Industrie und Forschung machen gemeinsame Sache

Der neue EPTS-Kongress: Das sind die Highlights

Technologie, Druck, Transformation: Der EPTS-Kongress vereint erstmals Forschungselite und Industrie-Schwergewichte. Zwischen KI, Laser, Batteriesystemen und Preisdruck kristallisiert sich ein klarer Auftrag für die Produktion der Zukunft heraus.

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Dreigestirn: Die Professoren Jörg Franke, Jürgen Fleischer und Achim Kampker machen mit ihren drei Instituten gemeinsame Sache und haben den EPTS-Kongress ins Leben gerufen. Ziel ist es, die deutsche Forschungslandschaft und Industrie zusammenzubringen, um rund um die Themen der E-Mobility im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können.
Dreigestirn: Die Professoren Jörg Franke, Jürgen Fleischer und Achim Kampker machen mit ihren drei Instituten gemeinsame Sache und haben den EPTS-Kongress ins Leben gerufen. Ziel ist es, die deutsche Forschungslandschaft und Industrie zusammenzubringen, um rund um die Themen der E-Mobility im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können.

Was macht den EPTS-Kongress so bedeutsam?

Am 8. und 9. Oktober fand zum ersten Mal der EPTS-Kongress in seiner neuen Form in Karlsruhe statt. Dabei sind drei eigenständige Veranstaltungen zu einer ‚Großveranstaltung‘ zusammengelegt worden, was die Wichtigkeit der Themen rund um die Elektromobilität betont. Beim PEM der RWTH Aachen, dem WBK des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Lehrstuhl FAPS der Universität Erlangen-Nürnberg handelt es sich um das Who is Who der deutschen Forschungslandschaft rund um Themen zur Elektromobilität.

In seiner Eröffnungsrede betont Professor Jürgen Fleischer, Lehrstuhlinhaber des WBK am KIT, wie wichtig es für die Entwicklung der Elektromobilität sei, dass alle Institute sowie die Industrie an einem Strang ziehen. Daher handele es sich bei der Veranstaltung nicht nur um einen Kongress, sondern um eine Plattform, um alle Beteiligten zusammenzubringen. Was auch gelungen ist, wenn man an die circa 250 Teilnehmenden denkt.

Jürgen Betz, Head of Manufacturing Engineering Global Powersystems bei Daimler Truck AG erklärt, wie wichtig es ist, sowohl auf batterieelektrische Antriebe als auch auf die Fuel Cell zu setzen. Laut Betz sei es zwingend notwendig, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Diesel-Trucks seien aber nach wie vor notwendig, um auch die Entwicklung in Richtung Elektromobilität sowie Brennstoffzellentechnologie weiterhin zu finanzieren. Schließlich gebe es weltweit noch eine hohe Nachfrage nach Diesel-Nutzfahrzeugen. "Flexible, skalierbare Produktionssysteme sind in diesen Zeiten der Schlüssel", unterstreicht Betz.

