Ohne Kurswechsel droht Substanzverlust

Stahl- und Metallverarbeitung schrumpft um 3,4 Prozent

Warum bremst die Stahl- und Metallverarbeitung? Sie ist ein zentrales Element des industriellen Rückgrats. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) fordert mutige politische Entscheidungen mit "Schubkraft statt Stillstand".

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Die Bremsklötze müssen weg: Vertreter der Stahl- und Metallverarbeitenden Industrie fordern einen „heißen Herbst“, in dem die Politik endlich strukturelle Verbesserungen anstößt.
Die Bremsklötze müssen weg: Vertreter der Stahl- und Metallverarbeitenden Industrie fordern einen „heißen Herbst“, in dem die Politik endlich strukturelle Verbesserungen anstößt.

Die deutschen Stahl- und Metallverarbeiter treten auf der Stelle: Im ersten Halbjahr 2025 ist ihre Produktion im Vergleich zu 2024 um 3,4 Prozent zurückgegangen. Dieses Minus konnte auch das 2,4-prozentige Plus vom Mai auf den Juni 2025 nicht heraus-reißen. Die Aussichten sind ebenfalls verhalten: Das minimale Auftragsplus des ersten Halbjahres 2025 ist von Mai auf Juni schon wieder ins Minus gerutscht. An diesen Fakten kommen auch vollmundige „Die Wirtschaft ist zurück“-Parolen nicht vorbei. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) fordert einen heißen politischen Herbst mit mutigen Maßnahmen, die den Weg zum erhofften Wachstum freiräumen: „Wir brauchen Schubkraft statt Stillstand“.

Christian Vietmeyer, Haupt-Geschäftsführer bei WSM
Christian Vietmeyer, Haupt-Geschäftsführer bei WSM)

Warum verliert die Stahl- und Metallverarbeitung an Fahrt?

Für den Stillstand sorgen allbekannte Bremsklötze am Standort Deutschland: drückende Energiepreise und Steuern, lahme Genehmigungsverfahren, hemmende Bürokratie, fehlende Investitionsanreize, marode Infra-strukturen. Sie bremsen die rund 5.000 vom WSM vertretenen mittelständischen Unternehmen gewaltig aus. Und stoppen, was die industrielle Basis auszeichnet: Mut zu Innovationen, Investitionen und Transformation. „Die Koalition muss an einem Strang ziehen und längst überfällige Entscheidungen gemeinsam anschieben. Die entscheidenden Hebel sind bekannt – nur wer sie umlegt, kann dem drohenden Substanzverlust beim industriellen Rückgrat entgegenwirken“, betont WSM-Geschäftsführer Christian Vietmeyer. Auf diesem Rückgrat lasten neben dem bisherigen Problem Paket nun auch noch die US-Zölle. Eine weitere Barriere auf dem Weg Richtung Wachstum.

Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik
Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik)

Abschaffung der Gasspeicherumlage gut, aber noch nicht ausreichend

Ein allererster Schritt ist die gerade beschlossene Ab-schaffung der Gasspeicherumlage – er geht aber noch nicht weit genug: „Teure Netzentgelte müssen ebenfalls runter, der Industriestrompreis für alle produzierenden Unter-nehmen muss her. Nur dann können Mittelständler auf energieabhängige Transformationstechnologien um-steigen“, unterstreicht Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim WSM.

Die Zeit des Zögerns ist vorbei

„Außerdem brauchen wir schnellere und digitalisierte Genehmigungsverfahren, um Innovationen nicht zu blockieren“, ergänzt Christian Vietmeyer. „Die produzierenden Unternehmen der WSM-Branchen sind bereit in nachhaltige Produktion zu investieren, benötigen aber Förderung, Anreize und verlässliche Rahmenbedingungen.“ Die Zeit des Zögerns ist vorbei – der industrielle Mittelstand braucht einen heißen Herbst mit schnellen politischen Entscheidungen, die die Produktionsbasis stärken und die Wett-bewerbsfähigkeit sichern. Gefragt sind Politiker die gemeinsam – ohne unnötige Rangeleien – das Ziel der Nation verfolgen: Wachstum.

FAQs über die stahlverarbeitende Industrie in Deutschland

Wie groß ist die Stahl- und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland?
Rund 5.000 meist familiengeführte Unternehmen beschäftigen etwa 450.000 Menschen und erwirtschaften jährlich über 90 Milliarden Euro Umsatz.

Welche Branchen werden beliefert?
Die wichtigsten Abnehmer sind Automobil-, Maschinenbau-, Elektro- und Bauindustrie sowie der Handel.

Welche Rolle spielt die Branche für die Stahlerzeuger?
Sie ist mit Abstand der bedeutendste Kunde der deutschen Stahlerzeugung und sichert damit einen wesentlichen Teil der Rohstahl-Nachfrage.

Wer vertritt die Interessen der Branche?
Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e. V. (WSM) als Dachverband von 13 Fachverbänden bündelt die politische und wirtschaftliche Interessenvertretung.

Was macht die Branche besonders?
Hohe Spezialisierung, starke Exportorientierung und technologische Führungsposition in vielen Nischenmärkten.

Quelle: Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM)