Frontansicht einer Boeing C-17 Globemaster

Massiver Auftritt: Einige Boeing C-17 der US-Luftwaffe fliegen derzeit Flüchtende vom afghanischen Flughafen Kabul ins usbekische Taschkent. - (Bild: Steve Mann / stock.adobe.com)

Vor kurzem gingen die Bilder von Bord einer Boeing C-17 Globemaster um die Welt. Dichtgedrängt saßen 640 Personen am Bord des Frachtraums des Transportflugzeugs (siehe Bild unten) – konzipiert ist das US-Transportflugzeug für den Transport von 150 Soldaten. Vom Wunder von Kabul war schnell die Rede. Wie war das möglich, fragt man sich? Und: Sind Piloten und Crew da ein großes Risiko gegangen?

Die technische Antwort auf diese Fragen ist einfach: Für den regulären Truppentransport werden die C-17 fast wie normale Passagiermaschinen mit Sitzen ausgestattet. Dazu werden spezielle Module am Boden montiert, wie unter anderem der ‚Stern‘ berichtet. Die Soldaten sitzen dabei quer zum Rumpf. So entstehen Sitzplätze für 150 Mann. 

Um aber die 640 Flüchtenden an Bord zu nehmen, wurde auf Sitzreihen verzichtet. Das Foto, das ‚Defense One‘ zuerst veröffentlicht hat, zeigt, wie das vonstatten ging: Die 640 Menschen sitzen wie Sardinen in einer Konservendose zusammengepresst auf dem Boden des Flugzeugs. Mitnehmen konnten sie maximal einen kleinen Rucksack. Die Maschine dürfte also nicht einmal Übergewicht gehabt haben, darf doch das gewaltige Flugzeug schon im regulären Betrieb 77 Tonnen in die Luft heben.

Ist die C-17 Globemaster für Rettungsmissionen wie in Kabul vorbereitet?

Tatsächlich sind die C-17 der US-Air-Force für Transporte solcher Menschenmassen vorbereitet. Wenn die Maschine nicht bestuhlt ist, werden Gurte quer durch den Laderaum gespannt, die den Passagieren Halt geben.

Diese Technik verhindert, dass die Passagiere ins Rutschen kommen und im schlimmsten Fall gegenseitig erdrücken. Einmalig ist das Verfahren nicht, im Jahr 2013 transportierte eine C-17 laut ‚Stern‘ auf diese Weise 670 Menschen auf den Philippinen.

Das sind die wichtigsten Leistungsdaten der Boeing C-17

Auch schon vor der Kabul-Luftbrücke war die Boeing C-17 Interessierten ein Begriff. Gilt sie doch als das Logistik-Rückgrat der US-Air-Force. Die C-17, ein Schulterdecker mit vier Triebwerken, T-Leitwerk und Heckladerampe, kann laut Angaben von Boeing großformatige Kampfausrüstung und Truppen oder humanitäre Hilfsgüter über weite Entfernungen direkt zu kleinen Notflugplätzen in aller Welt befördern.

Konkret heißt das: Mit einer Nutzlast von 74.797 Kilogramm kann die C-17 von einer 2.134 Meter langen Startbahn abheben, 4.445 Kilometer (2.400 Seemeilen) weit fliegen und auf einem kleinen Flugfeld mit einer Länge von nur 914 Metern landen. Möglich macht das unter anderem ein extern angeblasenes Klappensystem, das einen langsamen, steilen Endanflug und niedrige Landegeschwindigkeiten für routinemäßige Kurzbahnlandungen ermöglicht.

Boeing C-17 Globemaster auf Rollfeld eines Flughafens
Die Boeing C-17 gilt als das Rückgrat der amerikanischen Luftwaffe. - (Bild: rebius / stock.adobe.com)

Was kostet eine C-17 Globemaster?

Diese Spezial-Fähigkeiten machen die C-17 aber alles andere als zu einem Schnäppchen. Schon die US-Air-Force (USAF) listet die Globemaster nach Recherche der ‚Flugrevue‘ mit 202,3 Millionen Dollar (180 Mio. Euro, Stand 1998). Laut Angaben des Fachmagazins dürfte der realistische Preis jedoch bei mehr als 250 Millionen Dollar liegen.

Kanada nannte im Jahr 2015 für seine fünfte Maschine sogar 415 Millionen kanadische Dollar (300 Mio. Euro) als Preis. Immerhin: Ersatzteile und Gerätschaften für die Wartung waren dabei schon inklusive. So ist die C-17 ein teures Vergnügen, was sich nur wenige Nationen leisten wollten – oder leisten konnten. Die letzte C-17 verließ 2015 die Hallen des Boeing-Werks Long Beach. Die Produktion wurde mittlerweile eingestellt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Maschinen noch über Jahrzehnte in Betrieb sein werden.

