Die deutsche Industrie hat ihre Produktion zu Beginn des zweiten Halbjahres nach einer schwachen Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf wieder ausweiten können. Die Gesamtproduktion stieg im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (7.9.) in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten zwar mit einem Zuwachs gerechnet, diesen aber auf lediglich 0,8 Prozent veranschlagt. Der Produktionsrückgang vom Juni wurde von ursprünglich 1,3 auf 1,0 Prozent korrigiert.
Die deutsche Industrie hat sich im laufenden Jahr eher schwach entwickelt. Hintergrund sind vor allem zahlreiche Lieferschwierigkeiten im internationalen Warenhandel, die überwiegend auf die Corona-Pandemie zurückgeführt werden können. Die Probleme haben zu erheblichen Knappheiten und Preissteigerungen vieler Rohstoffe und Vorprodukte geführt, was die Warenherstellung bremst. Dementsprechend liegt die Gesamtproduktion immer noch deutlich unter ihrem vor der Corona-Pandemie markierten Niveau.
Zum Start des zweiten Halbjahres fiel die Entwicklung aber günstiger aus: Die Warenherstellung in der Industrie stieg von Juni auf Juli um 1,3 Prozent, während die Aktivität am Bau um 1,1 Prozent zulegte. Die Energieherstellung dämpfte die Entwicklung jedoch mit einem Rückgang um 3,2 Prozent. Innerhalb der Industrie wurden vor allem Investitionsgüter wie Maschinen mehr produziert.
Nach einem Rückgang der Industrieproduktion im zweiten Quartal sei der Start ins dritte Quartal freundlicher verlaufen, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin die Zahlen. Sowohl die Autobranche als auch der Maschinenbau hätten ihre Produktion ausweiten können. "Auch wenn die Lieferengpässe bei Halbleitern, die zuletzt die Produktion bremsten, noch eine Zeit lang fortbestehen dürften, deuten die Zahlen darauf hin, dass der Tiefpunkt nun überwunden sein könnte", erklärte das Ministerium.
Bankvolkswirte kommentierten die Zahlen angesichts der schwachen Entwicklung im laufenden Jahr eher zurückhaltend. Ein Ende des Abwärtstrends sei unwahrscheinlich, erklärte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Vielmehr dürfte sich der Mangel an Vorprodukten weiter negativ bemerkbar machen. Ähnlich äußerte sich Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank: "Von einer raschen Besserung ist nicht auszugehen."
Mehr Zuversicht spiegelt eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts. Demnach haben sich die Produktionserwartungen der deutschen Industrie zuletzt verbessert. Der entsprechende Index stieg im August auf 27 Punkte von 23 Punkten im Juli, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut in München mitteilte. Das sei im langjährigen Vergleich ein sehr hoher Wert. "Offenbar hoffen die Firmen, dass sich die Lieferengpässe bei Vorprodukten in den kommenden Monaten langsam auflösen", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
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