Die Stimmung im Maschinenbau ist durchwachsen, sagt VDMA-Präsident Karl Haeusgen.

Die Stimmung im Maschinenbau ist durchwachsen, sagt VDMA-Präsident Karl Haeusgen. (Bild: VDMA/Aichinger)

Wie ist momentan die Stimmung im Maschinen- und Anlagenbau?

Karl Haeusgen: Die Stimmung ist durchwachsen Die Beurteilung der aktuellen Lage ist mit Blick auf Umsätze und Exporte weiterhin recht positiv, wenngleich die nominalen Zuwächse durch die hohe Inflation verzerrt sind. Das wissen natürlich alle Marktteilnehmer, so dass sich die Freude in Grenzen hält. Die Erwartungshaltung ist eher vorsichtig, teils pessimistisch angesichts negativer Auftragseingänge, Fachkräftemangel, hoher Zinsen und Regulierungsflut aus Berlin und Brüssel.

Lieferkettengesetz, PFAS und CBAM: Mit welchen Themen beschäftigt sich die Branche aktuell?

Haeusgen: Tatsächlich stößt das drohende Verbot von rund 10.000 PFAS-Stoffen im Maschinen- und Anlagenbau auf eine ganz enorme Resonanz; viele Unternehmen bangen entweder um ihr Geschäftsmodell oder um die Aufrechterhaltung der Qualität ihrer Produkte und Prozesse. Deshalb setzen wir im VDMA auch darauf, dass sich nun möglichst viele Mitgliedsfirmen an dem Konsultationsprozess in Brüssel beteiligen, damit klar wird, wie viel Schaden ein so undifferenziertes Verbot anrichten würde.

Wir fordern ganz klar, dass bestimmte Stoffgruppen, zum Beispiel die sogenannten „polymers of low concern“ vom Verbot ausgenommen werden, wollen wir nicht teilweise auf den Industrialisierungsstand der 50er-Jahre zurückfallen. Aber auch mit den vielen anderen Regulierungsthemen wie zum Beispiel dem bereits beschlossenen deutschen und dem kommenden EU-Lieferkettengesetz müssen sich alle Firmen auseinandersetzen. Denn es trifft eben auch kleine Mittelständler, weil die großen Firmen und Auftraggeber die Anforderungen eins zu eins nach unten weitergeben.

Sieht der Maschinenbau angesichts der momentanen globalen Situation sein Geschäftsmodell bedroht?

Haeusgen: Wir konnten im bisherigen Jahresverlauf in allen Absatzregionen – Russland aus naheliegenden Gründen ausgenommen – hohe, teils zweistellige Zuwächse erzielen. Und wir sehen uns gut aufgestellt für die Transformation, die nicht nur uns und nicht nur in Europa eine Herausforderung ist, sondern weltweit Veränderungen mit sich bringt, für die wir im Verbund mit unseren Kunden Lösungen entwickeln. Kurz: Unser Geschäftsmodell, die Herstellung hoch innovativer, maßgeschneiderter Lösungen für den Weltmarkt, trägt - auch wenn es ständig unter Druck steht.

Sorgen bereitet mir die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Ständige Kostensteigerungen, aber auch ein Übermaß an Bürokratie zehren an unseren Margen. Und sie brauchen gute Argumente, um dem Kunden die leistungsfähigere und damit eben auch teurere Lösung schmackhaft zu machen und den Mehraufwand im Vergleich zu einfacheren und damit billigeren Wettbewerbsprodukten zu rechtfertigen.

Lässt sich einigermaßen valide prognostizieren, in welchem Zustand sich der Maschinen- und Anlagenbau in zehn Jahren befindet?

Haeusgen: Zehn Jahre sind eine lange Zeit, angesichts der enormen Veränderungen in der Welt. Ich bin aber guten Muts, dass der Maschinen- und Anlagenbau in zehn Jahren unter den dann geltenden, veränderten Rahmenbedingungen weiterhin maßgeblich für die Gestaltung industrieller Fertigungsprozesse seiner Kunden verantwortlich sein wird - und das mit Erfolg.

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