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Roboter von Boston Dynamics: Atlas, Spot und ihre Brüder

Kaum ein Robotik-Unternehmen schillert so wie Boston Dynamics. Die Roboter aus Waltham rufen teils Erstaunen, teils Begeisterung und teils Besorgnis hervor. Hier finden Sie einen Überblick über die Modelle der Robo-Freaks - und wo sie arbeiten.

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Die Otto Group hat im September 2023 eine strategische Partnerschaft mit Boston Dynamics vereinbart, um ihre Logistikabläufe weiter zu automatisieren. In den kommenden zwei Jahren soll eine Flotte von Boston Dynamics Spot-Robotern (links) in mehr als 10 und Stretch-Robotern (rechts) in mehr als 20 Logistikzentren der Otto Group, beginnend mit Hermes Fulfilment, eingesetzt werden.
Spot ist einer der bekanntesten Modelle von Boston Dynamics: Die Otto Group hat im September 2023 eine strategische Partnerschaft mit dem Herstellers vereinbart, um ihre Logistikabläufe weiter zu automatisieren. In den kommenden zwei Jahren soll eine Flotte von Spot-Robotern (links) in mehr als 10 und Stretch-Robotern (rechts) in mehr als 20 Logistikzentren der Otto Group, beginnend mit Hermes Fulfilment, eingesetzt werden.

Boston Dynamics ist führend in der Entwicklung und dem Einsatz von hochmobilen Robotern, die in der Lage sind, die schwierigsten industriellen Herausforderungen zu meistern. Die extrem mobilen Roboter sind mit Geschicklichkeit und Intelligenz ausgestattet und ermöglichen die Automatisierung in unstrukturierten oder schwer zugänglichen Bereichen, von Fertigungsanlagen, Kraftwerken und Baustellen bis hin zu Lagerhäusern und Vertriebszentren. Das Portfolio umfasst heute drei Roboter: Spot, ein Vierbeiner, der industrielle Inspektionen für das Asset Management in Unternehmen durchführt; Stretch, ein Roboter, der Kisten bewegt und derzeit bei Logistik- und Einzelhandelskunden eingesetzt wird; und Atlas, die zweibeinige Forschungs- und Entwicklungsplattform. Ganz aktuell hat sich die Otto Group für eine strategische Partnerschaft mit Boston Dynamics entschieden. Der Deal sieht vor, in den nächsten zwei Jahren eine Flotte von den Boston Dynamics-Robotern Spot und Strech in mehr als 20 Logistikzentren einzusetzen, um sich für die Zukunft zu stärken. Doch Spot, Strech und Atlas haben nicht minder berühmte Vorgänger.

