DGUV-V3-Prüffristen wegen Corona aussetzen oder verschieben?
Viele Unternehmen überlegen, ob sie angesichts der Covid-19-Pandemie auf Prüfungen der elektrischen Betriebsmittel verzichten. Wir haben einen Experten gefragt.
Lena Severiens, PiepenbrockLena Severiens,Piepenbrock
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Regelmäßige Elektroprüfungen dienen unter anderem dazu, den Versicherungsschutz zu erhalten. Ob sie angesichts der Corona-Krise verschoben oder gar ausgesetzt werden dürfen, ist eine große Frage in vielen Unternehmen. -(Bild: Piepenbrock Unternehmensgruppe GmbH + Co. KG)
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Eingeschränkter Geschäftsbetrieb, Umsatzverluste und Kurzarbeit: Unternehmen sehen sich während der Covid-19-Pandemie vielen Herausforderungen gegenüber – oft ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für anstehende DGUV-V3-Prüfungen. Viele Unternehmen stellen sich daher die Frage, ob DGUV-Vorschrift-3-Prüffristen für elektrische Betriebsmittel aufgrund der Corona-Krise ausgesetzt oder verschoben werden dürfen.
"Ortsveränderliche und ortsfeste elektrische Betriebsmittel müssen in regelmäßigen Abständen geprüft werden – auch während der Pandemie", bringt es Sebastian Magga, Niederlassungsleiter Prüfservice bei Piepenbrock, auf den Punkt. Dazu hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in ihrer Vorschrift 3 Prüffristen definiert, die unbedingt eingehalten werden müssen. So beugen die Unternehmen schwerwiegenden Personen- und Sachschäden vor.
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Generell gelten für die Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Betriebsmittel Prüffristen von drei bis zu maximal 24 Monaten. Die Frist für die Prüfung ortsfester elektrischer Anlagen und Betriebsmittel beträgt maximal vier Jahre. Ausgenommen sind nach DIN VDE 0100 Gr. 700 definierte Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art, die jährlich geprüft werden müssen. "Bei der Festlegung der genauen Prüffrist unterstützen wir unsere Kunden gerne, in dem wir Empfehlungen entsprechend der tatsächlichen Verwendungsumgebung und Belastung der Betriebsmittel aussprechen", erklärt Magga.
Laut DGUV V3 ist es Aufgabe eines Unternehmens, sicherzustellen, dass die elektrischen Betriebsmittel auf ihren ordnungsgemäßen Zustand geprüft werden. So ist nach der Betriebssicherheitsverordnung das Unternehmen auch dafür zuständig, die Art, den Umfang und die Fristen von Prüfungen mittels einer Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und festzulegen.
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Sebastian Magga ist Niederlassungsleiter Prüfservice bei Piepenbrock. -(Bild: Piepenbrock)
"Verlängert werden können diese Fristen nur mit einer erneuten Gefährdungsbeurteilung. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, handelt laut Betriebssicherheitsverordnung ordnungswidrig. Im Schadensfall kann das auch dazu führen, dass die Versicherung die anfallenden Kosten nicht übernimmt", warnt Sebastian Magga.
Prüf-Sonderregelungen wegen Corona
"Die COVID-19-Pandemie führt in einigen Unternehmen dazu, dass Betriebsabläufe nur eingeschränkt bis gar nicht stattfinden können und auch wir als Dienstleister nur eingeschränkt die Gelegenheit erhalten, fällige Betriebsmittelprüfungen bei unseren Kunden durchzuführen. Das hat zur Folge, dass Unternehmen die festgelegten DGUV-V3-Prüffristen nicht immer einhalten können", beschreibt Sebastian Magga die aktuelle Situation.
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"Daher haben die Fachbereiche der DGUV Empfehlungen zum Umgang mit den Prüfpflichten während der Pandemie herausgegeben." Diesen zufolge ist es möglich, im Einzelfall und auf Basis einer anlassbezogenen Gefährdungsbeurteilung Prüfungen von elektrischen Betriebsmitteln zu verschieben – unter der Voraussetzung, dass die Geräte und Anlagen gefahrlos verwendet werden können. "In der Gefährdungsbeurteilung müssen unter anderem die Gründe, weshalb die Fristen für die Prüfung elektrischer Anlagen und Betriebsmittel nicht eingehalten werden können, dokumentiert sein", sagt der Experte.
Video: Betriebsmittelprüfung
"Ebenfalls hinein gehört die Feststellung, dass die betroffenen Betriebsmittel bei den vorherigen Prüfungen und seit der letzten Kontrolle mängelfrei waren und gefahrlos genutzt werden können, sowie einige weitere Aspekte", verdeutlicht Magga. Die Verschiebung der Prüfzeitpunkte wirke sich nicht auf die Prüffristen aus. Das bedeute, dass diese dadurch nicht verlängert werden. "Laufen Prüffristen elektrischer Betriebsmittel während der COVID-19-Pandemie aufgrund eines durch eben diese Pandemie verursachten Hinderungsgrundes aus, muss zwingend eine neue Gefährdungsbeurteilung erstellt werden", so Sebastian Magga.
