Es stellt sich die Frage, ob bei Europas größtem Autobauer, der Volkswagen AG, ein massiver Stellenabbau zu erwarten ist. Gemäß einem Bericht des „Manager Magazins“ besteht die Möglichkeit, dass der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen wird. Eine Bestätigung seitens des Unternehmens steht jedoch aus. In einer Stellungnahme des Gesamtbetriebsrats hieß es, die genannte Zahl sei „jeglicher Grundlage entbehrend und als schlichtweg unsinnig zu bezeichnen“.
Gemäß den Informationen des Magazins beabsichtigt Finanzchef Arno Antlitz, die Mittel für Investitionen in den kommenden fünf Jahren auf 160 Milliarden Euro zu kürzen. In der Mittelfristplanung für den Zeitraum von 2025 bis 2029 hatte VW zuletzt noch ein Budget von 170 Milliarden Euro vorgesehen.
Das Land Niedersachsen ist mit einem Anteil von 20 Prozent der Stimmrechte zweitgrößter Anteilseigner des Volkswagen-Konzerns.
Keine Bestätigung, aber VW muss Kosten reduzieren
Eine Sprecherin der Volkswagen AG in Wolfsburg erklärte, dass das Unternehmen an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren müsse. Eine Bestätigung dieser Aussage steht jedoch noch aus. Nur durch diese Maßnahmen kann die Marke ausreichend finanzielle Mittel generieren, um zukunftsweisende Investitionen zu tätigen. „Die Frage, wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, wird Gegenstand der anstehenden Gespräche sein“, sagte sie. Die Sprecherin des Unternehmens wollte die Zahl von 30.000 Stellen nicht bestätigen.
Am 25. September beginnen die Verhandlungen zwischen der Volkswagen AG und der Industriegewerkschaft Metall. Der Verhandlungsführer der IG Metall bei Volkswagen, Thorsten Gröger, fordert, dass der Vorstand seine Pläne "nächste Woche am Verhandlungstisch konkret präsentiert". Sollte der Vorstand von Volkswagen tatsächlich die Absicht hegen, die Belegschaft zu dezimieren, werden die Beschäftigten mit einer adäquaten Gegenreaktion antworten.
Die Kernmarke VW Pkw ist mit hohen Kosten konfrontiert. Der Automobilhersteller hat die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung mit den Gewerkschaften in Deutschland aufgekündigt. Infolgedessen werden Werksschließungen und betriebsbedingte Entlassungen in Erwägung gezogen.
Markenchef Thomas Schäfer strebt in den kommenden Jahren eine operative Rendite von 6,5 Prozent an.
"Hardliner" machen Druck
In einem aktuellen Bericht wird seitens des Konzernchefs Blume das von den sogenannten „Hardlinern“ formulierte Ziel als realistisch erachtet. Dies lässt den Schluss zu, dass der Druck auf die Unternehmensführung offenbar so groß ist, dass weitreichende Einschnitte bei den Beschäftigten in Betracht gezogen werden. Laut „Manager Magazin“ soll die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nach Vorstellung der sogenannten „Hardliner“ von 130.000 mittelfristig um 30.000 sinken. Diese Einschätzung wurde auch von Konzernchef Oliver Blume in einem persönlichen Gespräch mittelfristig als realistisch erachtet.
Sein Vorgänger Herbert Diess stieß mit Gedankenspielen um einen Jobabbau in dieser Größenordnung bereits auf erhebliche Gegenwehr, sodass entsprechende Pläne wieder verworfen werden mussten.
Ein möglicher Personalabbau könnte insbesondere den Bereich Forschung und Entwicklung betreffen. Prognosen zufolge müssten von den rund 13.000 Beschäftigten in Deutschland 4.000 bis 6.000 ihren Arbeitsplatz aufgeben. Die Implementierung von Maßnahmen wie Altersteilzeit und Abfindungen wird als nicht ausreichend erachtet.
Im Rahmen der Investitionsplanung hatte VW bereits angekündigt, in den Jahren 2023 bis 2024 einen signifikanten Anteil der finanziellen Mittel für neue Technik, Antriebe, Batterien und Software aufzuwenden. Für die darauffolgenden Jahre wurde eine Verringerung der Investitionsquote prognostiziert.
Im vergangenen Jahr wurden 13,5 Prozent des Umsatzes im Autogeschäft für Sachanlagen sowie Forschung und Entwicklung aufgewendet, was einem Betrag von rund 36,1 Milliarden Euro entspricht.
In diesem Jahr hat Finanzchef Antlitz bisher eine Quote von 13,5 bis 14,5 Prozent des Erlöses für die genannten Bereiche vorgesehen. Im vergangenen Jahr hatte Blume den Investoren versprochen, dass die Quote im Jahr 2027 unter 11 Prozent und im Jahr 2030 gar auf rund 9 Prozent fallen werde. Diese kritisieren seit Jahren die hohen Aufwendungen, da diese den finanziellen Spielraum für Ausschüttungen an die Aktionäre schmälern.
dpa