Doe Boston Dynamics Roboter: Als Maschinen laufen lernten

BigDog 2004
BigDog war der erste Roboter mit Beinen, der 2004 das Labor von Boston Dynamics in Waltham, Massachusetts, verließ. Seine Spezialität war das Navigieren durch unwegsames Gelände. Mit dem hundeartigen Laufroboter, der mit einem mit einem Sensor- und Steuerungssystem ausgestattet war, machte das 1992 als Ausgründung des Massachusetts Institute of Technology durch Marc Raibert ins Leben gerufene Unternehmen erstmals auch international Schlagzeilen.
2006 rise
Zwei Jahre später kletterte RiSE aus den Hallen von Boston Dynamics. RiSE war ein sechsbeiniger Roboter, der ohne besondere Haftung klettern konnte.
2006 rise hauswand
Leichtgewichtig mit starken Beinen und Füßen aus etwa 50 Angelhaken kletterte RiSE mit einer Geschwindigkeit von 5 cm/s auch Hauswände hinauf.
rhex-1-1 2007
RHex war ein 15 kg schwerer, sechsbeiniger Roboter, der für die Mobilität in unebenem Gelände konzipiert war, und 2007 auf den Markt kam..
rhex-1-1 2007 bewegung
Der sechsbeinige und geländegängige Kleinroboter RHex wurde per Fernsteuerung bewegt und war sehr robust.
ls3-1-1 2010
Der LS3, Legged Squad Support System, war ein Geländeroboter mit erheblicher Tragfähigkeit. Bei einer Nutzlast von 200 kg konnte er bis zum Auftanken 20 Meilen zurücklegen. Sensoren ermöglichten ihm das Navigieren um Hindernisse herum.
wildcat-1-1 2011
Die Wilde Katze - WildCat - aus dem Jahr 2011 wurde auf Geschwindigkeit ausgelegt und war mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h nach Angaben von Boston Dynamics der bis dato schnellste vierbeinige Roboter der Welt.
sand-flea-1-1 2012
Der kompakte Sandflea mit einem Gewicht von 4,5 kg wurde so gebaut, dass er bis zu etwa 10 m in die Luft springen konnte. Der Sandfloh, der sich 2012 erstmals bewegte, war ferngesteuert und verfügte über ein eingebautes Stabilisierungssystem.
atlas-grippers
Der 1,88 m große und 150 kg schwere humanoide Roboter Atlas stammt aus dem Jahre 2013. Im Rahmen eines Wettbewerbs der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) mussten mehrere Atlas-Roboter mit anderen Teilnehmern Aufgaben lösen, welche in einem Katastrophenfall - wie der Nuklearkatastrophe von Fukushima - zu bewältigen.
spot-classic-1-1 2015
Spot-Klassiker: Spot Classic legte den Grundstein für die Agilität und Kompaktheit, die man heute im aktuellen Spot-Roboter sieht, wie er etwa bei der Otto Group im Einsatz sein wird. Spot Classic - für Vierbeinerbewegung ausgerüstet und für den Innen- und Außenbetrieb geeignet - war der der erste vollelektrische Roboter von Boston Dynamics.
handle-1-1 2017
Handle diente 2017 als Forschungsprojekt für Roboter auf Rädern und führte zur Entwicklung von Stretch – ebenfalls bald bei Otto am Arbeiten. Er wurde für die LKW-Entladung und den Palettenaufbau optimiert.
Spot Strech Stefan
Spot Classic-Nachfolger Spot (links) wird die Otto Group künftig bei Tunnelinspektionen und präventiven Wartungsaktivitäten für Betriebsanlagen unterstützen. Kollege Strech (rechts) – aus dem Handhabungsroboter Handle hervorgegangen - wird die Otto Group zum Transport von Kisten und für Lageranwendungen einsetzen.

"Die Kooperation mit Boston Dynamics ist für uns ein weiterer wichtiger Schritt, um uns für die Zukunft zu stärken", sagt Kay Schiebur, Vorstand Services der Otto Group, und ergänzt: "Wir streben nach dem besten Service für unsere Kund*innen und einem innovativen Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiter*innen. Robotik und Künstliche Intelligenz sind bereits heute zentrale Bestandteile unserer täglichen Arbeit und gewinnen zunehmend weiter an Bedeutung."

"Perfekter Partner für unsere Technologie"

Die Otto Group bietet ein umfassendes Schulungsprogramm an, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Arbeit mit Robotik und KI zu qualifizieren. Mehr als 10.000 gewerbliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bisher die virtuellen TechUcation-Schulungen des Unternehmens durchlaufen. Ergänzt wird dies durch Schulungen vor Ort. So können sich bestehende Berufsbilder digital weiterentwickeln und gemeinsam die Zukunft gestalten. "Wir haben gelernt, uns immer wieder schnell und flexibel auf neue Marktsituationen einzustellen, das macht uns zukunftsfähig", betont Schiebur. Die Otto Group und Boston Dynamics wollen in den nächsten Jahren auch in der Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten, um weitere Anwendungsfälle für Spot- und Stretch-Roboter zu entwickeln.

"Als eines der innovativsten und zukunftsorientiertesten Unternehmen Europas ist die Otto Group der perfekte Partner für unsere Technologie", sagt Robert Playter, CEO von Boston Dynamics. "Unsere Vereinbarung ist vielmehr eine strategische Zusammenarbeit, von der beide Unternehmen in den kommenden Jahren profitieren werden. Wir freuen uns auf den Mehrwert, den unsere mobilen Roboter in Kombination mit dem umfassenden Know-how der Otto Group im Bereich Logistik und Fulfillment bieten werden."

