Ein ferngesteuerter Volocopter bei einem Flug in Dubai. Ob es solche Bilder auch mit dem Eiffelturm im Hintergrund geben, wird, scheint zumindest fraglich.

Ein ferngesteuerter Volocopter bei einem Flug in Dubai. Ob es solche Bilder auch mit dem Eiffelturm im Hintergrund geben, wird, scheint zumindest fraglich. (Bild: Volocopter / Nikolay Kazakov)

Volocopter ist ein deutsches Technologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung von elektrischen vertikalen Start- und Landeplattformen (eVTOL) für den urbanen Luftverkehr spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und hat seinen Sitz in Bruchsal, Deutschland.

Das Kernprodukt von Volocopter ist der Volocopter, ein zweisitziger elektrischer Multicopter, der als autonomes Lufttaxi für den urbanen Personentransport konzipiert ist. Er verfügt über 18 Rotoren und kann senkrecht starten und landen, was ihn für den Einsatz in Städten prädestiniert. Der Volocopter hat eine Reichweite von bis zu 35 Kilometern und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h.

Neben der Entwicklung des Flugtaxis Volocopter arbeitet das Unternehmen auch an der Schaffung der notwendigen Infrastruktur für den urbanen Luftverkehr. Dazu gehören spezielle Landeplätze, sogenannte VoloPort-Stationen, die in Städten errichtet werden sollen. Ab 2024 will Volocopter seine Flugtaxis in ersten Städten wie Singapur und Paris kommerziell anbieten.

Nach der Absage von Finanzhilfen aus Baden-Württemberg und Bayern hat der Chef des badischen Flugtaxi-Herstellers Volocopter der Politik mangelnde Unterstützung vorgeworfen. „Natürlich richtet man in einer derart technologisch komplexen und kapitalintensiven Branche wie unserer auch den Blick in Richtung des Staates“, sagte Volocopter-CEO Dirk Hoke in der "Capital". Bund und Land betonten, Zukunftstechnologien fördern und Start-ups und innovative Projekte mit Risikokapital ausstatten zu wollen. "Ohne die Weitsicht des ein oder anderen Politikers hätte es kein Airbus oder keine leistungsfähige Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland gegeben. Wir brauchen jetzt kurz vor der Kommerzialisierung Unterstützung."

Volocopter hat noch keine Musterzulassung für den kommerziellen Passagierbetrieb. Das Unternehmen hatte mehrfach angekündigt, bei den Olympischen Spielen in Paris damit starten zu wollen. Eine Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, Volocopter sei noch in Gesprächen mit der europäischen Flugsicherheitsagentur Easa und der örtlichen Behörde DGAC, um Details zu klären. Man wolle dort fliegen.

Dirk Hoke, Chief Executive Officer (CEO)
Dirk Hoke, Chief Executive Officer (CEO) von Volocopter. (Bild: Volocopter)

Verwunderung über Absage aus Bayern

Volocopter braucht Unterstützung in Millionenhöhe. Baden-Württemberg, wo das Unternehmen in Bruchsal seinen Sitz hat, habe die Entscheidung über eine Bürgschaft erst verschleppt und dann schlecht kommuniziert, sagte Hoke in dem Interview. Dass das bayerische Wirtschaftsministerium dann entgegen seiner Ankündigung eine Bürgschaft abgelehnt habe, könne er sich nicht erklären.

Volocopter hatte Minister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) das senkrecht startende und landende Fluggerät mit dem markanten Ring für die Rotoren auf dem Dach bei einem Rundflug vorgestellt.

„Es war ein positiver Besuch“, sagte Hoke. „Der Staatsminister hat viele gute Fragen gestellt, konnte sich davon überzeugen, was wir können, dass wir nicht nur eine Powerpoint-Firma sind. Auch das Feedback haben wir als positiv wahrgenommen.“ Er habe auch signalisiert, nicht zu blockieren, falls ein anderes Ressort unterstützen wolle.

Das Start-up habe dann gute Gespräche mit dem CSU-geführten Wissenschaftsministerium geführt, letztlich aber die Information bekommen, dass das Wirtschaftsministerium doch ein Veto eingelegt habe, führte der Firmenchef aus. „Da darf man sich zumindest wundern.“ Aiwanger hatte mit seiner Entscheidung auch den Koalitionspartner verärgert.

Bei den Gesprächen ging es gleichermaßen um eine mögliche Standortverlagerung von Baden-Württemberg nach Bayern. Volocopter beschäftigt allein in Bruchsal den Angaben nach knapp 650 Mitarbeitende. Hoke hatte auch schon eine mögliche Insolvenz in den Raum gestellt - „eine Realität, mit der man sich als Start-up immer beschäftigen muss“, wie er in dem Interview sagt. „Außerdem ist es eine klare Botschaft an die Politik, zu handeln, bevor es zu spät ist.“ Zuletzt war es um je 50 Millionen Euro vom Bund und Bayern gegangen.

In Deutschland erstmal nur Luftrettung geplant

Neben Paris stehen auf der Liste jener Städte, an denen Volocopter zuerst an den Start gehen will, unter anderem Rom und Osaka – aber keine deutschen. Das liege nicht an mangelndem Interesse an Deutschland, sagte die Sprecherin. Sondern vielmehr daran, wie die Städte in diesen Ländern aufgebaut und wie stark sie überlastet sind.

Das Model Volocity ziele auf den städtischen Kurzverkehr ab, um Staus auszugleichen und andere Formen des öffentlichen Nahverkehrs zu verbinden. „Die deutschen Städte haben größtenteils autarke öffentliche Nahverkehrsnetze, und keine Stadt ist so dicht besiedelt“, sagte die Sprecherin. In Deutschland sei geplant, nach der Zertifizierung mit der ADAC-Luftrettung den Einsatz für medizinische und Rettungszwecke zu erproben.

dpa

Sie möchten gerne weiterlesen?

dpa