Business-Consulting-Sitzung mit Arbeit und Brainstorming für ein neues Geschäftsprojekt zur Finanzierung eines Investitionskonzepts.

Ein Start-up will kleine Exporte finanzierbar machen. - (Bild: joyfotoliakid - stock.adobe.com)

Deutschland zählt zu den größten Exportnationen der Welt. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz in der Industrie hängt direkt oder indirekt vom Ausfuhrgeschäft ab. Hinter den USA und China ist Deutschland drittgrößter Warenexporteur der Welt, im Investitionsgüterbereich sogar Exportweltmeister Made in Germany zieht bei Maschinen und Anlagen noch immer.

Für kleine und mittlere Unternehmen ist es allerdings schwieriger, davon zu profitieren. Denn die Exportfinanzierung ist ein komplexes Feld. Zusätzlich haben die Corona-Pandemie und der wachsende Protektionismus in vielen Zielregionen die Bereitschaft zu eventuell riskanten Exportgeschäften noch einmal reduziert.

In den ausländischen Märkten sehen sich die deutschen Hersteller mit internationalen und lokalen Wettbewerbern konfrontiert. Bereits bei Investitionen ab einer Größenordnung von 50.000 bis 100.000 Euro fragen die Kunden, also die Importeure vor Ort, nach Zahlungszielen und Finanzierungen.

Aufgrund von Ineffizienzen und der Komplexität im Exportgeschäft war eine Absicherung mit kombinierter Finanzierung für Auftragswerte unter fünf Millionen Euro jedoch bisher nicht abbildbar. Damit fehlte vor allem den kleinen und mittelständischen Unternehmen ein mächtiges Instrument, um ihre Innovationskraft in die Weltmärkte zu tragen.

Diese Problematik haben sich drei „alte Hasen“ aus dem Bereich Absatzfinanzierung Unternehmensfinanzierung  zu Herzen genommen. Sie haben das Startup Tr8fin gegründet, dessen Mission es ist, allen Unternehmen in Deutschland die gleichen Chancen beim Erobern internationaler Märkte zu bieten – unabhängig von der Höhe des Auftragswertes des Exportgeschäfts, der Unternehmensgröße oder des vorhandenen Exportwissens.

Gemeinsam bringen Joachim Doerr, Reimund Felderhoff und Ralf Steger fast 100 Jahre Erfahrung im Exportgeschäft mit. Diese ergänzen sie durch den vierten Co-Founder Finstreet, einen Digitalisierungs-Inkubator, der die IT-Kompetenz einbringt. So ist eine Plattform entstanden, die exportwillige Unternehmen mit modernsten Technologien leitet, unterstützt und ans Ziel ihrer Exportpläne bringt.

„Das Thema Exportfinanzierung für Small-Tickets ist bei den Unternehmen, den Verbänden und der Politik schon seit längerem auf der Agenda. Lösungen gab es bisher keine wirklich umsetzbaren", sagt Joachim Doerr, der im Hauptberuf die Trumpf-Bank leitet. Er erklärt: "Wir haben uns in den Jahren 2018 und 2019 erfolgreich um einen ordentlichen Eigenkapitalstock bemüht, erhebliche Mittel und viel Zeit in die Struktur und die Programmierung der Plattform gesteckt – und konnten zudem die Unterstützung von Euler Hermes, der staatlichen Kreditversicherung, gewinnen. Im Januar 2020 ging Tr8fin an den Start. Seitdem zeigen wir, dass auch für Small-Tickets und nicht nur für Multi-Millionen-Projekte eine Exportdeckung sinnvoll einsetzbar ist."

So unterstützt das Start-up einen Maschinenbauer

Das Lieblingsbeispiel von Tr8fin-Geschäftsführer Reimund Felderhoff unter den Projekten der bisher knapp 30 Kunden ist ein Güterexport nach Südeuropa aus der Recyclingwirtschaft. Die Zusammenarbeit mit dem betreffenden Maschinenbauunternehmen kam direkt zu Beginn des Jahres 2020 zustande, als noch Präsenzveranstaltungen und damit viele persönliche Informationsgespräche möglich waren - unter anderem im Rahmen des VDMA, der Tr8fin von Anfang an unterstützt hat.

Der Exporteur hat sich die Hilfe von Tr8fin für das innovative Projekt gesichert und kann dort nun mehrere kommunale Abnehmer mit seinen Systemen gleichzeitig ausrüsten. Die Investitionen bewegen sich dabei jeweils zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro. Da alle Importeure langfristige Zahlungspläne benötigen, hat Tr8fin eine Struktur aufgebaut, wie der Prozess mit digitaler Unterstützung rasch und sicher umgesetzt werden kann.

„Durch den Einsatz neuester Technologien bringen wir Exporteure mit allen Entscheidungsträgern an einen digitalen Tisch, also beispielsweise mit dem Importeur, Euler Hermes, Banken, bei Bedarf auch Anwälten und andere Spezialisten aus unserem Netzwerk. Wir unterstützen sie im gesamten Prozess – von der Geschäftsanbahnung über die Beantragung der Exportkreditversicherung bis hin zur Liquiditätsbeschaffung über unser Bankennetzwerk“, sagt Felderhoff.

Über Tr8fin können Exportkreditanfragen für fast alle Industrie- und Schwellenländer gestellt werden. In der aktuellen Ausbaustufe der Plattform wird dabei besonderes Augenmerk auf Lieferantenkredite in Schwellenländer gelegt, die in der Regel durch Exportkreditgarantien des Bundes abgesichert werden. Tr8fin unterstützt aber auch Exportfinanzierungen in OECD-Länder und vermittelt dazu private Kreditversicherungen. „Mit einem vollständig digitalisierten Prozess, der bei Bedarf jederzeit durch persönliche Betreuung ergänzt wird, können wir all diese Länder und Bedarfe abdecken – hier ist die Digitalisierung, mal wieder, ein Segen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen“, so Felderhoff.

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