Dr. Hagen Zimer leitet den Bereich Lasertechnologie bei Trumpf. Davor war er unter anderem Geschäftsführer der Trumpf Laser GmbH in Schramberg (Schwarzwald) und der Trumpf Photonics Inc. in Cranbury, NJ in den USA. Im Podcast spricht er mit (von links) Julia Dusold und Anja Ringel unter anderem über seine Zeit in den USA und Lasertechnologie.

Dr. Hagen Zimer leitet den Bereich Lasertechnologie bei Trumpf. Davor war er unter anderem Geschäftsführer der Trumpf Laser GmbH in Schramberg (Schwarzwald) und der Trumpf Photonics Inc. in Cranbury, NJ in den USA. Im Podcast spricht er mit (von links) Julia Dusold und Anja Ringel unter anderem über seine Zeit in den USA und Lasertechnologie. (Bild: Fotos: Anna McMaster & Trumpf; Grafik: Claudia Weber)

Herr Zimer, Sie sind CEO des Lasertechnikbereichs von Trumpf und haben einen guten Überblick. Welche Bereiche wachsen denn aktuell am stärksten?

Hagen Zimer: EUV ist mittlerweile ein Bereich, der an Umsatzvolumen in der Größenordnung einer Milliarde rankommt. Das ist also ein substanzieller Bereich bei Trumpf geworden. Natürlich gibt es da auch nur einen Kunden, wie wir alle wissen, das ist ASML.

Aber das ist ein Geschäft, was auch die nächsten zehn Jahre sicherlich noch sehr prosperieren wird, weil die Nachfrage nach diesen hochkomplexen High-Performance-Chips, die nimmt eigentlich nur noch zu. Ein anderer Wachstumsbereich, den wir heute sehen in der Lasertechnik, ist die Elektromobilität.

Wofür werden die Laser im Bereich der E-Mobilität genutzt?

Zimer: Unsere Laser gehen in die Batteriefertigung rein. Wir sind mit unseren Lasern im Zuschnitt von Anoden- und Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien, aber auch im Schweißen der prismatischen Zellen, im Aufbau der Modulpacks und im ganzen Batterie-Body. Also von A bis Z sehen wir, dass das elektrische Automobil heute integriert mehr Schweißnähte beinhaltet als ein Verbrennerauto. Und das treibt uns natürlich nach vorne.

Es führt aber auch zu potenziellen Konfliktfeldern oder Problemstellungen. Denn wie wir alle wissen, ist die Batterietechnik heute fest in chinesischen Händen dort verankert. Und das heißt, wir müssen als globaler Player eben auch in China uns positionieren.

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  (Bild: rul8let – stock.adobe.com)

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Ein Zukunftsfeld, auf das Sie außerdem setzen, sind Sekundärstrahlquellen. Ihr Vorgänger Christian Schmitz hat einmal gesagt „Sekundärstrahlen haben das Potenzial, Forschung, Medizin und Industrie zu revolutionieren“. Warum ist das denn so?

Zimer: First of all stimme ich meinem Vorgänger uneingeschränkt zu. Bei diesen Sekundärlichtquellen schießen wir mit Ultrakurzpuls-Hochintensitätslaser auf Materialien. Ich sage jetzt mal Metalle, Flüssigmetalle, so ähnlich wie beim EUV, und generieren damit Röntgenlicht beispielsweise. Da kann man sich fragen, was macht man denn mit so einer Quelle Röntgenlicht?

Damit erhoffen wir uns eine Diagnostikquelle, zum Beispiel für die Medizintechnik oder auch für die Analytik in der industriellen Messtechnik zur Verfügung zu stellen, mit der bei höchsten zeitlichen Auflösungen allerkleinste Raumdimensionen aufgelöst werden können.

Wir können mit den Lasern noch verrücktere Dinge machen. Wir können sogar Elektronenteilchenstrahlen generieren, wofür man typischerweise sonst große Forschungsinfrastrukturen benötigt, wie das Desy. Sie können es schaffen, auf einem Labortisch mit einem Laser die Elektronen bis nahezu der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.

Und zumindest mal die Anlaufstrecke für einen Elektronenspeicherring, der typischerweise vielleicht ein, drei Kilometer lang ist, deutlich zu reduzieren auf Wohnzimmergröße bei deutlich geringeren Kosten.

Wenn wir mal daran denken, was hat denn ein Desy, ein Elektronenspeicherring und eine Synchrotronstrahlquelle zu tun mit meinem täglichen Leben? Das Covid-Virus. Die Proteinstruktur des Covid-Virus wurde am Desy entschlüsselt. Und dafür brauchen wir so kurzwellige Strahlung. Und wenn uns das demnächst eben laserassistiert, viel günstiger, bei hoher Dynamik möglich ist, umso besser.

Das sind auf alle Fälle spannende Zukunftsaussichten. Da ist ja auch der Nachwuchs gefragt. Was würden Sie denn jungen Ingenieur:innen und Wissenschaftler:innen empfehlen, die in der Lasertechnikbranche Fuß fassen möchten?

Zimer: Be curious your lifetime on. Also seid neugierig. Seid immer rastlos. Denkt immer weiter. Lernt, lernt, lernt. Auch ich habe immer noch nicht ausgelernt. Und es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Ich würde mir wünschen, dass viele, viele Absolventen mit ihrem neuen Wissen, ob das in den Quantentechnologien, vielleicht Fusions-Technologien, ist, in unsere Firmen kommen. Um uns zu zeigen, was alles möglich ist, wo es hingehen soll in Zukunft. Und das vor allen Dingen dann ausprobieren und am Ende auch umsetzen.

Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Podcast Industry Insights. Noch mehr von Hagen Zimer zu Lasertechnik, aber auch zu den Arbeitskulturen in den USA und Deutschland im Vergleich, hören Sie hier:

Industry Insights: Das sind die Moderatorinnen

Julia Dusold und Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Julia Dusold (links) ist Technik-Redakteurin bei mi connect. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Fertigungstechnologien, zum Beispiel der Zerspanung, der Lasertechnik und dem 3D-Druck. Außerdem in Julias Portfolio: Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie. Gemeinsam mit der Wirtschaftsredakteurin Anja Ringel produziert und moderiert sie den Interview-Podcast Industry Insights. Vor ihrer Arbeit bei mi connect hat Julia zuerst Physik und dann Wissenskommunikation studiert. In ihrer Freizeit ist sie gerne am, im und auf dem Wasser unterwegs oder reist auf diverse Weisen in fiktive Welten. Folgen Sie Julia Dusold auch auf LinkedIn, Xing und Twitter.

 

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel (rechts) schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen. Nach Stationen bei diversen Tageszeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken. Folgen Sie Anja Ringel auch auf LinkedIn, Xing und Twitter.

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