Vor einem Jahr flimmerten die ersten Meldungen über die Bildschirme: „Mysteriöse Lungenkrankheit in Zentralchina ausgebrochen“ meldete die Deutsche Presseagentur am 31. Dezember 2019. Zwölf Monate später ist Corona vor allem in Europa und den USA weiter präsent, aber auch in China sind die Auswirkungen noch spürbar.
Während die dortige Wirtschaft im Frühjahr 2020 dramatisch einbrach, erholte sie sich im Laufe des Jahres nach und nach. Das Land wird vermutlich sogar die einzige große Volkswirtschaft sein, die 2020 ein positives Wachstum verzeichnet hat. In letzter Zeit ist die Stimmung jedoch vor allem in kleineren Industrieunternehmen wieder schlechter geworden.
Nachdem schon der offizielle Regierungsindikator vergangene Woche gefallen war, ging zum Wochenstart auch der Indikator des Wirtschaftsmagazins Caixin zurück, berichtet die Dpa. Er fiel im Berichtsmonat Dezember um 1,9 Punkte auf 53,0 Zähler, wie Caixin am Montag (4.1.) mitteilte. Der Regierungsindikator ist um 0,2 Punkte auf 51,9 Punkte gefallen.
Vor allem Autoindustrie und Maschinenbau erholen sich
Doch wie geht es deutschen Unternehmen in China? Die Deutsche Handelskammer (AHK) in China hat dazu im November zum vierten Mal eine Umfrage unter mehr als 530 Unternehmen durchgeführt. Die vor kurzem veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Firmen weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen haben, viele aber optimistisch sind.
Dabei erholt sich vor allem die deutsche Autoindustrie und der Maschinenbau schneller als andere Branchen, erklärte Andreas Feege, Mitglied des Vorstands der Deutschen Handelskammer in Nordchina, auf einer Pressekonferenz. Teile der chinesischen Gesellschaft geben ihr Geld derzeit im Luxussegment – also auch für Autos – aus, weil sie nicht reisen können, berichtete er. Auch der Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA im Südwesten, Dietrich Birk, spricht von einem starken Wachstum in China.
Dennoch sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie für die deutschen Firmen weiter spürbar. So haben bisher nur 72 Prozent bei den Produktkapazitäten die Vor-Corona-Zahlen erreicht. Vor allem die gesunkene Nachfrage ist noch ein Problem im Geschäftsbericht. 23 Prozent rechnen hier erst im zweiten Halbjahr 2021 mit einer Normalisierung, 15 Prozent sogar erst frühestens 2022.
In welchen Bereichen die Lage wieder normal ist oder werden soll, sehen Sie in der Grafik:
So beeinträchtigen Reisebeschränkungen die Unternehmen
Die Umfrage der AHK China zeigt auch: Während 52 Prozent der befragten Unternehmen davon ausgehen, dass Covid-19 2021 keine oder nur geringe Auswirkungen auf ihr Geschäft haben wird, rechnen 39 Prozent mit mittleren und neun Prozent mit großen Auswirkungen für ihre Firmen.
Denn für eine vollständige Erholung kämpfen die Unternehmen noch mit zu vielen Herausforderungen. Dazu zählen vor allem die Reisebeschränkungen, die immer noch 74 Prozent der Unternehmen belastet. Im Juli waren es sogar noch 89 Prozent. Es sei schwierig nach China zurückzukehren, berichtet Feege. Es gebe deshalb derzeit auch weniger Expats in der Volksrepublik. Einige Trainings, zum Beispiel wie eine Maschine funktioniert, könnten jedoch nicht online durchgeführt werden. Dafür brauche man Fachleute vor Ort, so Feege. Wie Unternehmen mit digitalen Lösungen versuchen, Reisen zu vermeiden, lesen Sie hier.
Die Reisebeschränkungen führen aber auch noch zu anderen Problemen. So sagen 60 Prozent, dass sie deshalb die Geschäftsbeziehungen nur eingeschränkt aufrechterhalten können. 37 Prozent sind von Messeausfällen betroffen. Zudem können 32 Prozent der befragten Firmen Geschäftsverhandlungen nicht fortführen. „Projekte mit teilweise sechs- bis siebenstelligen Euro-Investitionssummen bleiben so in der Schwebe“, erklärt die AHK China.
Welche Faktoren die China-Geschäfte deutscher Unternehmen derzeit noch belasten, sehen Sie in der Grafik:
Trotz Pandemie: Viele Firmen steigern Umsatz
Trotz aller Einschränkungen und Hindernisse scheint sich ein Teil der Unternehmen gut auf die neuen Begebenheiten eingestellt zu haben. Denn 40 Prozent konnten ihren Gesamtjahresumsatz gegenüber 2019 steigern. Ein Drittel (35 Prozent) rechnet dagegen mit Umsatzrückgängen. Im Vergleich zu anderen Jahren sei es ein eher schlechtes für die deutschen Unternehmen gewesen, sagt Feege.
Um das zu ändern, wollen die Firmen unterschiedliche Maßnahmen umsetzen, um die Ausfälle zu kompensieren und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen will darum Kosten senken. Auch die Digitalisierung interner Prozesse (36 Prozent) und die Änderung von Arbeitsmodellen (33 Prozent) stehen auf der Agenda der Führungskräfte.
Interessant ist dagegen, dass die Verlagerung der Produktion in andere Länder nur für vier Prozent eine Option ist. Zu Beginn der Krise wurde diese Option dagegen oft als Alternative diskutiert.
Weitere geplante Maßnahmen entnehmen Sie der Grafik:
Als „vorherrschend optimistisch“ bezeichnete Feege den Ausblick für 2021. Denn drei Viertel der befragten Unternehmen gehen von einer Umsatzsteigerung aus, auch wenn der Großteil davon ausgeht, dass die Auswirkungen der Pandemie das Geschäft weiter beeinflussen werden.
Dennoch dürfe man eines nicht vergessen: Auch China ist von „back to normal“ noch entfernt. Maske tragen gehöre weiter zur Tagesordnung, genauso wie Fiebermessungen.