Trends und Innovationen

Das waren die Highlights auf der Hannover Messe 2025

Die Messetage haben gezeigt, dass die Zukunft der Industrie in der intelligenten Vernetzung sowie der Anwendung von künstlicher Intelligenz liegt. Damit waren Digitale Ökosysteme für die Produktion ein Hauptthema auf der Hannover Messe 2025.

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Ein typisches Bild zur Hannover Messe ist die Frühjahrsblüte. Auf der Messe wiederum zeigten Unternehmen aus Maschinenbau, Elektro- und Digitalindustrie sowie Energiewirtschaft Lösungen für die Produktion und Energieversorgung der Zukunft. Konkrete Anwendungsbeispiele und künstliche Intelligenz spielten dabei eine zentrale Rolle.
Ein typisches Bild zur Hannover Messe ist die Frühjahrsblüte. Auf der Messe wiederum zeigten Unternehmen aus Maschinenbau, Elektro- und Digitalindustrie sowie Energiewirtschaft Lösungen für die Produktion und Energieversorgung der Zukunft. Konkrete Anwendungsbeispiele und künstliche Intelligenz spielten dabei eine zentrale Rolle.

"Künstliche Intelligenz wird über die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen entscheiden", hieß es nicht nur auf dem Messestand von Rittal. Für viele Unternehmen gilt es mittlerweile, mit Künstlicher Intelligenz das nächste Automatisierungslevel zu erreichen - das war sicherlich ein ganz wesentlicher Aspekt auf der diesjährigen Hannover Messe. Denn KI, Automatisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung sorgen für Effizienzsprünge in der Industrie. „Die ausstellenden Unternehmen haben eindrucksvoll gezeigt: Technologisch haben wir alle Trümpfe in der Hand, um in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig, nachhaltig und innovativ zu produzieren. Die Messe hat der Industrie – gerade in herausfordernden Zeiten – Orientierung und Rückenwind geboten. In vielen Gesprächen berichteten die Aussteller von einer aufkeimenden Zuversicht, die es nun zu verstetigen gilt“, sagt Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG.

