Online und per Software

Wie Heideldruck 7.000 Mitarbeiter im Infektionsschutz schult

Heidelberger Druckmaschinen hat im Zuge der Corona-Pandemie per HSE-Software und Online-Unterweisungen seine Mitarbeiter zum Infektionsschutz geschult.

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Die Endmontage der Heidelberger Druckmaschinen AG, kurz gerne Heideldruck genannt. Insgesamt arbeiten im Unternehmen rund 7.000 Menschen. Sie wurden im Zuge der Corona-Pandemie in Sachen Infektionsschutz geschult.
Die Endmontage der Heidelberger Druckmaschinen AG, kurz gerne Heideldruck genannt. Insgesamt arbeiten im Unternehmen rund 7.000 Menschen. Sie wurden im Zuge der Corona-Pandemie in Sachen Infektionsschutz geschult. -

Der Arbeitsschutz in Zeiten von Covid-19 stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Zu Beginn der weltweiten Pandemie und insbesondere nach der Veröffentlichung des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards mussten die Maßnahmen zum Infektionsschutz an sämtliche Mitarbeiter kommuniziert werden.

Der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe variierte dabei in Abhängigkeit von Größe, Internationalisierung und Qualität der bestehenden Prozesse eines jeden HSE-Unternehmens. Auch die Arbeitsschutzabteilung der Heidelberger Druckmaschinen AG wurde dadurch auf eine harte Probe gestellt.

Der Weltmarktführer für Druckmaschinen beschäftigt deutschlandweit rund 7.000 Mitarbeiter. Am Standort Wiesloch-Walldorf befindet sich die Konzernzentrale. Von hier steuert das Unternehmen Vertrieb, Marketing, Service, Personal und Finanzen, Produktion, Montage und den internationalen Versand.

Der am 16. April 2020 erschienene SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard stellte viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Das Krisenmanagement der Heidelberger Druckmaschinen AG begann bereits einen Monat früher. In Wiesloch-Walldorf tagte der Krisenstab, der entscheiden musste, wie die unterschiedlichsten Arbeitsplätze und Tätigkeiten vom normalen Büroarbeitsplatz bis zum Labor-Arbeitsplatz, besonders aber die vielen Servicetechniker, die weltweit unterwegs sind, effektiv vor einer Infektion mit Covid-19 geschützt werden konnten. Für die Realisierung hatte die vom Krisenstab beauftragte Arbeitsschutzabteilung nur eine Woche Zeit.

Heideldruck-Sicherheitstechnologin Cornelia Schmitz-Hanig.
Heideldruck-Sicherheitstechnologin Cornelia Schmitz-Hanig. -

Heideldruck nutze seine Erfahrungen mit der HSE-Softwarelösung Quentic (HSE - Health Safety Environment; Gesundheit, Sicherheit, Umwelt), um sich einen Startvorteil bei diesem zeitkritischen Vorhaben zu sichern. Die Software war bereits seit 2013 im Einsatz und wurde unter anderem für Online-Unterweisungen im Büro, bis dato jedoch noch nicht in der Produktion genutzt.

Im Interview berichtet Sicherheitstechnologin Cornelia Schmitz-Hanig, wie sie die entsprechenden Hebel in Bewegung setzte und durch die Optimierung vorhandener Prozesse und Ausschöpfung von bisher ungenutzten Prozessmöglichkeiten pünktlich zum Ende der Frist einen Link zur Online-Unterweisung an alle 7.000 Mitarbeiter versenden konnte. Doch die Heidelberger Druckmaschinen AG bewältigte nicht nur die akute Krise, sondern konnte mit den im Krisenmanagement erarbeiteten Prozessen nachhaltige Verbesserungen in den Bereichen Arbeitsschutz und Legal Compliance anzustoßen.

Können Sie uns einen Überblick über die ergriffenen Maßnahmen zum Arbeitsschutz zu Beginn der Pandemie geben?

Cornelia Schmitz-Hanig: "Am 15. März wurde ein Pandemieplan veröffentlicht. Anschließend haben wir die neuen Verhaltensregeln an unsere Mitarbeiter kommuniziert. Das betraf insbesondere die grundsätzlichen Abstands- und Hygieneregeln sowie die Dienstreisen in Risikoregionen oder andere Gebiete, die gänzlich untersagt oder auf das absolut notwendige Maß reduziert wurden. Darüber hinaus trafen wir Regelungen in Hinblick auf Quarantäne und zusätzliche Maßnahmen zum mobilen Arbeiten, IT-Sicherheit und zum Datenschutz."

Am Standort Wiesloch-Walldorf tagte der Krisenstab des Unternehmens zum Thema Covid-19. Wie lautete der konkrete Auftrag des Krisenstabs an Sie als Sicherheitstechnologin?