Einige Eindrücke vom ersten EPTS-Kongress in Karlsruhe

Bereits am Vorabend des Kongresses konnten sich Interessierte über die Forschungsarbeiten des WBK am KIT informieren.
Bereits am Vorabend des Kongresses konnten sich Interessierte über die Forschungsarbeiten des WBK am KIT informieren.
Jürgen Betz
Bei seinem Vortrag erklärte Jürgen Betz von Daimler Truck, dass man sowohl auf batterieelektrische Antriebe als auch auf die Fuel Cell setzt.
Karsten Müller
Karsten Müller von der Robert Bosch GmbH sagte, dass die Kosten für die Endmontagelinie in Europa um 30 bis 50 Prozent höher als in China sind. "Wir müssen die Produktionskosten hierzulande senken, um überhaupt am Markt bestehen zu können", so Müller.
Achim Kampker
Professor Achim Kampker erläuterte, was es auch braucht, um wettbewerbsfähig zu sein: "Unser erster Gedanke muss sein, was der Kunde überhaupt will." Wichtig sei auch, dass Start-Ups hierzulande besser unterstützt werden müssten.
Fragen aus dem Auditorium durften natürlich nicht fehlen.
Fragen aus dem Auditorium durften natürlich nicht fehlen.
Matthias Schneider
Matthias Schneider von der Zeiss AG verwies darauf, dass es eminent wichtig sei, in Partnerschaften und Netzwerken zu arbeiten.
Richard Bargsten
Richard Bargsten von Mahle betont, dass die Entwicklungszeiten neuer Produkte deutlich verkürzt werden müssten. Doch es gebe gute Möglichkeiten für die deutsche Industrie, indem "wir uns hierzulande in unserem hervorragenden Netzwerk zusammentun", unterstrich Bargsten.
Dieter Kiefer
Dieter Kiefer von der Marsilli Deutschland GmbH sprach in seinem Vortrag über Markt-Turbulenzen und wie die deutsche Industrie damit umgehen kann: „Flexibilität ist dabei unbedingt notwendig.“
Die dazugehörige Fachausstellung sorgte für so manch spannende Gespräche während der Pausen.
Die dazugehörige Fachausstellung sorgte für so manch spannende Gespräche während der Pausen.
Günter Ambrosy
Günter Ambrosy von Trumpf betonte, dass Laserapplikationen in der Batterieproduktion eine große Rolle spielen. „Neben den Verbesserung von Qualität und Durchsatz müssen Laser auch immer effizienter und grüner werden“, erläuterte Ambrosy.
Jörg FRanke
Professor Jörg Franke sprach in seinem Vortrag über die dritte Revolution in der Automobilproduktion. „In dem aktuell schrumpfenden Markt wird der Wettbewerb durch neue Teilnehmer insbesondere aus China, zunehmender Marktmacht der Zulieferer, beispielsweise von Batterien, Sensoren oder Prozessoren, steigender Einkaufsmacht von Großkunden sowie vielschichtigere Mobilität härter.“
Themen rund um die Elektromobilität sowie die Zukunft der daran involvierten Industrieunternehmen in Deutschland sorgten für reges Interesse bei den Teilnehmenden der Veranstaltung.
Themen rund um die Elektromobilität sowie die Zukunft der daran involvierten Industrieunternehmen in Deutschland sorgten für reges Interesse bei den Teilnehmenden der Veranstaltung.

Netzwerke und Partnerschaften hierzulande als großes Plus

Richard Bargsten von Mahle spricht darüber, dass die deutsche Industrie sehr wohl gute Chancen auf den weltweiten Märkten habe. Dabei betont er, dass in China ein anderes Verständnis existiere, wie sich Märkte entwickeln und welche Anforderungen die Kunden haben. Auch der alle paar Monate aufkommenden Frage nach Preisnachlässen müsse man begegnen können - sonst verliere man Kundschaft. Proaktives Handeln sei gefragt und man müsse erkennen, was der Kunde haben wolle. So müssten auch die Entwicklungszeiten neuer Produkte deutlich verkürzt werden.

Doch es gebe gute Möglichkeiten für die deutsche Industrie, indem "wir uns hierzulande in unserem hervorragenden Netzwerk zusammentun", unterstreicht Bargsten. Dabei sei in Anlehnung an Charles Darwin zu berücksichtigen, dass nicht die größten und intelligentesten Unternehmen überleben, sondern diejenigen, die sich an die Bedingungen am besten anpassen können. „Auch unsere Kunden können uns nicht aufgrund der Zusammenarbeit in der Vergangenheit unterstützen. Denn dann gehen wir gemeinsam unter“, betont Bargsten. Bei allem Reden um eine höhere Geschwindigkeit dürfe man aber eines nicht vergessen, schließt Bargsten: „Quality still matters.“

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Lösungen für die deutsche Industrie in der E-Mobility

Professor Achim KampkervomLehrstuhl PEM der RWTH Aachen beschreibt Lösungen für die deutsche Industrie rund um das Thema Elektromobilität. Hierzulande sei oft die Rede von hohen Energiepreisen, hohen Löhnen und einem gewissen 'Overengineering'. „Währenddessen sind die USA erfolgreich, indem sie neue Technologien pushen und viel Kapital investieren. Chinas Erfolg basiert darauf, dass der Staat kontrolliert und auch ausführt“, beschreibt Kampker.

Auffallend sei, dass Deutschland bei den Patenten immer noch überall unter den Top 10 sei, hingegen nicht mehr bei den Produkten. „Daraus müssen wir schließen, dass unser erster Gedanke sein muss, was der Kunde überhaupt will“, sagt Kampker.

