
Innovationen spielen für die Industrie weiter eine wichtige Rolle. (Bild: studio v-zwoelf - stock.adobe.com)
Auftragsflaute, Kurzarbeit, Stellenabbau, geopolitische Herausforderungen, etc.: Die Krise in der deutschen Industrie hält an. Die Bruttowertschöpfung verzeichnete einen signifikanten Rückgang um drei Prozent. Der Maschinenbau produzierte weniger, es gab eine deutliche Abnahme der Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge.
Wir haben die Verbände und Unternehmen gefragt, welche Rolle Innovationen in der derzeitigen Lage spielen und welche technologischen Neuerungen für 2025 geplant sind.
„In der derzeitigen Lage spielen insbesondere Technologien wie künstliche Intelligenz, Automatisierung und Nachhaltigkeitskonzepte eine zentrale Rolle“, sagt Christian Müller, Chief Sales Officer der Grob-Werke. Das Unternehmen plant in diesem Jahr, seine Prozesse noch stärker zu digitalisieren und seine Produktpalette um Lösungen zu erweitern, die die Kunden bei ihren eigenen Transformationsprozessen unterstützen.
„Einen besonderen Schwerpunkt legen wir dabei auf den Ausbau des Universalmaschinengeschäfts sowie des Zerspanungsgeschäfts für die Automobilindustrie“, so Müller. Zudem investiere das Unternehmen in Montageanlagen für Batteriesysteme und elektrische Antriebe, um den wachsenden Anforderungen im Bereich der Elektromobilität gerecht zu werden.
Bedarf an Produkt- und Serviceinnovationen wird größer
Auf dem europäischen und deutschen Markt wird der Bedarf an wirtschaftlich erfolgreichen Produkt- und Serviceinnovationen immer größer, sagt Matthias Lapp, CEO der Lapp Gruppe. „Wir als Lapp mit Produkten im Bereich der Verbindungstechnologien müssen uns verstärkt durch innovative Produkte differenzieren.“
Dabei liegen die Trends dem CEO zufolge weiter im Ausbau des Portfolios für die industrielle Kommunikation und dem Bereich Konfektionierung mit Kundenanforderungen in Richtung Hybridleitungen. „Wir greifen in der Entwicklung verstärkt auf neue Materialien und Technologien zurück, wie dem Additive Manufacturing, nachhaltige Kunststoffmaterialien oder der Optimierung von Leiterwerkstoffen“, erklärt er.
In diesem Jahr will das Unternehmen die Arbeit in den ersten Prototypen für biobasierte Kabel und Steckerverbinder intensivieren, und sein Portfolio in Richtung Hybridleitungen mit EMV-optimiertem Verhalten erweitern. Eine wichtige Rolle spielen auch KI-basierte Tools und KI-basierten Algorithmen.
Weiterentwicklung des Portfolios ist auch wichtig
Markus Horn, Chef der Paul Horn GmbH sagt: "2024 haben wir zwei wichtige Themen auf den Markt gebracht. Zum einen unser Supermini mit gesinterter Spanformgeometrie für optimale Spankontrolle und Spanbruch bei der Innenbearbeitung. Zum anderen unser PKD-Programm 'rotierende Werkzeuge' mit Fokus auf die Aluminiumbearbeitung."
Für 2025 stehen dem CEO zufolge weitere Neuheiten zu den Technologietagen in Tübingen im Mai sowie zur EMO in Hannover im September an. Markus Horn erklärt: „Innovationen sind wichtig.“ Jedoch sollte auch ein Augenmerk auf die stetige Weiterentwicklung des bestehenden Portfolios liegen. „Nur so lassen sich in der Breite die Anforderungen und Herausforderungen unserer Kunden und Anwender stetig optimieren.“

