Im reinen Pkw-Geschäft – also ohne Berücksichtigung der Finanzsparten oder anderer Geschäftsfelder wie etwa Lkw oder Zulieferteile - haben die Autohersteller nach den Lockdowns im ersten Halbjahr 2020 zum Teil erhebliche Verluste erwirtschaftet. Das ist das Ergebnis einer Studie des Branchenexperten Prof. Ferdinand Dudenhöffer.

Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede im Corona-bedingten Restrukturierungs- und Anpassungsbedarf und bisher zum Teil verborgene Schwächen der Autobauer, so Studienleiter Dudenhöffer. Die Erholung von der Corona-Pandemie werde für die Automärkte in Europa, Nord- und Südamerika, Indien, Afrika ein sehr langsamer Prozess werden. Kapazitäten müssten daher abgebaut werden. Hohe Verluste in der Corona-Krise sind laut dem Experten damit auch ein Indikator für den Anpassungsbedarf der einzelnen Unternehmen.

Die Bildergalerie zeigt die Gewinne beziehungsweise Verluste pro verkauftem Auto der verschiedenen Autobauer für das erste Halbjahr 2020. Grundlage sind dabei die operativen Gewinne im Pkw-Geschäft.

Da allerdings einige Hersteller, wie etwa VW, Audi, Skoda, BMW die operativen Ergebnisse bei ihren Joint Ventures in China in den Geschäftsberichten nicht im operativen Teil der Marken ausweisen, sondern die Joint-Venture Ergebnisse separat zeigen (ad equity Bilanzierung), wurden von den Studienmachern für die Vergleichbarkeit der Ergebnisse bei diesen Marken die China-Ergebnisse der Joint Ventures abgeschätzt.

Dicker Verlust pro Auto bei BMW

Sehr hoch ist der Verlust bei BMW mit 1.135 Euro pro Fahrzeug im ersten Halbjahr, deutlich höher als etwa bei Mercedes, Audi oder Volvo - obwohl Mercedes und BMW mit 23 Prozent Absatzrückgang im ersten Halbjahr den gleichen Absatzrückgang hinnehmen mussten. Volvo musste Einbußen von 21 Prozent bei seinen seinen Fahrzeug-Verkäufen hinnehmen.

BMW, normalerweise mit traditionell guten Gewinnen ausgestattet, musste laut Dudenhöffer im zweiten Quartal dieses Jahres seinen historisch höchsten Verlust verbuchen. Die Folge: BMW hat ein Sparprogramm aufgelegt und einen Stellenabbau angekündigt.

Toyota kommt vergleichsweise gut durch die Krise

Ebenso überraschend der Verlust der Marke VW pro Fahrzeug im Vergleich zu Toyota, dem zweitgrößten Autobauer weltweit. Zwar wurden im zweiten Quartal bei Toyota, wie bei fast allen Autobauern Verluste im Autogeschäft verbucht, aber ein passabler Absatz im ersten Quartal in Japan, in den USA und in Europa bescherte Toyota einen Gewinn, der ausreichte, den Verlust im zweiten Quartal auszugleichen.

Während der VW-Konzern in seinem Pkw-Geschäft im ersten Halbjahr 2020 beim Absatz um 28 Prozent einknickte, hatte Toyota einen Rückgang von 29 Prozent in seinen Büchern stehen. Das zeige, dass im VW-Konzern sicher stärkere
Anpassungen als bei Toyota erfolgen müssen, so Dudenhöffer.

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