Mehr Nachhaltigkeit durch ganzheitliche Mitarbeiterbefähigung

Das ESG-Modell „Vier Stufen des Kompetenzaufbaus“

Wer mittelständische Betriebe umweltverträglich und verantwortungsvoll aufstellen will, kommt nicht umhin, seine Mitarbeiter nicht nur zu schulen, sondern auch zu begeistern. Sieben von zehn Transformationen scheitern im ersten Anlauf.

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Die Herausforderung des Wandels liegt in der Komplexität von ESG. Environment, Social und Governance sind Querschnittsthemen, die alle Unternehmensbereiche betreffen
Die Herausforderung des Wandels liegt in der Komplexität von ESG. Environment, Social und Governance sind Querschnittsthemen, die alle Unternehmensbereiche betreffen.

Das Scheitern erfolgt vor allem deshalb, weil die geplanten Veränderungen mit der etablierten Unternehmenskultur kollidieren und die Beschäftigten sich nicht ausreichend informiert und beteiligt fühlen. Gerade vor dem Hintergrund umfänglicher Berichtspflichten sind Unternehmen gefordert, Bewusstsein, Wissen und Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit im gesamten Team zu stärken. Doch die Umsetzung von Klimamaßnahmen erfordert neue Fähigkeiten im Unternehmen und Fachkräfte mit Nachhaltigkeitsausbildung sind rar. In der Gemengelage ist es zu komplex, um in einer einzelnen Funktion „abgearbeitet“ zu werden. Nur ein gemeinsames Verständnis im gesamten Unternehmen führt zum Erfolg.

Nachhaltigkeitsmanager als Koordinator

Ist die Position des Nachhaltigkeitsmanagers installiert, nimmt dieser eher die Rolle des Koordinators ein, nicht die des Umsetzers. An dieser Stelle schafft der Vergleich mit Qualitätsmanagement Klarheit: Es gibt eine QS-Abteilung, die Qualität misst; aber erzeugt wird sie in der Produktion. Entsprechend wichtig ist es, Wissen in der Werkshalle zu platzieren. Genauso wenig kann ein Nachhaltigkeitsmanager unisono eine nachhaltige Organisation aufbauen. Wie denn dann? Das folgende Vier-Stufen-Modell des Kompetenzaufbaus dient als Leitfaden für aktives Change-Management.

Stufe 1: Auftaktschulung - Grundverständnis für alle

Erfolgsentscheidend ist die Vorbereitung der Startphase. Im Kick-off geht es um die Problemerkennung und die Definition transparenter Ziele. Was bedeutet Nachhaltigkeit in unserem Unternehmenskontext? Welche Maßnahmen sind relevant, und wer spielt hier welche Rolle?

Stufe 2: Abteilungsspezifische Wissensvermittlung

Welche Themenfelder sind für welche Abteilung relevant? Nicht jeder muss alles wissen, unterschiedliche Abteilungen nehmen andere Blickwinkel ein. Aus der Vertiefung ergeben sich konkrete Schulungsbedarfe für Produktion, Finanzen, Einkauf, HR und IT. So ist beispielsweise bei der Betrachtung des Klimawandels die Energieeffizienz ein großes Thema in der Produktion, während sich die IT mit der Digitalisierung von Prozessen und Datenmanagement auseinandersetzt. Im Einkauf spielen parallel die Auswahl nachhaltiger Lieferanten und die Reduktion von Transportwegen entscheidende Rollen.

Stufe 3: Vom Verständnis zur Mitgestaltung

Mitarbeiter sind die Profis in ihren Prozessen. Sie finden mehr Ansatzpunkte, ihren eigenen Prozess hinsichtlich ESG zu hinterfragen und zu verbessern, als Prozessexterne. Der Moment für Bewegung und Veränderungswillen kommt, sobald klar ist, was ESG für den eigenen Bereich bedeutet. „Erfolg im Nachhaltigkeitsmanagement hängt wesentlich davon ab, Verständnis und Verantwortung in aktive Mitgestaltung zu übersetzen“, betont Melanie Reuß. „Gelingt das nicht, entwickeln Menschen in ihren Bereichen als Reaktion auf neue Anforderungen das sogenannte Not-invented-here-Syndrom – sie lehnen Veränderungen schlicht ab, weil sie nicht Teil des Denk- und Gestaltungsprozesses wurden.

Stufe 4: Motivationszentren errichten

Im Rahmen des Changeprozesses gilt es, interne Experten zu finden. Diese Personen bekommen von vornherein mehr Informationen und Schulungen, und dann eben auch ganz offiziell den „Posten“ des „ESG-Beauftragten“ - analog zum Sicherheitsbeauftragten. Die Aufgabe einer externen Beratung liegt darin,

  • über Aufgaben zu informieren,
  • als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und
  • Sicherheit bei der Umsetzung zu vermitteln.

Ist Stufe 4 erfolgreich absolviert, hat das Unternehmen den Managementregelkreis ein erstes Mal durchlaufen, eine deutliche Veränderung zum Ausgangszustand erreicht und eine gute Basis für die weitere positive Entwicklung geschaffen. Aus der Umgewöhnung erwächst Eingewöhnung und Etablierung der ESG-Maßnahmen mit belastbaren Kennzahlen, Sensibilisierung und Verantwortungsübernahme.

Stolperfallen und Blockierer

Bei größeren Veränderungsprojekten gibt es ganz unterschiedliche Haltungen in der Belegschaft
Bei größeren Veränderungsprojekten gibt es ganz unterschiedliche Haltungen in der Belegschaft.

