ZVEI-Umfrage: Verarbeitendes Gewerbe will signifikant in industrielle KI investieren
Industrielle KI wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor: Eine ZVEI-Umfrage zeigt, wie stark Unternehmen bereits profitieren – und warum regulatorische Hürden Europas Vorsprung gefährden könnten.
Jedes vierte Unternehmen will mehr als 20 Prozent der Gesamtinvestitionen in Industrielle KI fließen lassen
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Die
industrielle Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) hat enormes Potenzial für den
Industriestandort Deutschland. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des ZVEI unter Entscheidern aus
verschiedenen Industriebranchen, die bereits KI-Anwendungen für eigene
Produktionsprozesse einsetzen. Schon jedes fünfte Unternehmen konnte
industrielle KI-Anwendungen in seine Produktions- und Wertschöpfungsprozesse
integrieren. Mehr
als zwei Drittel dieser Unternehmen erwarten eine deutliche Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit durch industrielle KI innerhalb der nächsten fünf Jahre.
Jedes Vierte plant, in den kommenden fünf Jahren teilweise deutlich mehr als 20
Prozent seiner Gesamtinvestitionen in industrielle KI-Anwendungen fließen zu
lassen.
„Unsere
Unternehmen sehen nicht nur das immense Potenzial industrieller KI, sie werfen
es bereits in die Waagschale. Das darf uns zuversichtlich stimmen“, bilanziert
ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. „Die Unternehmen zeigen: KI in der
industriellen Anwendung ist unser Kompetenzfeld.” Zugleich mahnt Dr. Kegel aber
ein noch höheres Tempo an. „KI, Software und Daten sind die Treiber der
künftigen Wertschöpfung. Dieser Herausforderung müssen sich noch mehr
Unternehmen stellen, wollen sie im globalen Wettbewerb weiterhin eine führende
Rolle einnehmen.”
Die
überbordende EU-Regulatorik könnte sich für einen Großteil der Befragten jedoch
als Stolperstein erweisen. So empfindet jedes dritte Unternehmen mit
industriellen KI-Anwendungen die geltenden oder geplanten EU-Regelwerke, etwa
den AI Act, den Data Act oder den Cyber Resilience Act, als starke bis sehr
starke Belastung für die weitere Umsetzung von KI-Projekten. Die
besorgniserregende Konsequenz ist, dass 42 Prozent der Befragten es für
wahrscheinlich halten, künftig nicht in Deutschland, sondern außerhalb der EU
in KI-Anwendungen zu investieren.
Gute
Ausgangsposition bei industrieller KI nicht aus der Hand geben
Damit sendet
die Industrie ein klares Signal: Verlässliche, innovationsfreundliche
Rahmenbedingungen sind entscheidend, um die technologische Entwicklung in
Europa zu halten und zu stärken. „Damit die Breite der Industrie bei der
KI-Entwicklung mitziehen kann, muss Europa dringend die regulatorische
Unsicherheit aus dem Weg räumen und mehr praxisnahe Unterstützung für den
Mittelstand schaffen”, mahnt Dr. Kegel. “Die Unternehmen brauchen mehr
Spielräume, damit sich Innovationen in allen Fragen der Digitalisierung
entfalten können und nicht bereits im Entstehen abgewürgt werden.”
Wie die
Umfrage ebenfalls zeigt, entwickeln sich industrielle KI-Anwendungen auch
außerhalb Deutschlands rasch. Der ZVEI-Präsident fordert die Politik deshalb
auf, den Fokus auf eine leistungsfähige Infrastruktur, praktikable
Datenschutzregeln und einen offenen Umgang mit vertrauenswürdigen KI-Systemen
zu legen. “Wir stehen an einer Wegscheide: Wir haben Chancen, unsere sehr gute
Stellung bei industrieller KI, unter anderem als Fabrikausrüster der Welt,
auszubauen. Dazu muss jedoch der Rahmen stimmen. Andernfalls drohen Deutschland
und Europa den Anschluss im globalen Wettbewerb zu verlieren.“
Über
die Umfrage
Für die
Erhebung hat Civey im Auftrag des ZVEI zwischen Ende August und Ende
Oktober 2025 1.000 Entscheider im verarbeitenden Gewerbe. Für die
Detailauswertung wurden davon 200 Entscheider aus Unternehmen, die bereits
industrielle KI einsetzen, näher befragt.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
1. Wie stark ist KI bereits in der Industrie verankert?
Jedes fünfte Industrieunternehmen hat KI-Anwendungen in Produktions- und Wertschöpfungsprozesse integriert.
2. Welche Effekte erwarten die Unternehmen?
Über zwei Drittel rechnen in den nächsten fünf Jahren mit einer deutlich steigenden Wettbewerbsfähigkeit durch KI.
3. Wie viel investieren Unternehmen in KI?
Jedes vierte Unternehmen plant, künftig mehr als 20 % seiner Gesamtinvestitionen in industrielle KI zu stecken.
4. Welche Rolle spielt die EU-Regulatorik?
Ein Drittel empfindet AI Act & Co. als starke Belastung – und 42 % erwägen KI-Investitionen außerhalb der EU.
5. Was fordert der ZVEI?
Innovationsfreundliche Rahmenbedingungen, weniger Unsicherheit und mehr Unterstützung für den Mittelstand, um den KI-Vorsprung zu sichern.