Bilderstrecke: Highlights der Hannover Messe 2025

Bosch rexroth
Bosch Rexroth zeigte als einen Ausstellungsschwerpunkt die Nachhaltigkeit von Automobilpressen, indem eine 30-prozentige Energieeinsparung bei Tiefziehpressen möglich wird. Dies wird durch servohydraulische Antriebseffizienz erreicht. Denn durch drehzahlvariable Motoren und Axialkolbeneinheiten kann bedarfsgerechte Leistung angeboten werden. Zusätzlich kann Energie zurückgewonnen werden, wenn der Kolben wieder nach unten fährt. Dabei hilft auch maximales digitales Arbeiten, da sämtliche Daten ausgelesen und kontrolliert werden können.
Rittal
KI bietet im electrical Engineering Vorteile für Elektroingenieure. Denn der Eplan Copilot kann aus einer vorgegebenen Stückliste ein 3D-Modell erstellen, wobei Microsoft als Partner fungiert. So kann der Copilot ein 3D-Modell für einen Schaltschrank erstellen, indem ihm lediglich eine Stückliste vorliegt. Im Anschluss sind Anpassungen möglich. Ohne KI-Unterstützung brauchen Kunden in der Regel mehrere Stunden oder gar Tage für den Aufbau eines Schaltschranks. Demzufolge bietet die KI einen immensen Mehrwert.
Siemens
In einem vollautomatischen Bioreaktor von Siemens aus der Pharmaindustrie müssen mehrere Bestandteile miteinander verrührt werden. Das ist eine diffizile Angelegenheit, …
Siemens
… die durch photorealistische Simulation deutlich vereinfacht werden kann, da die KI die perfekte Mix-Zeit findet, was vor allem Energie spart.
Igus
Igus hat einen Roboter mit Delta-Kinematik vorgestellt. Das ist der erste Schritt des Kölner Unternehmens in die Highspeed-Automation mit einer Beschleunigung von bis zu 2 m/sec. Der Arbeitsraum des Roboters liegt bei über einem Meter. Die Delta-Kinematik wird über Igus-Motoren angetrieben. Abgesehen von den Carbon-Gestängen kommen sämtliche Bauteile von Igus selbst. Auf dem Bild ist eine Kundenanwendung mit Blumenstrauß aus Gummibärchen zu erkennen. Im Vergleich zur Arbeit eines Menschen spart die Roboter-Kinematik 25 Sekunden pro Blumenstrauß ein. Der Roboter kostet samt Steuerung knapp 32.000 Euro, die gesamte Applikation mit Zelle knapp 45.000 Euro.
Innomotics
Innomotics ist vor sechs Monaten aus Siemens rausgelöst worden. Das Unternehmen hat einen ATEX-Motor mit druckfester Kapselung vorgestellt, der in der Öl-, Gas und Chemieindustrie zum Einsatz kommt. Denn in der explosionsgefährdeten Umgebung darf kein Zünden nach außen weitergegeben werden. Neu daran ist, dass der Motor die IE4-Norm erfüllt. Der Umrichterbetrieb läuft ohne Derating ab. Das bedeutet, dass der Umrichter unter optimalen Bedingungen arbeitet, sodass seine volle Leistung genutzt werden kann, ohne dass eine Reduktion notwendig ist.
Cubic Rockwell
Cubic Rockwell wird auch im Bereich der neuen Märkte, nämlich Data Center, aktiv. Da geht es um platzsparende, erdbebensichere und kostenoptimierte Schaltschränke. Ihre hohe Verfügbarkeit wird durch ein Kühlsystem ermöglicht. Mit dem neuen System lassen sich 10-Meter-Schaltschränke auf sechs Meter verkleinern, was natürlich eine Kostenersparnis zur Folge hat. Diese Schaltschränke sind auch als Motor-Control-Center verfügbar. Auch diese bieten höchste Verfügbarkeit, denn das Cubic-System ist modular zusammenstellbar und einzelne Module sind schnell austauschbar (s. Bild). Aufgrund kleinerer Lösungen sind auch diese energieeffizienter mit dem Einsatz von Frequenzumrichtern für Motoren.
Softserve
Softserve bildet die Journey des digital Twin für Schunk ab, der GenAI etabliert ist. Der Kunde von Schunk kann wiederum mittels KI-Troubleshooting betreiben und sich via Chatbot selbst Fragen beantworten lassen. Er bekommt Infos zu Alertings und Antworten, wie etwas in der Vergangenheit gelöst worden ist, wodurch ihm eine Entscheidungshilfe für aktuelle Fragen angeboten wird.
Delta
Der Delta-Roboterarm ist im NVIDIA-Omniverse integriert, um die Simulation von Roboterarmen zu verbessern. Damit wird die Basis geschaffen, eine komplette digitale Fabrik abzubilden. Im ersten Schritt erfolgt der Transfer von der realen zur virtuellen Welt durch Anlernen. Im zweiten Schritt gibt es einen Mehrwert durch bessere Planungsmöglichkeiten. Somit ist der Sprung zwischen der echten Welt und der Simulation geschafft.
Kaeser Kompressoren
Bei den neusten Kaeser-Kompressoren kann optional Wärmerückgewinnung genutzt werden. Denn das Öl aus dem Verdichter, das normalerweise in den Ölkühler gelangt, kann mittels Plattenwärmetauscher kaltes Wasser erwärmen. Wasser mit 18 Grad kann durch 85 Grad warmes Öl auf 50 Grad erwärmt werden.
PSI
Das Thema von PSI lautetet Industrial AI, mit der das Unternehmen die Transformation von Geschäftsprozessen in der diskreten Fertigung, der Prozess- und Metallindustrie sowie in der Logistik optimieren will. Dabei überwacht und verbessert sich die adaptive KI selbst. Diese wird bereits in der Automobilindustrie zur Verbesserung von Fertigung und Montage eingesetzt und zurzeit auch auf die großen Zulieferer übertragen. Nutznießer ist auch die Metallindustrie („Wann wird was gewalzt“) durch das Energiemanagement. Dabei gibt die KI Entscheidungshilfen und passt sich selbst an die aktuelle Situation an. Die Generative KI ist an die industriellen Prozesse angepasst (RAG), so dass es keine Data Scientists mehr zur Bedienung benötigt, die über Voice Communication abläuft. Letztlich sollen die Produkte mittels KI veredelt werden und zu einer Effizienzsteigerung von zehn bis 20 Prozent führen.
