41 Prozent der Betriebe der Stahl- und Metallverarbeitung stellen sich auf Entlassungen ein.

41 Prozent der Betriebe der Stahl- und Metallverarbeitung stellen sich auf Entlassungen ein. (Bild: Laurentiu Iordache - stock.adobe.com)

Die Stahl- und Metallindustrie hat eine schwere Zeit hinter sich, doch jetzt erreicht die Krise ein bislang unbekanntes Ausmaß. Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM), betont, dass 41 Prozent der Unternehmen in dieser Branche gezwungen sein werden, Mitarbeiter zu entlassen. „So was haben wir in den letzten 20 Jahren nicht erlebt“, sagt er, und unterstreicht damit die Dramatik der Situation.

Warum sind Entlassungen für viele Betriebe unvermeidbar?

Die Ursache für diese Welle von Entlassungen ist eine tiefergehende, strukturelle Krise, die nicht mehr mit Kurzarbeit oder Zeitarbeitskräften abgefedert werden kann. Familienunternehmen, die seit Generationen für ihre Mitarbeiter einstehen, sehen sich nun gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. „Stellenabbau ist für diese Unternehmen der allerletzte Schritt. Dass sie ihn jetzt gehen müssen, zeigt, wie ernst die Lage ist“, sagt Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim WSM.

In der Vergangenheit konnten wirtschaftliche Flauten noch durch flexible Modelle wie die Kurzarbeit kompensiert werden. Doch in diesem Fall reiche das nicht mehr aus. Die wirtschaftliche Schieflage trifft gut bezahlte Industriearbeitsplätze aller Qualifikationsstufen, vom Facharbeiter bis zum hoch qualifizierten Ingenieur. Besonders hart erwischt es mittelständische Betriebe, die als Automobilzulieferer stark von der gesamtwirtschaftlichen Lage abhängig sind.

Welche Fehler hat die Politik gemacht?

Für den WSM wird deutlich, dass politische Fehlentscheidungen eine Rolle bei der Verschärfung der Krise gespielt haben. Vietmeyer verweist auf die fehlende industriepolitische Unterstützung und den zögerlichen Umgang mit drängenden Herausforderungen. „Planwirtschaftlich dirigistische Politik passt nicht zum Geschäftsmodell einer sozialen Marktwirtschaft“, so seine klare Kritik. Der mangelnde Wille, tiefgreifende Reformen anzugehen, habe die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Branche weiter untergraben.

Was fordern die Unternehmen jetzt von der Politik?

Der Appell der Stahl- und Metallverarbeiter an die Politik ist eindeutig: Sofortiges Handeln ist gefragt. Die Betriebe benötigen nicht nur kurzfristige Maßnahmen, sondern eine grundsätzliche Neuausrichtung der Industriepolitik. „Diese knallharten Fakten verlangen knallharte Entscheidungen, die was bewegen“, fordert Vietmeyer. Er kritisiert die bisherigen Ansätze, wie das Bürokratieentlastungsgesetz, als zu zögerlich und weit hinter den Erwartungen zurückbleibend.

Die Auswirkungen der Krise spiegeln sich bereits im Geschäftsklima wider: 53 Prozent der Unternehmen spüren die wirtschaftlichen Einbrüche direkt, weitere 47 Prozent erwarten einen baldigen Rückgang. Bereits jetzt hat fast ein Fünftel der Unternehmen Kurzarbeit eingeführt, ein weiteres Drittel plant dies in den kommenden Monaten. Doch für 41 Prozent der Betriebe ist dies nicht mehr genug – sie müssen Personal abbauen.

Wie sieht die Zukunft der Branche aus?

Die Zukunft der Stahl- und Metallverarbeitungsbranche hängt nun maßgeblich davon ab, wie schnell und entschlossen die Politik reagiert. Wenn keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden, droht eine dauerhafte Schwächung des gesamten Industriezweigs. Dies betrifft nicht nur die betroffenen Unternehmen, sondern auch den Industriestandort Deutschland insgesamt.

Mit Material des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM)

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