Das Engangement der Otto Group im Rahmen des Deals mit Boston Dynamics entspricht dem weltweiten Trend beim Einsatz von Service-Robotern. So ist die Zahl für den professionellen Einsatz weltweit um 48 % auf insgesamt 158.000 verkaufte Einheiten gestiegen, wie die International Federation of Robotics (IFR) meldet. Personalmangel veranlasst demnach viele Unternehmen dazu, mit Service-Robotern zu automatisieren. „Die Service-Roboter-Branche entwickelt sich rasant“, sagt Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics (IFR). „Der Mangel an Fachkräften und die Schwierigkeit, Servicestellen mit Personal zu besetzen, steigern die Nachfrage. Die IFR hat weltweit fast 1.000 Anbieter von Servicerobotern identifiziert, die automatisierte Dienstleistungen anbieten."

Roboter von Boston Dynamics: Spot-Flotte für autonome Missionen

So ist es denn auch ein Ziel der Zusammenarbeit zwischen Boston Dynamics und der Otto Group, die betriebliche Effizienz sowie die Arbeitssicherheit zu steigern und die Attraktivität von Lagerarbeiten angesichts des Fachkräftemangels zu erhöhen. Die Vereinbarung kennzeichnet den ersten gemeinsamen Einsatz der beiden kommerziell erhältlichen Roboter von Boston Dynamics in dieser Größenordnung.

Im Rahmen der Vereinbarung wird Spot, der vierbeinige mobile Roboter von Boston Dynamics, bei Tunnelinspektionen und präventiven Wartungsaktivitäten für Betriebsanlagen unterstützen, einschließlich thermischer Überwachung, Ablesen von analogen Messgeräten und akustischer Erkennung von Luft- und Gaslecks. Die Spot-Flotte wird zudem autonome Missionen durchführen und Daten für Maschinelles Lernen sammeln, um durch die Überwachung von Notausgängen und dem Erkennen von leichten Veränderungen in den Lagerregalen die Logistikzentren der Otto Group noch sicherer zu machen.

DHL investiert 15 Millionen in
Auch DHL investiert Millionen in Stretch-Logistikroboter von Boston Dynamics. Die DHL Group setzt in ihren Lagern in Nordamerika künftig den Roboter Stretch ein, um die Automatisierung und Digitalisierung der Logistikkette auszubauen.

Auch die Otto Group wird Stretch einsetzen. Der Logistik-Spezialist wird im nächsten Jahr mit der Entladung von Containern in 10 Sortieranlagen beginnen, mit dem Ziel, alle Standorte bis Ende 2025 in Betrieb zu nehmen. Stretch, der sich besonders für das Entladen von schweren Paketen im Containersektor eignet, wird eine technologische Unterstützung für körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten in der Lagerlogistik bieten. Genau auf mobile Roboterlösungen in diesem Bereich entfällt laut IFR der größte Marktanteil. Mehr als jeder zweite professionelle Service-Roboter wird für den Transport von Waren oder Gütern eingesetzt. Mit gut 86.000 verkauften Einheiten stieg der Absatz im Jahr 2022 in diesem Segment um 44 %. Ein Ende ist nicht in Sicht.

"Mobile Roboter sind unglaubliche Werkzeuge"

Dass sich bei Boston Dynamics aber nicht alles nur um Vertrieb und Umsatz dreht, ziegt eine aktuelle Initiative des Unternehmens. Die Roboter-Bauer unterstützen in den USA den MA-Gesetzentwurf zum verantwortungsvollen Einsatz von Robotern, dazu Brendan Schulman, Vizepräsident für Politik und Regierungsbeziehungen bei Boston Dynamics: „ Fortgeschrittene mobile Roboter sind unglaubliche Werkzeuge, die unser Leben bereichern und die Sicherheit der Menschen gewährleisten können, aber provisorische Bemühungen, Allzweckroboter zu Waffen zu machen, gefährden das öffentliche Vertrauen und die Akzeptanz dieser neuen Technologie. Wir haben kürzlich ein Konsortium aus sechs führenden Robotikunternehmen ins Leben gerufen, das die politischen Entscheidungsträger auffordert, die ethische Nutzung von Allzweckrobotern sicherzustellen und deren Missbrauch zu verbieten.“