Der Logistikplaner Artur Mikulski bei VW Polkowice hatte die Idee, einen Standardtransportwagen

Der Logistikplaner Artur Mikulski bei VW Polkowice hatte die Idee, einen Standardtransportwagen aufzurüsten, so dass er sich für große Lasten eignet.
- (Bild: VW)

Werker bei VW Polkowice können mit einem Transportgerät von Artur Mikulski schwere Lasten per Hand manövrieren.

Das Motorenwerk von Volkswagen Polen in Polkowice hatte das Problem, dass es für eine gabelstaplerfreie Produktion keine geeigneten Transportgeräte gab, mit denen Gewichte von ein bis zwei Tonnen mit der Hand bewegt werden konnten. Denn das polnische Recht besagt, dass Mitarbeiter nur Gewichte bis 450 Kilogramm per Hand transportieren dürfen. Und die gabelstaplerfreie Produktion ist ein Ziel von Volkswagen Polkowice.

Ein Logistikplaner namens Artur Mikulski hatte die Idee, dafür einen Standardtransportwagen mit einer Steuerung und einem Elektroantrieb aufzurüsten. Mikulski plante, diese Wagen so zu optimieren, dass die Mitarbeiter Teile mit einem Gewicht von ein bis zwei Tonnen per Hand durch das Werk manövrieren können. Wichtig war dabei, dass das bisherige Transportsystem weiterverwendet konnte und die Flexibilität erhalten blieb.

Probleme gab es vor allem mit der Steuerung des aufgerüsteten Standardtransportwagens bei VW Polkowice

Mikulski startete 2012 erste Versuche, ob die Entwicklung eines derartigen Transportgerätes überhaupt möglich war und ob dieses sich für einen 24-Stunden-Betrieb eignete. Dabei arbeitete der Logistikplaner mit der Firma Ekonapedy zusammen, die den ersten Antrieb für das Gerät konzipierte. InTechnologia entwickelte eine Steuerung für diese Weiterentwicklung.

Probleme bei der Umsetzung gab es vor allem bei der Steuerung. Denn es sollte ein Batteriewechsel vermieden werden: Geplant war, dass sich während der Fahrt in einem Routenzug mit fünf Wagen die Batterie automatisch selbst auflädt. Stand der Wagen still, wurde jedoch Energie verbraucht. Die Steuerung musste deshalb regeln, dass beim Stillstand keine Entladung stattfindet. Um das Problem zu lösen, wurde verstärkt in das Steuerungsmodul investiert.

Zudem gab es Herausforderungen bei den Sensoren, die die Zugkraft feststellen. Anfänglich wurden dafür die Dehnungsmessstreifen im Griff genutzt. Bei dem 1-Tonnen-Transportgerät funktionierte diese Lösung, bei den 2-Tonner-Wagen war diese jedoch nicht möglich. Deswegen wurde dieser Ansatz wieder verworfen. Denn es sollte eine modulares Konzept für beide Größen gefunden werden. Die Lösung: Die Änderungen im Griff werden jetzt durch einen mechanischen Sensor festgestellt.

In diesem Jahr sollen 60 Geräte zu Osioleks umgebaut werden

Anschließend wurden die ersten zehn Prototypen des 1-Tonner-Transportgeräts „Osiolek 1 T“ gebaut. Diese ermöglichen es nun, dass ein Mitarbeiter ein Gewicht von einer Tonne bewegt, vorher waren dafür nach polnischem Recht zwei Mitarbeiter nötig. Damit kann jetzt ein Mitarbeiter mit einem Finger einen derartig schweren Wagen lenken. Der Wagen sorgt vor allem dafür, dass das Gewicht beim Start in Bewegung kommt. Diese Unterstützung spürt man, wenn man etwas Druck auf den Griff ausübt. Innerhalb einer Sekunde startet der Motor im Rad. Die Mitarbeiter transportieren mit dieser Neuentwicklung Schwingungsdämpfer und Turbolader.

Jetzt gibt es die nächste Umsetzungsphase und weitere Wagen werden umgebaut. In diesem Jahr sollen 60 Geräte aufgerüstet werden.

Für die Aufrüstung hatte VW 2014 Kontakt zu vielen Firmen in Polen. Die Partnersuche gestaltete sich dabei nach Aussage von Insidern schwierig. Auch VW-interne Firmen seien abgesprungen, weil die Aufrüstung doch nicht so einfach sei, gerade beim Steuerungsmodul.

Deshalb dauerte die Suche über ein dreiviertel Jahr. Bis die Firma CNC Jurczak gefunden wurde, mit der die restlichen Wagen umgebaut und die Steuerungsmodule weiterentwickelt werden. Derzeit werden die neuen Wagen bestellt.

Interesse an dem Gerät haben auch andere Werke. So gab es bereits Anfragen aus Brasilien. Dabei muss jedoch überprüft werden, ob das Steuerungmodul mit dem jeweiligen Transportsystem harmoniert.

Gunnar Knüpffer

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