
Reinhold Groß ist seit September 2023 Robotik-Chef von Kuka. (Bild: Kuka Group)
Herr Groß, Kuka hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 zu den Top 5 der AMR-Hersteller weltweit zu gehören. Welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um dieses doch sehr ambitionierte Ziel zu erreichen?
Reinhold Groß: Die zwei großen Hebel, die wir hier haben, ist einmal der Markt und das andere ist das Produkt. Auf der Marktseite nutzen wir sehr konkret unsere bereits global existierenden Strukturen aus. Wir haben ein globales Vertriebsnetzwerk und wir haben vor allem ein global sehr starkes Service- und Support-Netzwerk, das wichtig ist für solche Themen. Und den Hebel nutzen wir dafür und deswegen glauben wir eine Skalierung in diesem Maß.
Die Aussage, dass wir zu den Top 5 zu gehören wollen, ist jetzt schon ein gutes Jahr alt. Wir haben 2024 die Ziele über erreicht. Wir sind auch 2025 auf einem Kurs, der über dem liegt, was wir uns für 2025 als Ziel gesetzt haben. Die Vorgehensweise scheint also aufzugehen.
Wir setzen im Marktzugang auf ein Integratoren-Netzwerk. Der übliche Weg im AMR-Bereich war oftmals so, dass Unternehmen die gesamten Lösungen anbieten. Dann ist es immer ein Projektgeschäft. Projektgeschäfte sind schwerer zu skalieren. Wir skalieren das wie unsere Industrierobotergeschäfte. Das heißt, wir nutzen Integratoren, wir nutzen den breiten Marktzugang und über diesen Marktzugang skalieren wir die Lösungen. Das ist die Marktseite davon.
Die Technologieseite ist, dass wir in einer sehr hohen Geschwindigkeit das Portfolio weiter ausbauen und für immer mehr Anwendungen dann ertüchtigen.
In welchen Bereichen sehen Sie denn das größte Potenzial für AMR?
Groß: Das ist sehr breit. Wir sind im Moment etwas stärker fokussiert auf produktionsnahe Logistik, weil wir dort auch am stärksten den Zugang haben. Im Prinzip ist es aber in jeder Form von Logistik anwendbar. Häufig an diesen End-of-Line-Automatisierungen, das heißt in Serien zum Beispiel die fertigen Güter dann von dem letzten Arbeitsgang in der Logistik in ein Warehouse zu bringen. Das ist eine sehr starke Anwendung.
Oder auch innerhalb von Montageprozessen die Just-in-Time-Anlieferung zum Beispiel - entweder an manuelle Arbeitsplätze oder an Maschinen - zu ermöglichen, von Baugruppen oder von vormontierten Teilen.
Also eigentlich alles, was Intralogistik ist. Es ist auch übergreifend über alle Industrien. Da kann man nicht sagen, mehr Automobil oder mehr Elektronik, das ist überall einsetzbar.
Ein Vorteil in der Anwendung ist vor allem in Bereichen, wo man stark skalieren möchte, weil es relativ einfach ist, weitere autonome mobile Roboter in ein bestehendes Netzwerk hinzuzufügen. Das sehen wir gerade zum Beispiel in der Batteriezellenfertigung, wo sich dann Skalierungen recht einfach durchführen lassen.
Was sind denn aktuell die größten Herausforderungen bei der Entwicklung autonomer mobiler Roboter?
Groß: Das ist eine Kombination von Themen. Wie bei vielen Themen ist die Software auch hier mittlerweile dominierend. Es geht vor allem darum, dass zu den AMR auch immer ein Flottenmanagement dazugehört. Das heißt, es braucht eine einfache intuitive Flottenmanagement-Software, die robust ist, die man einfach erweitern kann, wo es keine Programmierkenntnisse benötigt, wo man relativ einfach durch grafische Modelle dann dieses Netzwerk steuern und programmieren kann.
Hier haben wir ein selbstlernendes Verfahren mit drin, das sich selbst optimiert, also einfache KI bereits mit integriert und dadurch ist es auch im AMR-Bereich so, dass mittlerweile schon zwei Drittel unserer Entwickler Softwareentwickler sind. Es ist also ein relativ großer Softwareanteil verbunden mit der entsprechenden Sensorik in den AMR.
Dann gibt's natürlich die ganzen Sicherheitsmaßnahmen, die man dort treffen muss und Vorgaben und Normen, die man erfüllen muss. Und man muss das Ganze als Paket zusammenfügen und zu einem attraktiven Preis dann in den Markt bringen, dass man eben auch die Effizienzpotenziale für die Kunden wieder heben kann. Das ist in Summe die Komplexität, die es dort zu stemmen gilt.
Wie sehen Sie die Zukunft der autonomen mobilen Robotik? Welche noch neueren Technologien und Innovationen erwarten Sie in diesem Bereich?
Reinhold Groß: Die Autonomie wird sich weiter erhöhen. Die meisten moderneren Systeme navigieren ja mittlerweile bereits wirklich autonom durch Fertigungshallen. An der Stelle kann man aber natürlich immer weiter verfeinern. Es geht dann auch um Themen wie Geschwindigkeit. Wie schnell können sie reagieren? Wie schnell können sie fahren?

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Das heißt, auch dort hat es einen Produktivitätsaspekt wiederum und dann sicher auch in der weiteren Kombination mit mitfahrenden Robotern. Wenn ich zum Beispiel in der Zerspanungsfertigung Bauteile transportieren möchte auf dem AMR, dann ist es auch sinnvoll, ich kann die dann dort händeln. Also dass ein Mitarbeiter die Bauteile dann nicht herunternehmen muss.
Oder ich habe nicht immer die Vorgehensweisen, dass ich das dann über irgendeinen Aufbau zur Verfügung stellen kann, sondern wenn ich über einen Roboter zum Beispiel direkt die entsprechenden Bauteile in die Maschine einbringen oder wieder auf den entsprechenden Beladeplatz bringen kann: Dann habe ich den gesamten Vorgang automatisiert. (…) Die Plattformen werden also mehr Roboter transportieren und das gibt dann zusammen die Gesamtlösung.
Dieses Interview ist ein gekürzter Auszug aus dem Podcast 'Industry Insights'. Das ganze Gespräch über mit Reinhold Groß hören Sie hier: