Bei Backaldrin International The Kornspitz Company in Asten/ OÖ wurden Gesichtspunkte der Risikobetrachtung unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Durch Investitionen an der Pilotanlage in der Höhe von nur 19 Prozent die Gesamtrisikokosten konnten die Gesamtrisikokosten um 71 Prozent reduziert werden!
Was bedeutet Risiko?
Eine Definition von Risiko ist "die Gefahr, einen Schaden oder Verlust zu erleiden". Das Risikoausmaß ist der potenzielle (geldwerte) Schaden bzw. die Eintrittswahrscheinlichkeit mal dem Schadensausmaß.
Aufgaben eines anlagenbezogenen Risikomanagements
Ein anlagenbezogenes Risikomanagement zielt auf die Absicherung der Anlagenverfügbarkeit ab und soll u.a. folgende Aspekte umfassen:
- Die Schlüsselanlagen aus Sicht der Produktion als „Risikotreiber“ identifizieren; potenzielleRisiken frühzeitig erkennen, noch bevor sie zum Ausfall führen
- Möglichkeiten zur Risikoreduzierung ausarbeiten und bewerten
- Ausgewählte Maßnahmen umsetzen
Risikoarten für Produktionsanlagen
Auf die Produktionsanlagen bezogen lassen sich verschiedene Bedrohungen unterscheiden:
Was wird bedroht?
zum Beispiel Produktionsanlagen, Ersatzteile Werkzeuge, EDV, Hard- & Software,Energieversorgung, Vorprodukte, Fertigprodukte, Verbrauchstoffe, Roh- & Hilfsstoffe, Grund und Boden, Gebäude usw.
Ursachen der Bedrohung
Technische Defekte Transportschäden, Unwissenheit, Fehlverhalten, Fahrlässigkeit, Diebstahl, Naturereignisse usw.
Art der Bedrohung
Beschädigung, Zerstörung, Abhandenkommen, Verlust usw.
Folgen der Bedrohung
Kosten der Wiederbeschaffung, Instandsetzung, Durchsetzung von Rechten, Produktionsausfall, Einnahmeausfall, Beeinträchtigung der Liquidität, Betriebsstilllegung, Verlust von Arbeitsplätzen, Abgang von Arbeitskräften usw.
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Im Bereich der Instandhaltung und Anlagenbewirtschaftung sind die Ausfallkosten von zentraler Bedeutung; dabei lassen sich wie folgt unterscheiden:
- Ausfallkosten im weiteren Sinn, sie umfassen alle Kosten zur Bekämpfung nachteiliger ökonomischer Konsequenzen des Verschleißes im Beschaffungs-, Produktions- und Absatzbereich eines Unternehmens.
- Ausfallkosten im engeren Sinn, sie beinhalten den Anfall von Erfolgseinbußen, Erlösminderungen und Kosten während und nach der Dauer der Durchführung von Instandhaltungsaktionen im Produktionsbereich.
Risikoanalyse: Worauf müssen wir fokussieren?
In der Risikoanalyse geht es um die Identifikation und anschließende Bewertung der im Unternehmen existierenden anlagenbezogenen Ausfallrisiken.
Für die Identifikation der Risikotreiber hat sich die vorherige Definition von Schlüsselanlagen mit Beschränkung einer Bewertung auf diese Auswahl bewährt. Damit kann ein Totlaufen der Systematik infolge undifferenzierter zeitaufwändiger Anwendung auf alle Produktionsanlagen vermieden werden.
Mitarbeiter mit Anlagenerfahrung einbinden!
Für die Bewertung der Ausfallrisiken ist die Einbeziehung der Mitarbeiter mit Anlagenerfahrung unumgänglich. Dabei wird in der Diskussion zwischen Produktion (z.B. Anlagenfahrer, Schichtführer, Produktionsmeister) und Technik (z.B. IH-Meister, IH-Planer, Engineering, Fachexperten) das Verständnis für Ursachen und Wirkung sowie für die unterschiedlichen Sichtweisen verbessert.
Risikoreduzierung – Fokus auf Wirtschaftlichkeit
Bei der Reduzierung des Risikos steht die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen im Vordergrund. Naheliegend, dass im ersten Schritt eine Optimierung der IH-Strategie zum jeweiligen technischen Objekt geprüft werden muss: durch Verbesserung der Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen (Intervalle, aussagekräftige Dokumentation von Inspektionen zur Beurteilung des tatsächlichen Anlagenzustands oder dessen Veränderungen, Inhalte der Maßnahmen, Vorgaben für die Durchführung der W&I-Maßnahmen in Arbeitsplänen, …) lassen sich oft ohne Zusatzkosten Ausfallrisiken schrittweise reduzieren.
Der zweite Schritt führt zu Überlegungen technischer Verbesserungen wie Materialauswahl, konstruktive Änderungen, Schaffung von Redundanzen, Standardisierung von Austauschteilen usw. Der damit verbundene Kostenaufwand muss sich amortisieren, Wirtschaftlichkeitsvergleiche wie bei jeder anderen technischen Maßnahme auch sind notwendig.
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Praxisbeispiel Lebensmittelindustrie:
Bei Backaldrin International in Asten hat man mit dieser Vorgangsweise schon Erfahrung: ab Oktober 2017 wurde von den Fachleuten aus Produktion und Instandhaltung eine ausgewählte Schlüsselanlage unter die Lupe genommen.
Für diese erste Pilot-Anwendung holte man sich mit Dankl+Partner kompetente Unterstützung ins Haus. Das hat sich mit einer strukturierten zeiteffizienten Moderation durch den Prozess der Analyse und Maßnahmenableitung bezahlt gemacht und stellt gleichzeitig eine Schulung interner Mitarbeiter in der Methodenkompetenz dar.
Nach vier Wochen konnte das Bearbeitungsteam dem Management das im Bild unten dargestellte Ergebnis präsentieren. Aus 94 Technischen Objekten wurden neun Top Risikotreiber identifiziert und dazu 7 Verbesserungsmaßnahmen definiert, wobei sich eine der Maßnahmen auf drei Top Risikotreiber auswirkt. Durch Investitionen an der Pilotanlage in der Höhe von nur 19 Prozent die Gesamtrisikokosten konnten die Gesamtrisikokosten um 71 Prozent reduziert werden! Die Maßnahmen wurden im Anschluss schrittweise zur Umsetzung freigegeben.
Steigerung der Anlagenverfügbarkeit
Risikomanagement darf unternehmerische Initiativen und Wachstum nicht behindern, sondern kann helfen, Gewinnpotenziale realistisch einzuschätzen und zu realisieren. Damit verbessert Risikomanagement die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, reduziert die Wahrscheinlichkeit von Krisen und steigert den Unternehmenswert. Praxisbewährte Anwendungen helfen, diese Gewinnpotenziale mit dem Fokus auf die wesentlichen Risikotreiber zu identifizieren und die richtigen Verbesserungen rasch umzusetzen.
Dipl.-Ing. Ludwig Grubauer, dankl+partner consulting | MCP Deutschland
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