MHP
MHP verbessert in Zusammenarbeit mit AWS die gesamte Produktionskette. Wenn alle Maschinen auf dem Shop Floor miteinander verbunden sind, und es gab an einer Maschine eine Änderung durch eine neue Programmierung, mussten früher alle anderen Maschinen auch neu programmiert werden. Das kostete Zeit, Geld und die Produktion stand still. Um das zu vermeiden, setzt MHP nicht nur auf den Digital Twin, der ja schon länger existiert, aber jetzt auch physikalisch korrekte Simulationen anbietet. Optimierungen können nun rein digital umgesetzt werden, auch für die Steuerung ist mit einem Klick ein Update möglich. Bei einer verketteten Anlage kann die KI bei Problemen eine Lösung finden und diese wird automatisch in den digitalen Zwilling gespielt.
Cap Gemini
Cap Gemini kommt aus den Bereichen Beratung, IT und Engineering und unterstützt bei der Frage, wie etwas effizient entwickelt wird. Dazu dient das Beispiel einer Drohne, in der sich der gesamte Produktkreislauf manifestiert. Dabei lässt sich die organisatorische und technische Durchführbarkeit darstellen. In diesem Rahmen werden die gesamten ‚Datenschätze‘ durch KI zugänglich gemacht. Daraus folgt ein Rationalisierungseffekt, der Dinge leichter nutzbar macht. Im Bild ist die Kombination aus realer und virtueller Welt erkennbar, in dem der Pilot einen Drohnenflug steuern kann.
Atlas Copco
Atlas Copco perfektioniert die Wasserstoff-Verdichtung, die früher vor allem in der Chemieindustrie genutzt worden ist. Heutzutage wird dies auch für die Netzeinspeisung (bis 100 bar) und für die Mobility (500 bis 900 bar) benötigt. Denn bei beiden Netzen wird irgendwann die Umstellung von Gas auf H2 erfolgen. So betreibt Stegra aus Schweden mittlerweile ein komplett grünes Stahlwerk unter anderem mit Wasserstoff und den entsprechenden Gerätschaften von Atlas Copco. Im Bild ist ein Modell eines Verdichters zu sehen, wobei es sich um ein geschlossenes System mit Kühlung, Speicher, Kompressor und Antriebseinheit handelt. Dies ist eine schlüsselfertige Anlage von Atlas Copco.
Zebra Technologies
Zebra Technologies bietet Lösungen an, sämtliche Assets im Unternehmen innerhalb der connected Factory transparent zu machen. Mit dem neu vorgestellten ATR 7.000 (ganz oben im Bild), einem Real Time Location System (RTLS) ist das jetzt wesentlich günstiger möglich, denn es benötigt nur noch passive Tags mit einem Anschaffungspreis eines Cents pro Stück. Diese günstigen Tags sind passiv und werden durch Induktion (von oben mittels Antenne im ATR 7.000) aktiviert, worauf die Daten auf dem Tag ausgelesen werden können. So können Güter kosteneffizient lokalisiert werden, indem es nur dieses passive Label auf dem Produkt benötigt.
EY
Das neurologisch wissenschaftliche Labor von E & Y zielt auf Produkt- und Arbeitssicherheit ab. Die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten gelingt mit Technologien, die Gehirnaktivitäten lesen und entschlüsseln. Die Neurologie kann somit unbewusste Reaktionen erkennen und die Arbeit sicherer machen.
Hydrogen Germany
Am 2. April ist die Wirtschaftsallianz Hydrogen Germany offiziell gegründet worden. Dabei geht es um eine Wirtschaftsallianz für saubere Energie im Kontext mit vorwiegend energieintensiven Industrieunternehmen, die Wasserstoff benötigen wie beispielsweise die Stahlindustrie, die Glas- und die Autoindustrie. Schott betreibt beispielsweise eine Produktionsstraße komplett mit H2. Bei einer Umstellung auf Strom hätte die Anlage neu designt werden müssen und die Unternehmen überlegen dann auch aufgrund der hohen Strompreise, in einem anderen Land zu produzieren.
Actemium
Actemium bietet Immersive Trainings für Arbeitssicherheit oder Arbeitsprozesse an, die sich ‚lebensecht‘ trainieren lassen. In den VR-Trainings stellt sich ein Immersionseffekt ein, wodurch der Mensch das Gefühl hat, dass die virtuelle Welt echt sei. So erhält der Mensch beim Aufbau einer elektrischen Anlage einen ‚Stromschlag‘, der durch einen Lichtbogen dargestellt wird, falls er die Anlage nicht geerdet hat. In diesem Fall stellt sich der muscle memory-Effekt ein, indem sich der Mensch das selbst Erlebte besser einprägen kann. Die Plattform für immersive Trainings heißt Infinity.
VDMA
Der VDMA äußerte sich auf der Messe zur Industrial Security und hat festgestellt, dass die Cyber-Vorfälle im Vergleich zu 2019 gestiegen sind, die Auswirkungen für die Unternehmen aber geringer ausfielen. Das deutet zwar auf eine gestiegene Cyber-Resilienz hin, dennoch ist der Nachholbedarf vor allem bei kleineren Unternehmen noch groß, auch wenn dort das Know-How weiter zugenommen hat.