Er betont auch, dass Start-up-Unternehmen hierzulande besser unterstützt werden müssten – etwa nach dem Vorbild der USA, wo dies sehr erfolgreich laufe. „Letztlich müssen innovative Ideen in die Praxis umgesetzt werden“, sagt der Lehrstuhlinhaber. Innovative Produkte bräuchten außerdem mehr Prozesseffizienz, wofür maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz integriert werden müssten.

Das ist der neugeschaffene EPTS-Kongress

Die drei renommierten Konferenzen E|DPC, EPT (PEM) und E|PTS (FAPS) bündelt ihre Kräfte und gründet die EPTS, die führende Branchenveranstaltung für Elektromobilität.
Durch die Zusammenführung dieser etablierten Konferenzen bringen wir Top-Expertise zusammen, bieten ein breiteres und umfassenderes Programm, das alle wichtigen Aspekte der Produktion von elektrischen Antriebssträngen abdeckt, stärken die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie und führen ein rotierendes Veranstaltungsformat ein, das führende akademische Einrichtungen mit Branchenpionieren verbindet.

Mit Themen wie Produktion elektrischer Antriebe, Leistungselektronik, Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie, Ökobilanzen, Energietransfer in Elektrofahrzeugen und Getriebetechnik ist die EPTS der wichtigste jährliche Treffpunkt für Experten, die die Zukunft der nachhaltigen Mobilität gestalten.

Der Kongress findet im jährlichen Wechsel zwischen den Standorten Karlsruhe, Nürnberg und Aachen statt. Nächster Termin der 8. und 9.12.2026 in Nürnberg.

Produktionskosten unter Druck

Karsten Müller, Executive Vice President Manufacturing von der Robert Bosch GmbH, sagt: „Unser Business muss wetterfest werden. Während in Europa der Markt für Elektromobilität stockt, liegt in China die Entwicklung sogar über der Prognose. Weil auch die Marktpreise fallen, müssen wir die Produktionskosten hierzulande senken, um überhaupt am Markt bestehen zu können.“ Der Weg, wie Unternehmen in Europe produzierten, sei nicht mehr wettbewerbsfähig. So seien die Kosten für die Endmontagelinie in Europa um 30 bis 50 Prozent höher als in China. „Dabei laufen die Systeme in China hervorragend - bei guter Qualität. Auch die Sicherheit der Maschinen und Anlagen ist perfekt. Deshalb müssen wir auf die Minimum Viable Machine setzen. Das ist ein wichtiger Aspekt, die Kosten zu reduzieren“, so Müller.

Dieter Kiefer, Geschäftsführer der Marsilli Deutschland GmbH, spricht in seinem Vortrag über Markt-Turbulenzen und wie die deutsche Industrie damit umgehen kann: „Flexibilität ist dabei unbedingt notwendig.“ So könne es sein, dass die Kundennachfrage aus irgendwelchen Gründen unvermittelt nachlasse. „Wir müssen die Komfortzone verlassen“, betont Kiefer. Dabei müssten auch seit langer Zeit etablierte Produktionsschritte in Frage gestellt werden, um diese durch flexible Systeme zu ersetzen. Wichtig dabei sei, dass „wir nicht darauf warten können, bis uns jemand anstößt“, sagt Kiefer. Letztlich sei auch mittlerweile nichts mehr vorhersagbar.

Aktuelle Meldungen aus der Industrie

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Wie treiben Laser, KI & Daten die Produktion voran?

Günter Ambrosy, Global Business Development – Battery von Trumpf, referiert über das Thema ‚Laser power meets quality‘. Dabei betont er, dass Laserapplikationen in der Batterieproduktion eine große Rolle spielten. „Neben den Verbesserung von Qualität und Durchsatz müssen Laser auch immer effizienter und grüner werden“, erläutert Ambrosy. Ein Technologietrend sei aktuell von der ‚Top-Terminal-Batterie‘ zur ‚Side-Terminal-Batterie‘. „Durch den Wechsel bei der Fügestoßverbindung erreichen wir eine Zeitersparnis von 15 bis 20 Prozent“, rechnet Ambrosy vor. Auch AI komme für die Qualitätskontrolle bei jeder Schweißnaht immer mehr ins Spiel. „So kann man sicherstellen, dass kein unfertiges Bauteil die Maschine verlässt“, erklärt Ambrosy.

