IRIS-T SLM: Europas Antwort auf moderne Luftbedrohungen
Raketen, Drohnen, Marschflugkörper – die Luftbedrohung wächst rasant. Mit IRIS-T SLM von Diehl Defence steht Europa ein kampferprobtes System zur Verfügung, das Präzision, Mobilität und Kampferfahrung auf ein neues Level hebt.
Das Luftverteidigungssystem, oder klassisch "FlaRak"-System, IRIS-T besteht bei der Bundeswehr aus den Komponenten Gefechtsstand, Startgerät mit acht Lenkflugkörpern, Radargerät, Werkstattausstattung und Nachladefahrzeug.
(Bild: Diehl)
Systemarchitektur und Einsatzfähigkeit von IRIS-T SLM
IRIS‑T SLM basiert auf der
Luft-Luft-Rakete IRIS‑T und wurde für die
Boden-Luft-Verteidigung der mittleren Reichweite weiterentwickelt. Das System
ist vollständig modular aufgebaut und kann auf
standardisierten 20-Fuß-Containern weltweit per Lkw, Bahn,
Flugzeug oder Schiff transportiert werden. Die Einsatzbereitschaft ist
innerhalb von zehn Minuten herstellbar. Damit eignet sich IRIS‑T
SLM nicht nur für klassische Verteidigungsszenarien,
sondern auch für schnell wechselnde
Gefechtssituationen.
Ein Standard-System besteht aus vier Hauptkomponenten: einem
Tactical Operations Centre (TOC) für Führung und Kontrolle, einem TRML‑4D-Radar,
drei Launcherfahrzeugen sowie Logistik- und Nachladeeinheiten. Das Radar vom
Typ TRML‑4D basiert auf digitaler AESA-Technologie und kann bis
zu 1 500 Ziele gleichzeitig erfassen und verfolgen. Die vertikal startenden
Lenkflugkörper sind in der Lage, Ziele aus allen
Richtungen zu bekämpfen und ermöglichen
eine 360-Grad-Abdeckung. Jeder Launcher trägt acht
Raketen, die einzeln oder in Salven abgefeuert werden können.
IRIS-T-SLM - Bilderstrecke
Lenkflugkörper mit hoher Präzision
Der IRIS‑T SL Lenkflugkörper besitzt eine Länge von rund
2,9 Metern und erreicht Geschwindigkeiten von über Mach
3. Die maximale Reichweite beträgt bis zu 40
Kilometer bei einer Zielhöhe von bis zu 20 Kilometern. Der etwa
11,4 Kilogramm schwere Gefechtskopf enthält eine
Splitterladung und ist auf die Neutralisierung verschiedenster Luftziele
ausgelegt – darunter Marschflugkörper, Drohnen und bemannte Flugzeuge.
Die Navigation erfolgt durch ein trägergestütztes System
(INS), GPS, Datenlink sowie eine Schubvektorregelung. In der Endanflugphase
übernimmt ein infrarotbildgebender Suchkopf (IIR), der unabhängig von Radar-
oder GPS-Störungen arbeitet. Diese Sensorfusion macht das System besonders
widerstandsfähig gegen elektronische Gegenmaßnahmen wie Störsender oder
Täuschkörper.
Bewährungsprobe im Ukraine-Krieg
Die IRIS‑T‑SLM-Systeme kamen seit 2022 in der
Ukraine zum Einsatz. Bereits bis zum Herbst 2024 wurden laut Angaben der
Bundesregierung und des Herstellers über 250
russische Raketen und Drohnen durch das System abgefangen. Die
Treffergenauigkeit lag nach diesen Berichten bei über 95
Prozent. Die hohe Effektivität ist
insbesondere auf drei Faktoren zurückzuführen:
- Die Fähigkeit zur Mehrzielbekämpfung durch das TRML‑4D‑Radar.
- Die vertikale Startweise der Lenkflugkörper, die Angriffe
aus jeder Richtung erlaubt.
- Die Kombination von Radar- und IIR-Zielerfassung, die auch
bei massiven Störmaßnahmen funktioniert.
Der Einsatz in der Ukraine hat nicht nur die
Leistungsfähigkeit des Systems bestätigt, sondern auch dessen taktische
Bedeutung in modernen Konflikten unter Beweis gestellt. Die Systeme arbeiteten
auch unter hoher Belastung zuverlässig und konnten großangelegte
Raketenangriffe abwehren.
IRIS-T SLM: Technische Leistungsdaten im Überblick
Die technischen Daten des IRIS‑T SL Lenkflugkörpers belegen die Eignung für hochdynamische Einsatzlagen. Bei einer Geschwindigkeit von über Mach 3 und einer Reichweite von 40 Kilometern können Ziele in bis zu 20 Kilometern Höhe bekämpft werden. Die Zielerfassung durch den IIR-Suchkopf ergänzt die präzise Navigation über INS und GPS. Der Splitter-Gefechtskopf verstärkt die Wirkung im Zielbereich.
