Milliardenauftrag für Hensoldt

Luchs 2: Software-Defined Defence für die Bundeswehr

Mit dem Luchs 2 beginnt für die Bundeswehr eine neue Ära der vernetzten Aufklärung. Hensoldt stattet das Spähfahrzeug mit Hightech-Sensorik und Ceretron aus – für maximale Wirkung im digitalen Gefechtsfeld.

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Das Spähfahrzeug NG auf der Basis des Piranha 6x6 von GDELS wird als Luchs 2 in die Bundeswehr eingeführt. Hensoldt wird die Sensortechnik für den Spähpanzer liefern.
Das Spähfahrzeug NG auf der Basis des Piranha 6x6 von GDELS wird als Luchs 2 in die Bundeswehr eingeführt. Hensoldt wird die Sensortechnik für den Spähpanzer liefern.

Großauftrag für Hensoldt mit historischem Volumen

Bei der Vertragsunterzeichnung: Hintere Reihe von links: Oliver Dörre (CEO Hensoldt), Antonio Bueno (Präsident von General Dynamics European Land Systems). Vordere Reihe von links: Dr. Thomas Kauffmann (Geschäftsführer der General Dynamics European Land Systems Deutschland GmbH und Vice President GDELS International Business & Services), Christina Canitz (Head of Optronics Division bei Hensoldt) und Mathias Laich (Head of Istar bei Hensoldt).
Bei der Vertragsunterzeichnung: Hintere Reihe von links: Oliver Dörre (CEO Hensoldt), Antonio Bueno (Präsident von General Dynamics European Land Systems). Vordere Reihe von links: Dr. Thomas Kauffmann (Geschäftsführer der General Dynamics European Land Systems Deutschland GmbH und Vice President GDELS International Business & Services), Christina Canitz (Head of Optronics Division bei Hensoldt) und Mathias Laich (Head of Istar bei Hensoldt).

Der Sensor-Lösungsanbieter Hensoldt hat von General Dynamics European Land Systems (GDELS) einen Großauftrag in Höhe von knapp einer Milliarde Euro erhalten. Im Mittelpunkt steht die Ausrüstung des neuen Spähfahrzeugs der Bundeswehr – Luchs 2 – mit modernster Sensortechnik und dem softwaredefinierten Missionssystem Ceretron.

Der Auftrag gilt als der größte Einzelauftrag in diesem Fähigkeitsbereich in der Unternehmensgeschichte von Hensoldt. Er umfasst Entwicklungs- und Vorserienfahrzeuge sowie zwei Produktionslose mit einer Laufzeit bis 2032. Im ersten Produktionslos ist die Ausstattung von 274 Fahrzeugen vorgesehen. Weitere Optionen für zusätzliche Systeme sind bereits eingeplant. Neben der Hardware- und Softwarelieferung übernimmt Hensoldt auch ein umfassendes logistisches Unterstützungspaket, das Ausbildung, Dokumentation, Ersatzteilversorgung und langfristige Systemunterstützung beinhaltet.

Oliver Dörre, CEO der Hensoldt AG, betont die strategische Relevanz: „Mit diesem Auftrag untermauert Hensoldt seine Rolle als Wegbereiter einer neuen technologischen Ära in der Verteidigung und stärkt nachhaltig die Modernisierung der deutschen Aufklärungskräfte.“

Ceretron: Das digitale Nervensystem im Luchs 2

Das zentrale Element des Luchs 2 ist das softwaredefinierte Missionssystem Ceretron. Es bündelt die Daten der verschiedenen Sensoren, verarbeitet sie in Echtzeit und stellt ein konsistentes taktisches Lagebild bereit. Mithilfe KI-gestützter Bildverarbeitung erkennt, identifiziert und verfolgt Ceretron automatisch Objekte und Personen. Die so generierten Informationen stehen sowohl der Besatzung als auch übergeordneter Führungsebene direkt zur Verfügung.

Dörre beschreibt den Paradigmenwechsel im Systemdesign folgendermaßen: „Im Zeitalter vernetzter Operationen sind Daten die neue Munition. Der Luchs 2 steht damit für einen klaren Paradigmenwechsel: Wir entwickeln Systeme, deren Fähigkeiten nicht mehr statisch sind, sondern sich softwaredefiniert, modular und über den gesamten Lebenszyklus hinweg weiterentwickeln lassen. Damit schaffen wir echte Informationsüberlegenheit, erhöhen die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr und sichern zugleich Europas technologische Souveränität.“

Die softwaredefinierte NGVA-Architektur (NATO Generic Vehicle Architecture) erlaubt es, Funktionen und Algorithmen jederzeit zu ergänzen oder zu aktualisieren – ohne Änderungen an der Hardware. So kann Ceretron kontinuierlich an neue Anforderungen angepasst werden. Zusätzlich reduziert das System die kognitive Belastung der Besatzung, indem es Informationen automatisch verarbeitet, priorisiert und in nutzergerechter Form bereitstellt.