Welche Länder nutzen die C-17 Globemaster von Boeing?

Neben den USA, an die Boeing über 220 Flugzeuge ausgeliefert hat, verfügen noch folgende Länder und Organisationen über Maschinen des Typs Boeing C-17:

  • Indische Luftwaffe (10 C-17 Globemaster)
  • Royal Australian Air Force (8)
  • Royal Air Force (8)
  • United Arab Emirates Air Force and Air Defence  (8)
  • Qatar Emiri Air Force (8)
  • Royal Canadian Air Force (5)
  • NATO SAC (3)
  • Kuwait Air Force (2)

Die deutsche Luftwaffe hat keine C-17-Globemaster in ihren Reihen und setzt stattdessen auf den Airbus A400M. Daten, Fakten und Hintergründe zum Arbeitspferd der Luftwaffe, lesen Sie in unserem Hintergrundbericht.

Wofür wird die Boeing C-17 eingesetzt?

Die Käufer bereuen ihre Wahl aber offenbar nicht, denn die Leistungen der Globemaster III überzeugen durchaus. Die Nutzlast von fast 75 Tonnen findet in einem Frachtraum Platz, der mit einem Querschnitt von 5,48 x 3,76 Metern fast die Ausmaße der legendären C-5 Galaxy von Lockheed erreicht. Somit sind auch taktische Lufttransporteinsätze für die C-17 kein Problem. Das Gleiche gilt für den Abwurf von Material sowie den Absprung von Fallschirmjägern. Für die Evakuierung von Verletzten gibt es darüber hinaus spezielle Rüstsätze.

Bei allen Militäreinsätzen der Nutzerländer, insbesondere in Afghanistan oder im Irak, war die Globemaster laut ‚Flugrevue‘ als Lastenesel unverzichtbar. Laut Boeing erreichte die Maschine eine Verfügbarkeitsrate von 85 Prozent.

Nicht nur in Afghanistan: Boeing C-17 oft erste Hilfe bei Katastropheneinsätzen

Klar, der Transport von Panzern, Hubschraubern, Material oder Truppen ist wohl die Hauptaufgabe der C-17. Doch auch wenn es um Hilfsflüge bei Katastrophen aller Art geht, ist die Globemaster gefragt.

Besonders viel zu tun gab es Anfang 2011 für die C-17 Globemaster der Royal Australian Air Force. Zunächst mussten Hilfslieferungen nach Rekordregenfällen nach Queensland überführt werden. Kurze Zeit später, im Februar, traf der Zyklon Yasi die Küste. Die C-17 wurden für die Evakuierung eines Militärhospitals angefordert. Und wieder nur wenige Tage später, Ende Februar, wurden schließlich Rettungsteams und Ausrüstung nach Neuseeland verfrachtet. Die Maschinen und ihre Besatzungen unterstützen die neuseeländischen Einsatzkräfte, nachdem die Stadt Christchurch von einem schweren Erdbeben erschüttert worden war. Anschließend unterstützten die Maschinen der australischen Luftwaffe dann Japan bei der Reaktorkatastrophe von Fukushima.

Boeing C-17 hat Kinderkrankheiten abgelegt

Die Beispiele belegen die hohe Verfügbarkeitsrate der C-17. Damit war anfangs nicht unbedingt zu rechnen. Produktionsverzögerungen, massive Kostenüberschreitungen, technische Probleme – zu Beginn des Programms sorgten die C-17 für einige Negativ-Schlagzeilen.

Obwohl die Maschinen schon einige Jahre auf den Buckel haben, werden sie noch einige Jahrzehnte im Einsatz bleiben. Für Betreiber und auch für Boeing wird es also genug zu tun geben, um die Flugzeuge in Stand zu halten und um sie zu modernisieren.  

Wo sind die C-17 Globemaster der US Air Force stationiert?

Die über 200 Maschinen der US-Luftwaffe sind an Standorten über die ganze USA hinweg stationiert:

  • Altus Air-Force-Base (AFB) Oklama
  • Joint Base Charleston AFB South Carolina
  • Dover AFB Delaware
  • Joint Base Elmendorf-Richardson Alaska
  • Jackson Mississippi
  • Joint Base Lewis-McChord AFB Washington
  • March Air Reserve Base Kalifornien
  • Joint Base McGuire-Dix-Lakehurst
  • McGuire AFB New Jersey
  • Memphis Air National Guard Base Tennessee
  • Joint Base Pearl Harbor-Hickam Hawaii
  • Shepherd Field, Martinsburg West Virginia
  • Stewart Air National Guard Base New York
  • Travis AFB Kalifornien
  • Wright-Patterson AFB Ohio

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