„Innovationsmaschine Maschinenbau“ lief auf Hochtouren
Sieben von zehn Elektrounternehmen bringen regelmäßig Produkt- oder Prozessinnovationen hervor, sagt ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann. Die Branche gibt im Jahr 30 Milliarden Euro für Innovationen aus und damit mehr als zwölf Prozent vom Umsatz. Dazu kommen laut Gontermann mehr als 13.000 Patentanmeldungen pro Jahr.
„Forschung und Entwicklung begründen die weltweite Führungsposition der Branche und sind notwendig, damit sich die Unternehmen auf neue Herausforderungen einstellen können“, erklärt VDW-Geschäftsführer Markus Heering. Dies sein aktuell zum Beispiel der Transformationsprozess in der Automobilindustrie oder die Energiewende. Auch für neue Kundengruppen müsse das vorhandene Portfolio angepasst beziehungsweise müssen innovative Lösungen entwickelt werden.
Die „Innovationsmaschine Maschinenbau“ sei zuletzt auf Hochtouren gelaufen, so der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen. So stiegen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlich. Laut VDMA-Mitgliederbefragung wollen die Unternehmen ihre FuE-Aktivitäten im In- und Ausland in den kommenden Jahren weiter verstärken. „Die eigene Leistungsstärke ist beachtlich, zumal die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus bis dato kaum staatliche FuE-Mittel erhalten. Das ‚Erfolgsmodell‘ Forschungszulage muss jetzt weiter ausgebaut und verbessert werden“, so Rauen.

Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel!
Der 14. Deutsche Maschinenbau-Gipfel war ein herausragender Erfolg! Über 900 Teilnehmer versammelten sich in Berlin für den größten Gipfel aller Zeiten. Prominente Gäste aus Wirtschaft und Politik bereicherten die Veranstaltung.
2025 geht es weiter! Die Branche trifft sich am 16. und 17. September 2025 in Berlin.
Konjunktur 2025: Das erwartet die Industrie
Zum Schluss haben wir wie jedes Jahr gefragt, welche Schulnote (1-6) die Unternehmen und Verbände der Konjunktur geben.
Die beste Note vergibt Christian Müller von Grob mit einer soliden 3. „Grob ist technologisch sehr breit aufgestellt und agiert global“, sagt er. Diese Diversifizierungsstrategie stelle sicher, dass der Konzern Stärken und Schwächen in den unterschiedlichen Märkten und Regionen sehr gut abfangen könne.
Matthias Lapp gibt der Konjunktur eine 3-. „Die wirtschaftliche Situation in Deutschland und Europa bereitet mir Sorge. Die geopolitischen Spannungen und die Herausforderungen in einigen Branchen führen sicherlich auch 2025 zu Zurückhaltung bei zahlreichen Kunden“, sagt er. Er verweist ebenfalls auf die internationale Aufstellung und die Diversifizierung seines Unternehmens. Beides soll helfen, stabil auf Kurs zu bleiben.
„Wir können die konjunkturellen Unsicherheiten als Chance begreifen und in Deutschland wieder unseren Erfindergeist in den Fokus rücken“, sagt er. „Und wir müssen aufhören zu jammern, wieder anpacken und uns auf den Ursprung unseres Wohlstands besinnen.“
Eine „3 bis 4“ vergibt der ZVEI-Chefvolkswirt. „Zwar sollte 2025 konjunkturell allmählich wieder besser laufen als 2024, allerdings bleiben die Erwartungen derzeit noch gedämpft“, erklärt er.
Maschinenbau ist Kummer gewöhnt
Sowohl Markus Horn als auch der VDW-Geschäftsführer Heering geben eine 4. Laut Heering sind zwar erste Anzeichen für eine Erholung der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte erkennbar, aber ob und in welchem Maße sich die Konjunktur wieder aufwärtsentwickelt, hängt von vielen Unwägbarkeiten ab.
„Ich denke, dass trotz Neuwahlen eventuell getroffene Maßnahmen dieses Jahr nicht mehr oder nur noch bedingt greifen“, sagt Markus Horn. Weltweit gesehen geht er von einer Konjunktur mit der Schulnote 3 aus. „Hier spielen vor allem die zahlreichen Krisenherde eine entscheidende Rolle. Trotzdem gehen wir positiv in das neue Jahr“, so der CEO.
VDMA-Chefvolkswirt Wiechers gibt der Konjunktur eine 4-; „wobei aus rein konjunkturellen Gründen die Benotung besser ausfallen könnte“. Die Weltwirtschaft wachse, überschaubar und im Wesentlichen getrieben von Zinssenkungen und realen Einkommenssteigerungen. Nach zwei Jahren der Investitionszurückhaltung in wichtigen Absatzmärkten stehe zudem rein zyklisch eine Belebung an. Jedoch gibt es zahlreiche Hemmnisse – strukturell, geopolitisch, gepaart mit einem hohen Grad an Unsicherheit.
„Unsicherheit wiederum ist Gift für die Konjunktur“, so Wiechers. Der Maschinen- und Anlagenbau sei salopp formuliert “Kummer gewöhnt”, und weiß damit flexibel, innovativ und zuversichtlich umzugehen.

Die Autorin: Anja Ringel
Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.
Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.
Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.