Selbst wenn die beschriebenen Vorbereitungen sorgfältig umgesetzt wurden, zeigt die Erfahrung: Bei größeren Veränderungsprojekten gibt es ganz unterschiedliche Haltungen in der Belegschaft. Rund 20 Prozent begegnen Veränderungen eher mit Zurückhaltung oder Widerstand („Blockierer“) – häufig geprägt durch frühere, negative Erfahrungen, die Misstrauen oder Unsicherheit hinterlassen haben. Ein kleinerer Teil von etwa fünf Prozent geht noch weiter und versucht, Veränderungen aktiv zu hinterlaufen („Saboteure“). Auch dieses Verhalten entspringt in der Regel nachvollziehbaren persönlichen Gründen, etwa der Angst vor Kontrollverlust oder weiteren Belastungen.

Von der Schulung zur Transformation

ESG‑Schulungen dienen nur als erster Schritt. Sie legen den Grundstein dafür, dass Mitarbeiter zu Botschaftern für nachhaltiges Handeln werden und das Thema im Tagesgeschäft verankern. Best‑Practice‑Beispiele zeigen, dass gezielte Qualifizierungsprogramme das Bewusstsein für Klima‑ und Umweltthemen schärfen, die Innovationskraft steigern und sich positiv auf das Image auswirken. Gleichzeitig sichern sie die Zukunftsfähigkeit mittelständischer Betriebe, indem sie frühzeitig auf regulatorische Trends reagieren und nachhaltige Wertschöpfungsketten etablieren.

Spezialisierte ESG‑Boutique‑Beratung

Apollo Consulting ist eine spezialisierte ESG‑Boutique‑Beratung, die sich seit ihrer Gründung 2013 auf mittelständische Unternehmen fokussiert und diese praxisnah auf ihrem Weg zu Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und ESG-Compliance begleitet. CEO und Gründer Volker Loibl, Energieökonom und Umwelt-Betriebsprüfer mit über 20 Jahren Branchenerfahrung, und Mitgesellschafterin Melanie Reuß, Wirtschaftswissenschaftlerin, Unternehmensberaterin und Coach, leiten das Unternehmen. Das Team entwickelt schlanke Lösungen für CO2-Bilanzierung, CSRD-konforme Nachhaltigkeitsberichte, Umwelt-, Energie- und Risikomanagement. Die ESG‑Boutique‑Beratung begleitet Unternehmen auf dem Weg zur Net-Zero-Strategie und hilft ihnen bei der Umsetzung. „think future academy“, die hauseigene Akademie, vermittelt notwendige Schlüsselkompetenzen für eine selbstständige Umsetzung neuer Anforderungen.

Quelle: Apollo Consulting

📌 FAQs zu ESG

1. Warum scheitern viele Transformationsprozesse in mittelständischen Unternehmen?

Etwa 70 Prozent aller Transformationsprozesse scheitern im ersten Anlauf, weil geplante Veränderungen mit der bestehenden Unternehmenskultur kollidieren. Oft fühlen sich Mitarbeiter nicht ausreichend informiert oder eingebunden. Ohne Beteiligung, Motivation und ein gemeinsames Verständnis bleibt Nachhaltigkeit ein theoretisches Ziel, statt gelebte Praxis.

2. Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsmanager im Unternehmen?

Der Nachhaltigkeitsmanager ist kein „Umsetzer“, sondern ein Koordinator. Seine Aufgabe ist es, Strukturen, Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege zu schaffen. Wie im Qualitätsmanagement gilt: Die Abteilung misst und überwacht, aber umgesetzt wird in der Linie – also in Produktion, Einkauf, IT, HR und Finanzen.

3. Warum sind Schulung und Begeisterung der Mitarbeiter so wichtig?

Nachhaltigkeit kann nur gelingen, wenn sie in den Köpfen und Herzen aller Beschäftigten verankert ist. Schulungen vermitteln Wissen, Begeisterung sorgt für Engagement. Wenn Mitarbeiter verstehen, was ESG (Environment, Social, Governance) für ihren konkreten Arbeitsbereich bedeutet, können sie aktiv zur Umsetzung beitragen.

4. Was umfasst das Vier-Stufen-Modell des Kompetenzaufbaus?

Das Modell dient als Leitfaden für aktives Change-Management. Es beginnt mit einem klaren Kick-off, in dem Ziele und Rollen definiert werden. Danach folgen vertiefte Schulungen, die Identifikation interner ESG-Beauftragter und schließlich die Etablierung messbarer Ergebnisse. Nach dem ersten Durchlauf entsteht ein belastbares Fundament für die fortlaufende Entwicklung.

5. Wie können Unternehmen mit Widerstand in der Belegschaft umgehen?

Etwa 20 Prozent der Mitarbeiter reagieren zurückhaltend oder blockierend, rund fünf Prozent sabotieren aktiv. Ursache sind meist Unsicherheit oder Angst vor Mehrbelastung. Transparente Kommunikation, frühe Einbindung und gezielte Qualifizierung helfen, Vertrauen aufzubauen und aus Skeptikern Mitgestalter zu machen.

6. Welche Aufgaben übernehmen externe ESG-Berater?

Externe Beratungen informieren über Anforderungen, begleiten den Umsetzungsprozess, bieten Schulungen und vermitteln Sicherheit. Apollo Consulting ist auf mittelständische Unternehmen spezialisiert und unterstützt bei CO₂-Bilanzierung, CSRD-konformen Berichten, Energie- und Umweltmanagement sowie beim Aufbau einer Net-Zero-Strategie.

7. Welche Wirkung haben ESG-Schulungen langfristig?

ESG-Schulungen schaffen Bewusstsein, fördern Innovationskraft und stärken das Unternehmensimage. Mitarbeiter werden zu Botschaftern nachhaltigen Handelns, was die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Zugleich reagieren Unternehmen frühzeitig auf regulatorische Entwicklungen und sichern ihre Zukunftsfähigkeit durch nachhaltige Wertschöpfungsketten.