Die Effizienz in der Fertigung konnte unter anderem durch die Mehrmaschinenbedienung der Anlagenführer gesteigert werden.

Die Effizienz in der Fertigung konnte unter anderem durch die Mehrmaschinenbedienung der Anlagenführer gesteigert werden. (Bild: Egeplast)

Verlegt unter der Erde, versorgen uns Kunststoffrohre mit Wasser, Energie oder Daten. Zum Teil sogar über hundert Jahre lang. Bestrebungen, auch den Herstellungsprozess auf lange Sicht nach Lean-Prinzipien auszurichten, sind in der Extrusionsbranche im Vergleich zu anderen eher selten zu finden. Als Torsten Ratzmann, vormals tätig bei einem zweimaligen ‚Fabrik des Jahres’-Gewinner, Ende 2019 zu Egeplast kam, erkannte er deshalb viele Potenziale: „Die mussten nur strukturiert gehoben werden“.

Als Mitglied der Geschäftsführung verantwortlich für die Bereiche Operations und Innovation, verankerte er also neben Lean-Management auch eine siegreiche Teilnahme am Wettbewerb ‚Fabrik des Jahres‘ in der Unternehmensstrategie (Kategorie: Hervorragende Serienfertigung). „Weil dieses Ziel immer im Fokus war, stand die Mannschaft auch motiviert hinter den Veränderungsprozessen“, sagt Dr. Isabel Fiebig, zuständig für das Lean-Management, über die Bereitschaft der Mitarbeiter, Gewohntes zu verbessern.

Als 2020 mit dem Aufbau des Wertschöpfungsprogramms ‚Improve‘ gestartet wurde, zielten die Verbesserungsmaßnahmen neben Maschinen, Anlagen und Prozesse vor allem auch auf die Menschen ab. Zahlreiche Programme wurden aufgesetzt,um Aus- und Weiterbildung voranzutreiben.

Der Effekt des intensiven Wissensmanagements: Die Menschen hatten plötzlich viel Spaß an den Lean-Themen. „Erfolg macht ja auch Spaß“, weiß der Geschäftsführer und erklärt: „Konsequent umgesetzt, hat Lean nicht nur einen sehr positiven Effekt auf die Menschen. Durch die Eliminierung von Verschwendung wird man auch wirtschaftlich erfolgreicher, wodurch sich wieder leichter in Schulung und Weiterbildung investieren lässt.“

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2025 stattfinden.

 

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Diese Herausforderung hatte Egeplast

Dr. Isabel Fiebig ist bei Egeplast zuständig für das Lean-Management.
Dr. Isabel Fiebig ist bei Egeplast zuständig für das Lean-Management. (Bild: Egeplast)

Doch wie lässt sich ein Herstellungsprozess bezüglich Prozessstabilität, Qualität und Effizienz auf Maschinen verbessern, die salopp gesagt nur an/aus, warm/kalt und schnell/langsam können? „Die Vorgaben für die Durchlaufzeiten waren nie sichtbar“ nennt Fiebig ein ehemaliges Manko.

Die Lösung: Ein Dashboard an der Wand, das wie bei einem Tachosystem die Geschwindigkeiten in den verschiedenen Linien visualisiert. „Man sieht auf einen Blick, ob man zu langsam ist und eingreifen muss“, beschreibt sie die Verbesserung, die sich noch relativ einfach umsetzen ließ.

Wesentlich größere Herausforderungen brachte hingegen die Tatsache mit sich, dass es sehr lange dauert, bis der Kunststoff in Form bleibend abgekühlt ist. „Eine Linie hat deshalb schnell mal eine Länge von 100 bis 120 Meter. Wenn also der Bediener am Ende der Anlage steht und vorne etwas passiert, dann ist der nur am Flitzen“, nennt Ratzmann die Folge, die man bislang mit Tretrollern zu verbessern versuchte. Vor allem aber war auch erst nach 100 Metern zu sehen, ob ein Produkt in Ordnung ist.

„Als Familienunternehmen sind wir eine coole Truppe“

Torsten Ratzmann, Mitglied der Geschäftsführung bei Egeplast
Torsten Ratzmann, Mitglied der Geschäftsführung bei Egeplast. (Bild: Egeplast)

Um diese Verschwendung zu eliminieren, suchte man bei Egeplast nicht nur nach Möglichkeiten, die Qualität des Produkts zwischendrin prüfen zu können. Effizienz wurde auch durch den Einsatz von Routenzügen sowie die Mehrmaschinenbedienung der Anlagenführer gesteigert. „Weil wir Prozesse anders organisiert und Aufgaben anders verteilt haben, kann ein Bediener ohne zusätzliche Arbeitslast nun mehr als zwei Maschinen gleichzeitig betreuen“, sagt Fiebig über den Nutzen der Notwendigkeit, Menschen für Verbesserungen auch entsprechend zu befähigen. „Weil wir nun vorne und hinten eine Mannschaft sowie automatisierte Prozesse zur Entnahme der Fertigteile haben, können wir die Herstellung ganz anders steuern“, fasst Ratzmann die wichtigste Verbesserung zusammen, die Egeplast heuer schließlich auch aufs Siegertreppchen in der Kategorie ‚Hervorragende Serienfertigung‘ führte.

„Als Familienunternehmen sind wir eine coole Truppe, die mit viel Spaß, Herzblut und Loyalität zum Unternehmen die Sachen vorantreibt. Unverzichtbar für die Infrastruktur, haben wir durch unsere Produkte zwar eine gewisse Sicherheit, was unsere Zukunft betrifft. Allerdings fordert dies auch einen Veränderungswillen, damit das so bleibt. Lean-Management war nur der erste Schritt, um die Prozesse in den Griff zu bekommen. Danach kommt die Digitalisierung“, verrät Ratzmann die Pläne, um in der neuen Fabrik, die gerade gebaut wird, weitere Verbesserungen voranzutreiben.

(Bearbeitet von Anja Ringel.)

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