müssen in diesen Bereichen mittelfristig adäquat aus- und fortgebildet werden. Vor allem im Umgang mit einfachen IT-Anwendungen und -Systeme sowie dem Aufbau von Grundkenntnissen in der Programmierung sehen die Experten des VDI Fachausschusses Bedarf bei der Weiterbildung.
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