Das TRML‑4D‑Radar erlaubt durch seine AESA-Technologie eine gleichzeitige Verfolgung von bis zu 1 500 Zielen. Diese Kapazität stellt sicher, dass auch Angriffswellen mit Dutzenden Zielen effektiv abgewehrt werden können. In Verbindung mit der salvenfesten Architektur des Systems bleibt die Einsatzfähigkeit auch bei Dauerbelastung erhalten.
Rolle im europäischen Verteidigungskonzept
Im Rahmen der 2022 gestarteten European Sky Shield
Initiative (ESSI) übernimmt IRIS‑T SLM die mittlere Komponente im
abgestuften Verteidigungssystem Europas. Zusammen mit Systemen wie Skynex für die Kurzstrecke und Patriot für die
Langstrecke soll ein lückenloser Schutzschirm gegen
Luftbedrohungen aufgebaut werden. Besonders hervorzuheben ist die vollständige europäische Fertigung des Systems – vom Lenkflugkörper bis zur
Elektronik. Dies reduziert die Abhängigkeit von außereuropäischen Zulieferern und erhöht die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten.
Dank offener NATO-Schnittstellen und modularer Architektur
eignet sich IRIS‑T SLM besonders für
kooperative Beschaffungen innerhalb Europas. Die Integration in nationale sowie
multinationale Luftverteidigungssysteme ist technisch vorgesehen und politisch
gewollt.
Aktuelle Nutzer und Bestellungen von IRIS-T SLM
Die Einsatzländer von IRIS‑T SLM wachsen stetig. In der
Bundesrepublik wurde im September 2024 die erste Feuereinheit an die Bundeswehr
übergeben. Insgesamt sind sechs Einheiten
geplant. In der Ukraine sind derzeit vier Systeme im Einsatz, weitere wurden
zugesagt.
Ägypten bestellte bereits 2018 sieben Batterien. Die erste
Lieferung erfolgte 2021. Estland und Lettland tätigten 2023 einen gemeinsamen
Auftrag, Lieferungen beginnen 2025. Slowenien orderte im Januar 2024 eine
Einheit und stockte im Juli 2025 auf drei Systeme auf.
Deutschland und Schweden unterzeichneten im Juni 2025 einen
Vertrag über sieben Systeme mit Lieferbeginn 2028. Bulgarien plant insgesamt
sechs Einheiten bis 2032. Dänemark bestellte im Juli 2025 eine Feuereinheit im
Rahmen der ESSI.
Neu auf der Kundenliste steht die Schweiz: Am 22. Juli 2025
wurde der Vertrag über fünf Systeme unterzeichnet, erste Lieferungen erfolgen
ab Ende 2028.
Darüber hinaus befinden sich weitere Staaten in der
Planungsphase: Litauen prüft aktuell die Beschaffung. Rumänien veröffentlichte
bereits 2023 eine Ausschreibung im Wert von 4,2 Milliarden USD, in der IRIS‑T
SLM als Kandidat genannt ist.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu IRIS‑T SLM
Wie viele IRIS-T-SLM-Systeme hat die Bundeswehr?
Die Bundeswehr hat (Stand 11/25) sechs IRIS-T-SLM-Systeme bestellt, wovon eine bereits ausgeliefert wurde. Nun wurden Meldungen laut, die Bundeswehr werde insgesamt sogar 50 Einheiten beschaffen. Damit sollen Verbände von Luftwaffe und Heer ausgestattet werden.
Was bedeutet die Abkürzung IRIS‑T SLM?
IRIS‑T steht für „Infrared Imaging System — Tail/Thrust
Vector Controlled“. SLM bedeutet „Surface-Launched Medium Range“.
Wie funktioniert die Zielerfassung?
Die Steuerung erfolgt über INS, GPS und Datenlink. Der
Endanflug wird durch einen infrarotbildgebenden Suchkopf (IIR) gesteuert.
Wie unterscheidet sich IRIS‑T SLM von IRIS‑T
SLS?
SLS deckt Kurzstrecken bis 12 km ab, SLM dagegen mittlere
Distanzen bis 40 km. Beide nutzen denselben Flugkörper, aber unterschiedliche
Startplattformen.
Welche Rolle spielt das TRML‑4D-Radar?
Das Radar kann bis zu 1 500 Ziele gleichzeitig verfolgen,
ist AESA-basiert und zentral für die Feuerleitung.
Wie viele Systeme nutzt die Ukraine?
Bis Herbst 2024 wurden vier IRIS‑T‑SLM-Systeme
geliefert. Über 250 Abschüsse mit über 95 % Erfolgsquote wurden gemeldet.
Welche Länder haben bereits bestellt?
Deutschland, Ukraine, Ägypten, Estland, Lettland, Slowenien,
Schweden, Bulgarien, Dänemark und die Schweiz.
Warum gilt das System als salvenfest?
Durch die vertikale Startweise, das leistungsfähige Radar
und die Nachladefähigkeit kann IRIS‑T SLM auch Massenangriffe
effizient abwehren.
Welche Vorteile bietet die europäische Produktion?
Alle Schlüsselkomponenten stammen aus Europa, was die
Autarkie stärkt und die Abhängigkeit von Drittländern reduziert.