Matthias Schneider, Sales Development bei Zeiss Industrial Quality Solutions, spricht von einer ‚Competitive Battery Production‘ und verweist dabei, worauf es heutzutage ankommt: „Es macht uns erfolgreich, in Partnerschaften und Netzwerken zu arbeiten.“ Man müsse sich auch vor Augen führen, dass die Batterie den höchsten Wert im Fahrzeug habe. Ein wesentlicher Aspekt seien laut Schneider auch sämtliche Daten: „Man benötigt die Daten, um den gesamten Herstellungsprozess überwachen und verbessern zu können.“

Wie sieht die dritte Revolution der Automobil-Produktion aus?

Den Abschluss des EPTS-Kongresses liefert Professor Jörg Franke mit seinem Vortrag über die dritte Revolution in der Automobil-Produktion. „In dem aktuell schrumpfenden Markt wird der Wettbewerb durch neue Teilnehmer insbesondere aus China, zunehmender Marktmacht der Zulieferer, beispielsweise von Batterien, Sensoren oder Prozessoren, steigender Einkaufsmacht von Großkunden sowie vielschichtigere Mobilität härter“, so Franke. Die dritte Revolution in der Automobilproduktion werde durch Software-Definition, standardisierte Fahrzeugplattformen auf Basis strukturintegrierter Batterien, Aufteilung der Fahrzeuge in Montagemodule mit dedizierten zonalen Rechnerarchitekturen sowie einer Parallelisierung der Fahrzeug-Endmontage im sogenannten Unboxing-Konzept vorangetrieben. Auch der Einsatz humanoider Roboter werde gerade durch viele Automobilhersteller, wie zum Beispiel Tesla, BMW, Mercedes und Hyundai, vorangetrieben. „Diese Kombination aus disruptiven Produktions- und Aufbautechnologie wird die Automobilindustrie revolutionieren und wesentliche KPI, wie Produktivität, Kosten, Investitionen und Durchlaufzeiten, um den Faktor 2 verbessern“, erklärt Franke.

Produktionstechnologien und -systeme für die Elektromobilität

Bei der Veranstaltung geht es um Produktionstechnologien und -systeme für die Elektromobilität von morgen. Themenschwerpunkte sind unter anderem Batteriezellfertigung, Leistungselektronik, Elektromotoren, Wasserstofftechnologien sowie Kreislaufwirtschaft und KI in der Produktion.
Der Kongress findet im jährlichen Wechsel zwischen den Standorten Karlsruhe, Nürnberg und Aachen statt - im kommenden Jahr am 8. und 9.12.2026 in Nürnberg.

Kurzer Rückblick auf den EPTS-Kongress von Professor Fleischer

Professor Jürgen Fleischer zeigt sich sowohl mit dem neuen Kongressformat als auch mit der Stimmung sehr zufrieden.
Professor Jürgen Fleischer zeigt sich sowohl mit dem neuen Kongressformat als auch mit der Stimmung sehr zufrieden.

Herr Professor Fleischer, welchen Eindruck haben Sie von dem ersten EPTS-Kongress hier in Karlsruhe gewonnen?

Fleischer: „Der Kongress war eine große Sache, weil ich gemerkt habe, dass die Idee zündet, sich unterzuhaken, Gas zu geben und nicht darauf zu warten, dass irgendwelche Randbedingungen geschaffen werden. Wir müssen das selbst schaffen. Auch die Bereitschaft von Firmen, auf einen Kongress zu gehen, sich zu öffnen, zu zeigen, was sie machen und wo die Probleme liegen, fand ich bemerkenswert.

Zudem die Tatsache, eine Veranstaltung zu schaffen zwischen Messe, Paper Sessions und Industriebeiträgen, um die Sachverhalte aus verschiedenen Winkeln zu beleuchten – das war sehr spannend.

Was war Ihr persönliches Highlight?

Fleischer: Mein Highlight auf dem Kongress ist die Tatsache, zu sehen, dass wir alle etwas können. Denn wenn man etwas kann und nur noch schneller werden muss – es ist hier oftmals die Rede von Geschwindigkeit - das lässt sich organisieren. Wir müssen nur den Weg zum Markt schneller hinbekommen – und das geht nur durch enge Kooperationen.

Sie haben mit vielen Kongressteilnehmenden gesprochen. Wie ist deren Stimmung?

Fleischer: Soweit ich das überblicken kann, ist die Stimmung gut. Man merkt es auch an der Stimmung hier vor Ort, weil die Leute in einem losgelösten Raum miteinander sprechen können. Ich habe das Gefühl, dass es den Leuten gutgetan hat – fernab der Mühle, in der doch viele stecken.