Der 43-Jährige war der Mann hinter dem Onlinebezahldienst PayPal, hat mit Tesla Elektroautos zum Objekt der Begierde gemacht und ohne größere Vorkenntnisse in Raumfahrttechnologie innerhalb weniger Jahre mit SpaceX ein Raketenunternehmen aufgebaut, das die USA auf eine Rückkehr zu einer internationalen Vormachtstellung in der Branche hoffen lässt. Dank fortschrittlicher Technologie und deutlich niedrigerer Preise im Vergleich zur weltweiten Konkurrenz hat SpaceX den alten Rüstungsgiganten Raketenaufträge und Versorgungsflüge der NASA abgeluchst. Mit SolarCity schließlich hat Musk die größte Installations- und Finanzierungsfirma für Solarmodule mit aufgebaut und es geschafft, Dutzende von Versorgungsunternehmen preislich zu unterbieten.
Erfolgsfaktor: Hohe Fertigungstiefe
Trotz eines gewissen "Genies" in der Person Musk selbst, stellt sich die Frage: Wie schafft dieser Mann Innovationen in einem Ausmaß, dass er ganze Branchen revolutioniert? Einige Antworten gibt die nun erschienene Biografie des achtfachen Milliardärs, in der er Einblick in seine Firmenwelt und sein Privatleben gewährt.
Ein Grund für Musks Erfolg ist sicherlich der enorme Einsatz, den der gebürtige Südafrikaner sich selbst und seinen Mitarbeitern abverlangt, die er bis zur Erschöpfung arbeiten lässt. Der Kern liegt aber wohl im völlig neuen Aufbau seiner Unternehmen, die sich massiv von den verkrusteten Strukturen der Giganten Boeing, Lockheed Martin oder Ford unterscheiden.
Dieser Aufbau basiert auf einer zentralen Formel: Sehr hohe Fertigungstiefe. Sowohl SpaceX als auch Tesla haben den größten Teil ihrer Technologie selbst entwickelt, auf Zulieferer wird weitestgehend verzichtet und sowohl Autos als auch Raketen und Raumschiffe werden komplett in den eigenen Fabriken in den USA gebaut.
"Die ganze Fabrik ist eine Art Tempel für das, was SpaceX als seine wichtigste Waffe im Kampf der Raketenbauer ansieht: Fertigung in Eigenregie. SpaceX produziert zwischen 80 und 90 Prozent seiner Raketen, Triebwerke, Elektronik und sonstigen Teile selbst. Diese Strategie ist für Konkurrenten wie die United Launch Alliance (ULA) schlicht und einfach verblüffend – das Unternehmen brüstet sich offen damit, für seine Endprodukte auf mehr als 1.200 Zulieferer angewiesen zu sein", schreibt Biograf Ashlee Vance in seinem Buch über Musk.
Günstigere und bessere Produkte selbst gemacht
SpaceX baue nicht nur Triebwerke, Raketenhüllen und Kapseln selbst, sondern entwickele auch eigene Elektronikplatinen und Schaltkreise, Sensoren zur Vibrationserkennung, Flugcomputer und Solarmodule. "Beispielsweise haben die SpaceX-Ingenieure eine Funkeinheit optimiert und ihr Gewicht so um 20 Prozent verringert. Auch die Kostenersparnis war dramatisch: Gekaufte Funkeinheiten nach Raumfahrtstandards kosten zwischen 50.000 und 100.000 Dollar, SpaceX baut seine für nur 5.000 Dollar."
Solche Preisunterschiede mag man zunächst kaum glauben, aber es gibt laut Vance Dutzende, wenn nicht Hunderte von Fällen, in denen SpaceX derartige Einsparungen durch Eigenbau tatsächlich erreicht hat.
Bürokasten inmitten der Fabrik
Aber nicht nur das, auch in den Werkshallen selbst scheint sich die Welt bei Tesla und SpaceX anders zu drehen als überall sonst: “Am typischsten für ihn (Musk) ist [...] der Bürokasten, den er mitten in die Fabrik hat stellen lassen. Der dreistöckige Glaswürfel mit Konferenzräumen und Schreibtischen erhebt sich zwischen verschiedenen Bereichen, in denen geschweißt und geschraubt wird.
Ein durchsichtiges Büro inmitten dieser emsigen Industrieaktivität wirkt ausgesprochen bizarr. Musk aber wollte, dass seine Ingenieure jederzeit sehen können, was in der Produktion passiert. Außerdem sollten sie auf dem Weg zu ihren Schreibtischen durch die Fabrik gehen und mit den Arbeitern sprechen”, beschreibt Biograf Vance die SpaceX-Zentrale in Hawthorne.