
Die HMS Vanguard, ein Atom-U-Boot der Royal Navy, verlässt Marina-Basis in Devonport. Mit 150 Metern ist das Boot mit ballistischen Raketen fast so lang wie die St. Paul's Cathedral - und doch erfüllt es seine Aufgaben lautlos und unbemerkt, indem es die Weltmeere in Tiefen von über 250 Metern patrouilliert. (Bild: UK MOD © Crown copyright 2023)
Großbritannien setzt auf nukleare Stärke – mit einem milliardenschweren Vertrag sichert sich das Verteidigungsministerium neue Atom-U-Boot-Reaktoren. Der Antriebsspezialist Rolls Royce übernimmt Entwicklung, Produktion und Wartung. Neben sicherheitspolitischen Aspekten profitiert auch die britische Wirtschaft erheblich.
Welche Rolle spielt Rolls-Royce in der britischen Verteidigung?
Rolls Royce hat eine lange Tradition in der Entwicklung und Herstellung von Nuklearantrieben für die Royal Navy. Seit Jahrzehnten liefert der britische Konzern Reaktoren für die atomgetriebenen U-Boote des Landes.
Mit dem neuen Vertrag im Umfang von neun Milliarden Pfund (etwa 10,67 Milliarden Euro) wird Rolls-Royce über die nächsten acht Jahre hinweg die Nuklearreaktoren für Großbritanniens Atom-U-Boote weiterentwickeln, bauen und instand halten. Das Geschäft gilt als zentraler Bestandteil der nationalen Verteidigungsstrategie.
Warum investiert Großbritannien in Atom-U-Boote?
Atom-U-Boote sind für Großbritanniens Verteidigungsstrategie essenziell. Die britische Royal Navy betreibt derzeit vier nuklear angetriebene U-Boote der Vanguard-Klasse, die mit Trident-Atomraketen bestückt sind. Diese Boote sind ein fester Bestandteil der britischen Abschreckungsdoktrin: Mindestens eines dieser U-Boote befindet sich rund um die Uhr auf Patrouille, um im Ernstfall auf einen Angriff reagieren zu können.
Die Modernisierung der Flotte ist ein entscheidender Schritt, um die Einsatzbereitschaft zu sichern. Der Deal mit Rolls-Royce wird insbesondere die kommenden Dreadnought-Klasse-U-Boote, die ab den 2030er-Jahren die Vanguard-Boote ersetzen sollen, mit modernster Nukleartechnologie ausstatten.
Wie profitieren Wirtschaft und Arbeitsmarkt?
Neben den sicherheitspolitischen Aspekten stärkt der Milliardenvertrag auch die britische Wirtschaft. Laut dem Verteidigungsministerium werden durch den Deal 4.000 bestehende Arbeitsplätze gesichert und über 1.000 neue Stellen geschaffen.
Besonders profitieren dürften der Standort Derby, wo Rolls-Royce seine Nuklearantriebe entwickelt, sowie die britische Werftindustrie, die die neuen U-Boote baut. Experten sehen darin einen wichtigen Impuls für die britische Rüstungsbranche, die in den letzten Jahren stark auf Innovationen im Bereich der Nukleartechnik gesetzt hat.
Welche sicherheitspolitische Bedeutung hat der Deal?
Verteidigungsminister John Healey betonte, dass diese Investition nicht nur der Wirtschaft, sondern vor allem der nationalen Sicherheit diene. Großbritannien müsse sich in einer „gefährlicheren Welt“ behaupten, und die atomare Abschreckung bleibe die ultimative Versicherung gegen Bedrohungen.
Die Weltlage hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert:
- Russlands Angriff auf die Ukraine hat die geopolitischen Spannungen in Europa verschärft.
- Chinas militärische Expansion im Indopazifik sorgt für wachsende Unsicherheit.
- Die Modernisierung russischer Atomstreitkräfte zwingt westliche Staaten dazu, ihre eigene Abschreckungsstrategie zu überdenken.
Vor diesem Hintergrund signalisiert die Investition, dass Großbritannien entschlossen ist, seine nuklearen Kapazitäten langfristig aufrechtzuerhalten und auszubauen.
Wie sieht die Zukunft der britischen Atom-U-Boot-Flotte aus?
Die britische Marine plant, die derzeitigen U-Boote der Vanguard-Klasse bis in die 2030er-Jahre durch die neue Dreadnought-Klasse zu ersetzen. Diese neuen U-Boote sollen noch leistungsfähigere Reaktoren erhalten, die eine längere Einsatzdauer ohne Wartung ermöglichen.
Parallel dazu setzt Großbritannien auf internationale Kooperationen, etwa innerhalb des AUKUS-Sicherheitsbündnisses mit den USA und Australien. Dieses Abkommen sieht vor, dass Australien erstmals eigene Atom-U-Boote erhält – mit Technologie, die teilweise aus Großbritannien stammt.
Ein milliardenschwerer Schritt in die Zukunft
Der Vertrag zwischen der britischen Regierung und Rolls-Royce ist weit mehr als ein Wirtschaftsdeal. Er sichert Großbritanniens Verteidigungsfähigkeit für Jahrzehnte, stärkt die nukleare Abschreckung und gibt der britischen Rüstungsindustrie einen entscheidenden Schub.
Mit der Modernisierung der Atom-U-Boote setzt Großbritannien ein klares Signal: Die maritime Nuklearstrategie bleibt ein zentraler Pfeiler der nationalen Sicherheit – in einer Welt, die zunehmend von geopolitischen Spannungen geprägt ist.
Mit Material von dpa