Digitale Ökosysteme für gemeinsame Innovationen

„Die Hannover Messe 2025 war ein kraftvolles Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa – im Schulterschluss mit ihren internationalen Partnern“, so Köckler. „In einer von Unsicherheit geprägten Weltlage wurde sie ihrer Rolle als Tech-Show, Business-Messe und Plattform für den wirtschaftspolitischen Dialog und die internationale Kooperation mehr als gerecht. Die Hannover Messe ist der Ort, an dem die analoge Welt der Maschinen mit der digitalen Intelligenz vernetzt wird – hier wird sichtbar, wie Digitalisierung und KI industriellen Fortschritt möglich macht.“

Rund 127 000 Besucher*innen aus 150 Ländern tauschten sich mit den 4 000 ausstellenden Unternehmen darüber aus, wie sie KI gewinnbringend einsetzen, ihre Fabriken automatisieren oder Energie effizienter nutzen. Mehr als 40 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland. Die wichtigsten Besucherländer nach Deutschland waren China, die Niederlande, Kanada, Polen, Südkorea und Japan.

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Top-Thema KI in der Industrie

Das Top-Thema der diesjährigen Messe waren KI-Anwendungen für die Industrie. „KI hat das Potenzial, die Industrie innerhalb weniger Jahre stärker zu verändern, als sich die Industrie in der gesamten vergangenen Dekade gewandelt hat“, beschreibt Köckler. Die ausstellenden Unternehmen zeigten anhand konkreter Beispiele, wie produzierende Unternehmern von künstlicher Intelligenz profitieren können. Durch den gezielten Einsatz dieser Technologien können auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Effizienz steigern, Kosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen,“ erklärt Köckler.

Ganz konkret zeigt dies eine neue Studie auf, die vom VDMA und der Beratungsgesellschaft Strategy& auf der Veranstaltung vorgestellt wurde. Demzufolge kann der Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz die Gewinnmarge im Maschinen- und Anlagenbau um bis zu 10,7 Prozentpunkte erhöhen.

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