Drei gelbe Fahnen mit Hella-Logo

Faurecia übernimmt 60 Prozent von Hella. - (Bild: Hella)

Der seit einigen Monaten zum Verkauf stehende Autozulieferer Hella geht an den französischen Konkurrenten Faurecia. Dieser übernimmt von der bisherigen Eigentümerfamilie Hueck 60 Prozent der Hella-Aktien für knapp vier Milliarden Euro, teilten die beiden Unternehmen mit.

Rund 3,4 Milliarden Euro davon erhält die Familie in bar, den Rest in Faurecia-Anteilen. Der französische Konzern unterbreitet zudem allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot für ihre Anteile in Höhe von 60 Euro und damit etwas unter dem zuletzt an der Börse gezahlten Preis. Die Hella-Aktie hatte seit Ende April deutlich zugelegt, nachdem das "Manager Magazin" über die Verkaufspläne der Familie Hueck berichtet hatte. 

Der Vollzug der Transaktion steht unter dem Vorbehalt regulatorischer Freigaben und wird für Anfang 2022 erwartet. Über eine Rückbeteiligung in Höhe von bis zu neun Prozent werden die derzeitigen Poolaktionäre von Hella an der börsennotierten Obergesellschaft beteiligt bleiben und das Unternehmen somit auch in Zukunft eng begleiten. Vor dem Hintergrund soll auch ein Pool-Vertreter dem Verwaltungsrat von Faurecia beitreten.

Hella und Faurecia werden durch Zusammenschluss ihrer Aktivitäten zum siebtgrößten Automobilzulieferer weltweit aufsteigen. Hierdurch eröffnet sich laut Hella signifikantes Potenzial für weiteres profitables Wachstum. Bereits heute zählen beide Unternehmen zu den globalen Marktführern in ihren jeweiligen Bereichen. Durch Bündelung ihrer spezifischen Stärken wollen Hella und Faurecia ihre Marktposition insbesondere in zentralen Wachstumsfeldern wie Elektromobilität, autonomes Fahren und Fahrzeuginnenraumgestaltung weiter ausbauen und ihre Position gegenüber Kunden sowie in den Regionen zusätzlich stärken.

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Hella: Das sagen die Beteiligten zum Verkauf

„Faurecia und Hella passen sehr gut zusammen. Das gilt insbesondere mit Blick auf Produktspektrum und Marktabdeckung. Zudem legen beide Partner hohen Wert auf konsequente Kundenorientierung, operative Exzellenz und Technologieführerschaft“, sagt Dr. Rolf Breidenbach, Vorsitzender der Hella-Geschäftsführung. „Von daher ist es naheliegend, dass wir unsere Kräfte bündeln, um die Zukunft der Mobilität in vorderster Reihe gemeinsam voranzutreiben. Mit Faurecia an unserer Seite werden wir diesbezüglich noch mehr Möglichkeiten haben als bisher.“

„Wir nehmen als Familiengesellschafter unsere unternehmerische Verantwortung für Hella wahr, indem wir frühzeitig vor Auslaufen unseres Familienpoolvertrags das Unternehmen Hella in neue Hände geben und damit seine strategische Positionierung weiter verbessern – zum Wohl von Hella und ihrer 36.000 Mitarbeiter. Gleichzeitig wird die Familie als Anteilseigner bei Faurecia die Entwicklung dieses führenden europäischen Unternehmens weiter begleiten“, sagt Dr. Jürgen Behrend, Leiter des Pools der Familiengesellschafter. „Mit Faurecia als neuem Mehrheitseigner wird Hella ihre Stärken noch effektiver ausspielen können. Die Kompetenzen beider Unternehmen ergänzen sich hervorragend. Wir haben langjährige Zusagen für die Standorte und Investitionen in die Zukunftsfelder sichergestellt. Hella hat damit die idealen Voraussetzungen, weiterhin langfristig erfolgreich zu sein.“

Das sind die Ziele von Faurecia

„Dieser Zusammenschluss ist eine einzigartige Gelegenheit, einen weltweit führenden Anbieter für Automobiltechnologien zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass Faurecia und Hella hervorragend zueinander passen, da wir eine gemeinsame Vision, Werte und Kultur haben“, sagt Faurecia-CEO Patrick Koller.

Und weiter: „Unsere beiden hoch-qualifizierten Teams arbeiten seit Ende 2018 eng zusammen und haben Ihre Kooperationsfähigkeit unter Beweis gestellt. Gemeinsam werden wir den entscheidenden Vorsprung haben, um von den strategischen Treibern zu profitieren, die die Automobilindustrie verändern. Durch die Kombination unserer Produktportfolios und unserer Marktposition werden wir unser profitables Wachstum durch Innovation, ein größeres Elektronik- und Softwareangebot und erweiterte Umsetzungskraft beschleunigen. Unser Finanzprofil wird weiterhin solide bleiben, wir werden einen Fokus auf eine nachhaltige Cash-Generierung und den Abbau der Verschuldung des Unternehmens legen. Insofern bin ich zuversichtlich, dass die Übernahme einen nachhaltigen Wert für die Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre von Faurecia als auch von Hella schaffen wird.“

Alle Betriebsvereinbarungen bleiben bestehen 

Um das Potenzial beider Partner bestmöglich auszuschöpfen, sollen die Hella-Bereiche bei hoher operativer Verantwortung in die Faurecia-Gruppe integriert werden. Zugleich sieht die Zusammenschlussvereinbarung beider Unternehmen die Fortsetzung der Mehrsäulen-Strategie von Hella und konsequente Investitionen in die Entwicklung automobiler Zukunftstechnologien zur Sicherung der Position als Technologie- und Marktführerschaft vor. Ebenso wird das etablierte Kooperationsnetzwerk von Hella bestehend aus zahlreichen Gemeinschaftsunternehmen sowie strategischen Partnerschaften weiter gestärkt. Paritätisch besetzte Gremien werden die Umsetzung überwachen und die Einhaltung der Zusammenschlussvereinbarung sicherstellen.

Zudem beinhaltet die Vereinbarung weitreichende Zusagen an Hella Beschäftigte. So werden alle Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge bestehen bleiben. Es soll auch zu keinen Änderungen der Betriebsverfassungsstruktur kommen. Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat soll ebenso beibehalten werden. Gemäß der Einigung beider Unternehmen wird auch der Sitz von Hella in Lippstadt ein zentraler Standort in der gemeinsamen Gruppe bleiben.

„Die getroffenen Vereinbarungen mit Faurecia sind Ausdruck dafür, dass es zwischen beiden Partnern eine große Übereinstimmung gibt, was generelle Zielvorstellungen und grundsätzliche Unternehmenswerte angeht. Aus meiner Sicht sind das wichtige Voraussetzungen, um den Erfolgskurs weiter fortsetzen“, sagt Hella CEO Dr. Rolf Breidenbach. „Von daher blicke ich der Partnerschaft mit Faurecia positiv entgegen. Gemeinsam werden wir noch mehr Mehrwert für unsere Stakeholder generieren können.“

Quellen: Dpa, Hella

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