Das fertige Orion-Raumschiff für die Artemis-II-Mission wurde am 1. Mai 2025 offiziell an die NASA zur Startvorbereitung für eine bemannte Mission zum Mond Anfang nächsten Jahres übergeben.

Das fertige Orion-Raumschiff für die Artemis-II-Mission wurde am 1. Mai 2025 offiziell an die NASA zur Startvorbereitung für eine bemannte Mission zum Mond Anfang nächsten Jahres übergeben. (Bild: © 2025 Lockheed Martin Corporation. All Rights Reserved.)

Was macht die Orion-Kapsel so besonders?

Orion gilt als das fortschrittlichste bemannte Raumfahrzeug, das je für den Tiefenraum gebaut wurde. Als zentrales Element der NASA-Mondmissionen soll sie nicht nur den Weg zum Erdtrabanten ebnen, sondern auch das Fundament für zukünftige Marsflüge legen. Entwickelt von Lockheed Martin, übernimmt Orion eine Schlüsselrolle bei der Rückkehr des Menschen ins All – über die erdnahe Umlaufbahn hinaus.

Während die unbemannten Missionen EFT-1 und Artemis I dazu dienten, die zentralen Systeme der Raumkapsel zu erproben, wird Artemis II zur Feuertaufe: Vier Astronauten werden an Bord reisen, um Orion in der harschen Umgebung des Weltalls endgültig zu validieren. Die technischen Upgrades, die nach der Artemis-I-Mission eingeführt wurden, zeigen, dass die Kapsel nicht nur überlebensfähig, sondern auch zukunftsfähig ist.

Welche neuen Systeme wurden integriert?

Die Liste der Neuerungen an Bord liest sich wie ein technisches Kompendium für bemannte Raumfahrt: Ein umfassendes Lebenserhaltungssystem sorgt für Frischluft, Wasser und Temperaturregulierung – selbst das Abfallmanagement wurde optimiert. Kontrollanzeigen, Kommunikationsschnittstellen, ein Trainingsgerät zur Muskelstimulation im All und ein vollständig integriertes Startabbruchsystem garantieren Sicherheit und Autonomie während der Mission.

Ein weiterer technologischer Quantensprung ist das experimentelle Laser-Kommunikationssystem, das für Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung sorgt. Diese Innovation bereitet nicht nur den Weg für zukünftige Datenmengen von wissenschaftlichen Missionen, sondern reduziert die Abhängigkeit von herkömmlichen Funkübertragungen erheblich.

Artemis II: Die nächste bemannte Mission zum Mond

Artemis-II ist die geplante zweite Mission im Rahmen des Artemis-Programms der NASA und markiert den ersten bemannten Flug des neuen US-Raumschiffs Orion. Ziel der Mission ist es, mit einer vierköpfigen Crew den Mond zu umrunden – eine sogenannte Mondumrundung (Flyby) – ohne auf der Oberfläche zu landen. Damit wäre Artemis II die erste bemannte Mondmission seit Apollo 17 im Jahr 1972. Die zehntägige Reise soll zentrale Systeme für künftige Mondlandungen und Missionen zum Mars zu testen.

Was passiert bis zum Start?

Nach der Übergabe an das Exploration Ground Systems (EGS) Team beginnt die heiße Phase der Startvorbereitungen. Die Raumkapsel wird aus dem Neil Armstrong Operations and Checkout Building an verschiedene Prozessanlagen gebracht, wo unter anderem Treibstoffe sowie lebenserhaltende Ressourcen wie Wasser und Sauerstoff geladen werden. Danach folgen die Installation des Abbruchsystems und seiner Schutzhüllen.

Abschließend erfolgt der Transfer zum Vehicle Assembly Building, wo die finale Integration mit der gigantischen Space Launch System (SLS) Rakete vorgenommen wird. Erst dann ist die Orion-Kapsel physisch und technisch bereit für ihren historischen Flug.

Wer fliegt mit und was erwartet die Crew?

Artemis II wird mit einem vierköpfigen Team abheben: Reid Wiseman, Victor Glover, Christina Koch und der kanadische Astronaut Jeremy Hansen. Ihr zehntägiger Flug wird sie rund 7.400 Kilometer über den Mond hinaus und zurück zur Erde führen. Dabei soll die Leistung der Orion-Kapsel auf Herz und Nieren geprüft werden.

Die Crew wird unter anderem Navigations- und Kommunikationssysteme testen sowie erste wissenschaftliche Experimente im All durchführen. Eine geplante Rendezvous-Operation mit der Oberstufe der SLS dient der Simulation zukünftiger Docking-Manöver – ein essenzielles Training für kommende Missionen wie Artemis III, bei der erstmals seit 1972 wieder Menschen den Mond betreten sollen.

Wie geht es nach Artemis II weiter?

Während Artemis II das Rampenlicht erhält, laufen im Hintergrund bereits die Arbeiten an den Nachfolgemissionen. In der selben Fertigungseinrichtung in Florida entstehen derzeit die Raumkapseln für Artemis III und IV. In New Orleans wird zudem das Druckgefäß für ein weiteres Modell geschweißt – jedes Fahrzeug ein weiterer Baustein für das ehrgeizige Artemis-Programm.

Lockheed Martin hat bereits Verträge bis zur achten Orion-Kapsel unterzeichnet. Mit jeder neuen Einheit sinken die Herstellungskosten, was die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Programms sichert. Die Produktion wurde kontinuierlich optimiert, wodurch nicht nur Effizienz, sondern auch Zuverlässigkeit verbessert wurde.

Warum ist Artemis II ein Meilenstein?

Die Mission markiert nicht nur einen technologischen Fortschritt, sondern auch einen symbolischen Neuanfang für die bemannte Raumfahrt. Zum ersten Mal seit dem Apollo-Programm werden Menschen wieder den Mond umkreisen – ausgestattet mit moderner Technik, neuen Erkenntnissen und dem langfristigen Ziel, eine dauerhafte Präsenz im All zu etablieren.

Orion ist dabei mehr als nur ein Transportmittel. Die Raumkapsel steht für eine Vision, die weit über unseren Mond hinausgeht. Sie ist das Testlabor für den Weltraum von morgen, das Bindeglied zwischen Erde, Mond und Mars.

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