Auf der Fabrik des Jahres sprach Prof. Dr. Günther Schuh über das nachhaltige Geschäftsmodell der Zukunft.

Auf der Fabrik des Jahres sprach Prof. Dr. Günther Schuh über das nachhaltige Geschäftsmodell der Zukunft. (Bild: Bettina Koch)

Seine Moderation auf der Fabrik des Jahres hat Tradition. Und so knüpfte Prof. Dr. Günther Schuh mit seiner Keynote an seinen Vortrag vom letzten Jahr an: er vertiefte einen Vorschlag, wie produzierende Unternehmen wirtschaftliche Steigerung mit ökologischen Quantensprüngen und der Absicherung gegenüber externen Einflüssen verbinden können.

Für das Mitglied des Fachbeirats der Fabrik des Jahres ist die Upgrade Circular Economy essentiell für den langfristigen Bestand der Unternehmen, da „wir an ein paar Meilensteine kommen, die uns die Frage nach Kreislauftwirtschaft nicht mehr so freiwillig erscheinen lassen“. Die gestiegenen Transportkosten durch die Krise im Roten Meer ist einer davon.

Aber auch die schwindende Nachfrage nach Elektroautos aufgrund ihres hohen Wertverlusts. Diesen erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen folgendermaßen: „Ein Teil der Elektroautos könnte ziemlich lange leben. Der andere, stark elektronikbehaftete, ist von der Halbwertszeit der Elektronikkomponenten geprägt, die in keinem Fall mehr als drei Jahre identisch produziert werden."

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Nicht die One-Time-Costs sind der Grund

Schuh erklärte weiter: "Muss also die Autobatterie nach acht oder zehn Jahren ausgetauscht werden, kann sie nicht mehr durch die gleiche ersetzt werden. Bei einem Nachbau der Batterie mit anderen Komponenten gilt die Homologation nicht mehr." Gerade in hochregulierten Branchen wie der Automobil- oder Flugzeugindustrie seien nicht die One-Time-Costs für das Re-Engineering der Grund, weshalb Ersatzprodukte so teuer seien, sondern die Kosten für Prüfung und Zulassung.

"Wenn also für ein 40.000-Euro-Elektroauto nach zehn Jahren nur eine Batterie für 12.000 Euro verfügbar ist, es danach aber nur 10.000 Euro wert ist, würde man bei einem Unfall von einem wirtschaftlichem Totalschaden sprechen“, so Schuh. Genau das spürt der Markt aktuell.

Die neue Modularität muss aufwärtskompatibel sein

„Es ist Unsinn, 80 Prozent intakte Zellen eines Batterie-Packs zu schreddern, nur weil 20 Prozent schwach geworden sind“, kritisiert Prof. Schuh die Verschwendung. Er bemängelt hier ein fehlendes Kreislaufkonzept, das alle Produkte, die diesen Effekt haben könnten, vor einem verfrühtem Lebensende bewahren soll. Es sei nicht ökologisch, die Produkte zwar industriell effizienter zu produzieren, sie aber vorzeitig wegzuwerfen. Dabei seien wir durchaus in der Lage, wirtschaftliches Wachstum und ökologischen Footprint zu entkoppeln.

Um Nachhaltigkeit, Profitabilität und Resilienz zusammenzubringen, müsse man sich vom klassischen Transaktionsgeschäftsmodell verabschieden. Entwicklung, Produktion, Verkauf, der anschließende Betrieb, die Restverwertung und das Recycling getrennt zu betrachten, ist seiner Meinung nach falsch, da es zu einer viel zu dramatischen Entwertung führt, die am Ende die TCO des Produktes in jeder Phase so teuer machen.

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2025 stattfinden.

 

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So soll eine Upgrade Circular Economy aussehen

Der Lösungsvorschlag von Prof. Schuh: „Wir müssen zu einer neuen Modularität kommen, die nicht mehr Funktionskomplexität und Varianz steuert. Sie muss so sein, dass wir aufwärtskompatibel sind, austauschen und so den großen Teil eines Produktes retten können“.

Und er geht noch einen Schritt weiter: „Durch lebensverlängernde Wiederaufbereitung lassen sich Funktionen erhalten, ja sogar erweitern und gleichzeitig die Prozesskomplexität vermindern. Das Produktangebot wird dadurch wirtschaftlicher.“ In einer Upgrade Circular Economy reduziert sich zudem nicht nur die Abhängigkeit von Zulieferern, sondern auch der Bedarf an Neumaterial und der CO2-Ausstoß.

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