Die Empfehlungen der DGUV-Fachbereiche gelten lediglich für den Zeitraum, in dem die Betriebsabläufe und die Verfügbarkeit von technischen Prüfservices aufgrund der Covid-19-Pandemie eingeschränkt sind sowie nur für Geräte und Anlagen, die deswegen nicht geprüft werden können.
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Bilderstrecke: Das sind die größten Industriedienstleister Deutschlands
Auf dem 12. Platz tummelt sich die 'Ebert Hera Esser Holding' aus Baden-Baden. Rund 1.300 Mitarbeiter sind dort beschäftigt und kümmern sich zum Beispiel um Anlagen in der Lebensmittel-, Chemie-, Pharma-, und Energiebranche. –(Bild: Ebert Hera Esser)
Die sogenannte 'Gesellschaft für Montage und Regeltechnik' (GMR) aus dem nordrhein-westfälischen Wesseling hat es mit 1.500 Mitarbeitern auf Platz 11 im Ranking geschafft. Das Unternehmen gehört zur Griesemann Gruppe und bietet Dienstleistungen rund um Anlagenbau und Instandhaltung. –(Bild: Pixabay/Tama66)
Mit 1.800 Mitarbeitern belegt 'Lobbe Industrieservice' aus Iserlohn den 10. Platz. Das Unternehmen kümmert sich nicht nur um Entsorgung und Havarie-Management, sondern auch um Themen wie Kanaldienstleistungen und Industrieservice. –(Bild: Lobbe)
Die Weber Unternehmensgruppe mit Stammsitz im nordrhein-westfälischen Pulheim ergattert mit 1.990 Mitarbeitern den 9. Platz im Ranking. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Anlagen mit vielen Rohrleitungen, wie sie in der Prozessindustrie vorkommen. –(Bild: Pixabay/Herbst2512)
Seit 45 Jahren ist die S.I.S. Gruppe mit Sitz in Karlsfeld bei München spezialisiert auf technische Dienstleistungen wie Industrieinstandhaltung, Industriereinigung und Facility Management. An 22 Standorten mit 19 Niederlassungen in Deutschland und Österreich sind 2.200 Mitarbeiter im Einsatz. Das macht Platz 8 in unserem Ranking. -(Bild: S.I.S-Süd-Industrie-Anlagen-Service)
Mit 2.500 Kolleginnen und Kollegen im Jahr 2019 (davon ca. 2.200 in Deutschland) belegt die Münchner Robur Industry Service Group Platz 7 im Ranking. Damit hat die Gruppe seit ihrer Gründung 2015 einen steilen Aufstieg hingelegt. -(Bild: Robur)
Deutlich mehr, nämlich 14.000 Mitarbeiter, beschäftigt die 'Wisag Industrie Service Holding' aus Frankfurt am Main auf Platz 6 im Jahr 2018. Auf dem Foto zu sehen ist die sogenannte Produktionstechnische Instandhaltung, ein Angebot von Wisag. –(Bild: Wisag)
'Leadec Industrial Services' firmierte bis Februar 2017 noch als 'Voith Industrial Services Holding'. Das Unternehmen mit Stammsitz in Stuttgart beschäftigt rund 17.500 Mitarbeiter und liegt damit auf Platz 5 im Ranking. Leadec ist weltweit tätig. –(Bild: Leadec)
Die 'Piepenbrock Instandhaltung GmbH & Co. KG' aus Osnabrück macht keine Angaben zu ihrer Mitarbeiterzahl. Herauszufinden ist lediglich, dass beim Mutter-Konzern 'Piepenbrock-Gruppe' 28.000 Menschen beschäftigt sind. Im Ranking steht das Instandhaltungs-Unternehmen damit voraussichtlich auf Platz 4. –(Bild: Piepenbrock)
Bei Kaefer Isoliertechnik aus Bremen arbeiten rund 28.000 Menschen. Das reicht für Platz 3 im Ranking der größten Industriedienstleister Deutschlands. Neben Dienstleistungen für die Industrie bietet das Unternehmen auch Leistungen rund um den Schiffsausbau und den Bau und Ausbau von Gebäuden. –(Bild: Pixabay/emirkrasnic)
Bilfinger mit Stammsitz in Mannheim beschäftigt weltweit 35.905 Mitarbeiter. Das hat Platz 2 im Ranking zur Folge. Der Industriedienstleister ist auf die Branchen Petrochemie, Chemie, Pharma sowie Öl und Gas spezialisiert. –(Bild: Bilfinger)
Der größte Industriedienstleister Deutschlands heißt 'Remondis Maintenance & Services' und kommt aus Köln. 36.000 Menschen haben dort ihren Arbeitsplatz. Das Unternehmen ist in mehr als 30 Ländern vertreten und bietet seine Dienstleistungen rund um die Sektoren Recycling, Service und Wasser an. –(Bild: Pixabay/Anyusha)
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