Schmitz-Hanig: "Die Aufgabe des Krisenstabs richtete sich an die zentrale Arbeitsschutzabteilung, die die Sicherheitsmanagementrunde, in der die Fachkräfte für Arbeitssicherheit aller deutschen Standorte vertreten sind, koordiniert. In dieser Gruppe wird die Umsetzung des Arbeitsschutzstandards abgestimmt.

Insbesondere sollte sie mithilfe der bei uns eingesetzten Software-Lösung Quentic eine deutschlandweite Gefährdungsbeurteilung erstellen. Hierbei flossen auch Informationen aus unterschiedlichen Bundesländern ein. Auf dieser Basis wurde eine Unterweisung erstellt. Erstmalig waren für die Organisation der Unterweisungen nicht die einzelnen Führungskräfte zuständig.

Stattdessen war der Auftrag, diese Aufgabe zu zentralisieren sowie die Führungskräfte zu schulen und ihnen Handlungsempfehlungen zu geben. Die große Herausforderung war nun, die Unterweisung über 7.000 Mitarbeitern zentral und online zur Verfügung zu stellen."

Wie haben Sie diese Herausforderung gelöst?

Schmitz-Hanig: "Wir brauchten eine schnelle und praktikable Lösung, die uns Quentic ermöglicht hat. Per E-Mail verschickten wir einen Link, über den die Mitarbeiter die Unterweisung online und von daheim absolvierten. Die Abteilungsleiter wiederum konnten dann die Durchdringung der neuen Qualifikationen monitoren und bei Bedarf die Unterschriftenliste für Präsenzunterweisungen von Kollegen ohne direkten Zugang zu Quentic erstellen und nutzen. Rückblickend kann man sagen, dass wir auf diesem Weg eine große Akzeptanz für das Thema Arbeitsschutz im Unternehmen erzielt haben."

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und reagiert oft skeptisch auf Änderungen oder Unbekanntes. Wie reagierten die Mitarbeiter, von denen ja viele noch nie mit HSE-Software gearbeitet hatten?

Schmitz-Hanig: "Die meisten Mitarbeiter haben die Sicherheitsunterweisung ohne Probleme durchgeführt. Mit Sicherheit war Teil des Erfolgs, dass wir sie begleitend und umfassend informiert haben. So wussten sie, warum sie diese E-Mail erhalten, wie sie die Online-Unterweisung durchführen können und wer ihr Ansprechpartner bei Problemen ist. Natürlich gab es auch Fälle, bei denen es nicht funktionierte. Aber durch unseren zentralen Ansatz landeten diese Fälle zeitnah bei mir und wir konnten entsprechende Lösungen finden."

Inwieweit hat sich die Krise auf die Änderung der Prozesse im HSE-Management bei der Heidelberger Druckmaschinen AG ausgewirkt?

Schmitz-Hanig: "Mit dem Erfolg des Projekts ist klar, dass wir Online-Unterweisungen verstärkt im Unternehmen einsetzen werden. Sie erleichtern das Vermitteln neuer Inhalte und bieten einen schnellen und aktuellen Zugang zu Sicherheitsthemen. Auch die Nutzung statischer Links hat sich bewährt. Und es wurde deutlich, dass wir Führungskräfte künftig noch besser schulen und stärker einbinden beziehungsweise unterstützen müssen; gegebenenfalls auch mit solchen zentralen Aktionen.

Denn im HSE-Management spielen Führungskräfte eine zentrale Rolle. Wenn sie von der Relevanz nachhaltiger Arbeitsschutzmaßnahmen überzeugt sind, können sie auch aktiv die Belegschaft motivieren, diese einzuhalten und sich sicherer zu verhalten. Somit profitieren alle langfristig von der Optimierung der Maßnahmen und Prozesse."