Sensorintegration für maximale Informationsdichte

Im Luchs 2 setzt Hensoldt auf eine durchgängige Integration eines breiten Sensorportfolios in Ceretron. Diese native Einbindung ermöglicht ein effektives End-to-End-Datenmanagement sowie eine besonders tiefe, automatisierte Sensorfusion.

Ein zentrales Element ist das multispektrale Beobachtungs- und Aufklärungssystem BAA IV. Es kombiniert Wärmebild- und Tageslichtsensoren, einen Laserentfernungsmesser sowie einen Zielbeleuchter. Zusätzlich kann eine Short-Wave-Infrared-Kamera (SWIR) integriert werden. Diese sorgt auch bei schlechten Sichtverhältnissen – etwa bei Regen oder Nebel – für verlässliche optische Aufklärung.

360°-Rundumsicht mit SETAS

Ein weiteres Highlight im Luchs 2 ist das See Through Armour System (SETAS), das eine vollständige Rundumsicht bei Tag und Nacht ermöglicht – und das, ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen. Die Besatzung bleibt geschützt und behält dennoch jederzeit das Umfeld im Blick. SETAS erkennt Bedrohungen in Echtzeit und trägt damit zur frühzeitigen Gefahrenidentifikation und erhöhten Reaktionsgeschwindigkeit bei.

Ergänzend sind im Missionssystem ein Radio Direction Finder (RDF), ein Laserwarner sowie akustische Sensoren integriert. Diese erfassen elektromagnetische und akustische Signale, lokalisieren sie teilweise und ermöglichen eine sofortige Reaktion durch die Besatzung.

Christina Canitz, Head of Optronics Division bei Hensoldt, beschreibt das System wie folgt: „Für den Luchs 2 bündeln wir unsere optronischen und sensorischen Kernfähigkeiten zu einem leistungsfähigen Gesamtsystem. Entscheidend ist, dass die Besatzung unter allen Bedingungen sehen, erkennen und sicher entscheiden kann. Mit diesem breiten Fähigkeitsprofil schaffen wir einen klaren operativen Mehrwert für die Aufklärungskräfte der Bundeswehr.“

MDOcore: Vernetzung über alle Domänen

Ceretron lässt sich nahtlos in die Multi-Domain-Software-Suite MDOcore von Hensoldt einbinden. Diese softwarezentrierte Integrationsplattform verbindet Sensoren, Effektoren und kognitive Systeme über sämtliche militärische Domänen hinweg – Land, Luft, See, Cyber und Space. Dadurch wird Ceretron Teil eines übergreifenden Gefechtsverbundes, in dem Lagebilder und Sensordaten nicht nur lokal im Fahrzeug, sondern auch auf höheren Führungsebenen zur Verfügung stehen.

MDOcore bildet damit das technologische Rückgrat für künftige vernetzte Verteidigungsarchitekturen. Die Verknüpfung der Ceretron-Daten mit MDOcore stellt sicher, dass die gewonnenen Informationen in allen Einsatzszenarien gezielt und effektiv eingesetzt werden können.

Mit Material von Hensoldt

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Luchs 2

  • Wer hat den Auftrag für den Luchs 2 vergeben? – Auftraggeber ist General Dynamics European Land Systems (GDELS).  
  • Wie hoch ist das Auftragsvolumen für Hensoldt? – Der Vertrag hat einen Wert von knapp einer Milliarde Euro.
  • Was ist das zentrale Element im Luchs 2? – Das softwaredefinierte Missionssystem Ceretron.
  • Welche Sensoren sind im Luchs 2 verbaut? – Unter anderem BAA IV, SETAS, Laserwarner, akustische Sensoren und RDF.
  • Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz? – Ceretron nutzt KI-gestützte Bildverarbeitung zur automatischen Zielerkennung.
  • Was bedeutet „softwaredefiniert“ beim Luchs 2? – Funktionen lassen sich flexibel per Software ergänzen oder anpassen.
  • Wie lange läuft der Vertrag? – Die Laufzeit beträgt sieben Jahre, mit geplanter Fertigstellung bis 2032.