Allianz für europäische Weltraumverteidigung

Kongsberg, Helsing und Partner bündeln Raumfahrtkräfte

Ein Konsortium aus führenden Unternehmen der Verteidigungs- und Raumfahrttechnologie formiert sich mit einem Ziel: Europa bis 2029 eine souveräne, weltraumgestützte Aufklärungsarchitektur bereitzustellen.

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Helsing und Kongsberg Defence & Aerospace kooperieren, um schneller europäische Kapazitäten im Weltraum zu schaffen.
Helsing und Kongsberg Defence & Aerospace kooperieren, um schneller europäische Kapazitäten im Weltraum zu schaffen.

Zielbild einer souveränen Verteidigung aus dem Orbit

Helsing und Kongsberg Defence & Aerospace haben laut einer Mitteilung eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der der Aufbau dringend notwendiger europäischer Kapazitäten im Weltraum beschleunigt werden soll. Im Zentrum steht eine bis 2029 geplante souveräne Satellitenkonstellation für Aufklärung, Überwachung und Zielerfassung (IST), ergänzt durch eine voll vernetzte Kommunikationsebene.

Diese norwegisch-deutsche Initiative versteht sich als direkte Reaktion auf den zunehmenden Bedarf Europas nach glaubwürdiger Abschreckung. Gleichzeitig folgt sie der sicherheitspolitischen Erkenntnis aus jüngsten geopolitischen Entwicklungen, dass weltraumgestützte Aufklärung einen strategischen Schlüssel für die Zukunft bildet. Die Partnerschaft integriert sich dabei nahtlos in Deutschlands umfangreiche Raumfahrtvorhaben im Verteidigungsbereich und stützt sich auf die gewachsene Kooperation zwischen Norwegen und Deutschland.

Zusammenspiel bewährter Fähigkeiten

Die Umsetzung dieses Vorhabens basiert auf der Kombination unterschiedlicher Schlüsseltechnologien. Kongsberg bringt seine Erfahrung in der Satellitenentwicklung ein, Helsing liefert die KI-gestützte Softwarekompetenz. Beide Unternehmen verfügen über operative Erfahrungen aus der Ukraine, die in die Ausgestaltung der Systeme einfließen.

Die Satelliten von Kongsberg werden künftig mit den KI-basierten Algorithmen von Helsing ausgestattet. Damit lassen sich Datenmodalitäten wie Synthetic Aperture Radar (SAR), Elektrooptik (EO) und Radiofrequenz (RF) auf einer Plattform zusammenführen und effizient analysieren. Die On-Board-KI von Helsing übernimmt im Orbit die Datenvorverarbeitung – ein Schritt hin zu mehr Autonomie und Geschwindigkeit in der Informationsgewinnung.

Ergänzende Technologien aus Deutschland

Hensoldt wird SAR-Radar-, EO/IR- und Sensoren für elektronische Kriegsführung in das Projekt einbringen. Mit diesen Technologien soll die geplante Weltraumarchitektur entscheidend erweitert werden.

Oliver Dörre, CEO von Hensoldt, betont: „Die Sicherheit Europas hängt von souveränen Sensoren und Informationen ab. Durch die Kombination der norwegischen Satellitenkompetenz mit den fortschrittlichen SAR-, elektrooptischen und elektronischen Aufklärungssensoren von Hensoldt können wir eine widerstandsfähige Weltraumarchitektur aufbauen, die Europa den benötigten Informationsvorsprung verschafft. Wir sind stolz darauf, unsere Technologie in dieses gemeinsame deutsch-norwegische Projekt einzubringen.“

Ein weiteres Schlüsselelement ist Kongsberg Satellite Services (KSAT), Betreiber des weltweit größten Netzwerks an Bodenstationen für die Satellitenkommunikation. KSAT wird die Kommunikation mit den Satelliten sowie deren Betrieb sicherstellen – ein zentraler Baustein für die vollständige Kontrolle der Systeme.

Infrastruktur für orbitale Souveränität

Isar Aerospace wird als bevorzugter Partner für den Start der Satelliten fungieren. Der Startkomplex des Unternehmens bei Andøya Space in Norwegen bildet dabei die logistische Grundlage, um die geplanten Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn zu bringen.

Durch die Beteiligung von Isar Aerospace wird der gesamte Technologiezyklus – von der Sensorentwicklung über die Satellitenproduktion bis hin zum Start – innerhalb europäischer Wertschöpfungsketten realisiert. Teil der langfristigen Planung ist auch der Aufbau einer Satellitenproduktion in Deutschland, was die Grundlage für eine eigenständige europäische Verteidigungsfähigkeit stärken soll.

Stimmen aus der Industrie

Gundbert Scherf, Co-CEO und Mitgründer von Helsing, unterstreicht die Bedeutung weltraumgestützter Zielerfassung: „Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig Zielerfassung im Weltraum ist. Weltraumgestützte ISR ist die zuverlässigste, wetterunabhängige Quelle für kontinuierliche Informationen, wie wir mit unseren Analysealgorithmen, die bereits in der Ukraine eingesetzt werden, gezeigt haben. Zusammen mit Kongsberg werden wir maßgebliche integrierte Weltraumverteidigungssysteme bereitstellen, um sicherzustellen, dass Europa den Kampf um seine Souveränität gewinnt.”

Eirik Lie, Präsident von Kongsberg Defence & Aerospace, verweist auf die Notwendigkeit souveräner Kontrolle über verteidigungsrelevante Fähigkeiten: „Souveräne Überwachung, Aufklärung und Zielerfassung sind grundlegend für glaubwürdige Abschreckung. Kommunikation, Überwachung und Konnektivität sind entscheidend für den effektiven Einsatz von Verteidigungsressourcen, und Europa muss die volle Kontrolle über diese Fähigkeiten haben. Deutschland und Norwegen verfügen gemeinsam über eine Weltklasse-Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie, und durch die Bündelung unserer Stärken können wir bis 2029 die erforderlichen souveränen Fähigkeiten bereitstellen.“

Mit Material von Helsing

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Partnerschaft von Helsing, Kongsberg, Hensoldt und Isar Aerospace

  • Wie unterstützt Isar Aerospace das Projekt? - Isar Aerospace ist als bevorzugter Partner für den Start der Satelliten vom Standort Andøya Space in Norwegen vorgesehen.
  • Was ist die Bedeutung der KI-gestützten Software von Helsing? - Sie ermöglicht die Vorverarbeitung und Analyse mehrerer Datenmodalitäten direkt an Bord der Satelliten.
  • Welche Rolle spielt Hensoldt in der Zusammenarbeit? - Hensoldt bringt Sensoren für SAR, EO/IR und elektronische Kriegsführung in das System ein.
  • Welche Infrastruktur stellt Kongsberg Satellite Services zur Verfügung? - KSAT betreibt das weltweit größte Netzwerk an Bodenstationen für die Kommunikation mit Satelliten.
  • Was ist das Ziel der Kooperation von Helsing und Kongsberg? - Der Aufbau einer souveränen Satellitenkonstellation für Aufklärung, Überwachung und Zielerfassung in Europa bis 2029.
  • Warum ist das Projekt sicherheitspolitisch relevant? - Es reagiert auf den europäischen Bedarf nach Abschreckung und reduziert technologische Abhängigkeiten im Verteidigungsbereich.