Bilderstrecke: Die Fachmesse A+A in Düsseldorf

Mascot A+A 2019 Düsseldorf
"Was zieh ich an, was zieh ich an, damit man mich auch gut sehen kann?", sang schon Rolf Zuckowski. Bei Mascot hat man was Arbeitskleidung betrifft darauf eine klare Antwort gefunden. -
Uvex A+A 2019 Düsseldorf
Die Gänge und Stände auf der A+A 2019 waren stets gut gefüllt. -
HB Tempex A+A 2019 Düsseldorf
So wird ein Schuh draus - am Stand von HB Tempex wirkte es, als spränge der Silver Surfer aus der sicheren Fußbekleidung eines Mitbewerbers. -
Jutec A+A 2019 Düsseldorf
Mit Comicfiguren hat natürlich weder das vorherige noch dieses Bild etwas zu tun: Hitzeschutzanzüge wie diese von Jutec sollen Leben retten. -
Climax A+A 2019 Düsseldorf
Leben retten sollen auch die Sicherheitsausrüstungen für Höheneinsätze wie diese am Stand von Climax. -
Höhenrettung A+A 2019 Düsseldorf
Auf der A+A 2019 in Düsseldorf waren die ausgestellten Produkte aber nicht nur am Stand sondern auch gleich im Einsatz zu sehen. -
Bergrettung A+A 2019 Düsseldorf
Für die Teams der Aussteller ging es teilweise ganz schön hoch hinaus. -
Skylotec A+A 2019 Düsseldorf
Bei Skylotec konnten die Fachbesucher der A+A 2019 das ausgestellte Gerät auch gleich austesten. -
Genetta A+A 2019 Düsseldorf
Auch bei den Kollegen von Genetta konnte man, wenn man wollte, hoch (und vor allem sicher) hoch hinaus. -
Exoskelett A+A 2019 Düsseldorf
Nach so viel Kraxelei kann eine Sitzgelegenheit durchaus willkommen sein. -
Magigexit A+A 2019 Düsseldorf
Vielleicht nicht der letzte Schrei auf dem Prêt-à-porter-Laufsteg aber mit Sicherheit für den Umgang mit giftigen Stoffen geeignet ist dieser Schutzanzug von Magigexit. -
Unimask A+A 2019 Düsseldorf
Auch bei den Kollegen von Unimask stand nicht die Kleidsamkeit oder Eleganz im Vordergrund sondern der Schutz und die Sicherheit des Trägers. -
Deltaplus A+A 2019 Düsseldorf
Schutz vom Sturz in den Abgrund war der Hauptgrund für den Messeauftritt von Deltaplus. -
Hoffmann A+A 2019 Düsseldorf
Die Hoffmann Group stellte ihren Stand auf der A+A 2019 in Düsseldorf ganz ins Zeichen der Sicherheit und es Schutzes von Menschen in ihrem beruflichen Alltag. -
Igefa A+A 2019 Düsseldorf
Über Einsamkeit konnte das Igefa-Standpersonal nicht klagen -
inform A+A 2019 Düsseldorf
Auch bei Inform war das Team jederzeit gut ausgelastet. -
Instandhaltung A+A 2019 Düsseldorf
Und auch wir, also das Fachmagazin Instandhaltung, waren da - nicht nur in persona, sondern auch gedruckt, in Farbe und bunt! -
Mapa A+A 2019 Düsseldorf
Gut gerüstet - auch für den Ansturm der zahlreich vertretenen Gäste aus Fernost - zeigte man sich am Stand von Mapa. -
Moldex A+A 2019 Düsseldorf
Um den Schutz der Atemwege ging es am Stand von Moldex. -
MSA A+A 2019 Düsseldorf
Alles auf Grün - das Personal am MSA-Stand war fast immer in Fachgesprächen anziutreffen -
Schake A+A 2019 Düsseldorf
Einmal Schranke ohne Pommes - bei Schake zeigte man die neusten Entwicklungen in Sachen Absperrtechnik. -
Unterwasserrettung A+A 2019 Düsseldorf
Das mit der Unterwasserrettung hatten Sie nicht geglaubt, stimmt's? ist aber wahr: In spektakulären Vorführungen in einem riesigen Bassin zeigten Taucher, wie man einen verunglückten Kollegen aus den tiefen der See wieder ans Tageslicht bringt und rettet. -

Welche Tipps haben Sie für die Wahl und Umsetzung neuer Prozesse?

Schmitz-Hanig: "Grundsätzlich sind optimierte Prozesse und klare Verantwortlichkeiten die Basis für ein stabiles HSE-Management, das auch Krisen gewachsen ist und schnelles Handeln ermöglicht. Eine HSE-Software, die auch ad hoc Prozesse ermöglicht, welche im Unternehmen noch nicht erprobt sind, ist nicht nur im Falle einer Krise ein nützliches Instrument. Zusätzlich haben wir innerhalb des Arbeitsschutzes alle möglichen Probleme, die es geben könnte, diskutiert. Diese Erkenntnisse haben wir dann in die Gespräche mit den Quentic Verantwortlichen aufgenommen, als es um die konkrete Umsetzung ging.

Die geplanten Maßnahmen, etwa den Einsatz eines statischen Links, haben wir immer wieder mit Mitarbeitern besprochen oder getestet, die weniger Erfahrung im Umgang mit der Software hatten. Viele Fehlerquellen konnten wir so schon im Vorfeld ermitteln und ausräumen. Das hat sich zum Beispiel deutlich auf die Inhalte der Unterweisungsfolien ausgewirkt. Ich würde also sagen: Testen und viel kommunizieren, das ist die halbe Miete."