
Die Stimmung im Maschinenbau bleibt angespannt, jedes dritte Unternehmen beurteilt die eigene Lage als schlecht. Ein kleiner Lichtblick sind die Geschäftsaussichten - aber es besteht dringender Reformbedarf, sagt der VDMA. (Bild: Irina Sharnina - stock.adobe.com - KI-generiert)
Deutschland hat in den letzten Jahren kontinuierlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren. Der Maschinen- und Anlagenbau erwartet daher von der nächsten Bundesregierung Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit des industriellen Mittelstands stärken. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen VDMA-Konjunkturumfrage wider: Jedes dritte Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau (35 Prozent) beurteilt seine aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht. Das ist das zentrale Ergebnis der Umfrage, an der sich im Januar 1021 VDMA-Mitgliedsunternehmen beteiligt haben.
Immerhin jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) beurteilt die Lage als gut oder sehr gut. Ebenfalls etwa jedes fünfte befragte Maschinenbauunternehmen (22 Prozent) erwartet, dass sich die Lage in den nächsten sechs Monaten verbessern wird. Allerdings bleibt die Zahl der Skeptiker hoch: Mit 63 Prozent der Nennungen gehen fast zwei Drittel der Unternehmen von einer unveränderten Situation aus.
VDMA fordert Reformen von neuer Regierung
"Im Vergleich zum letzten Erhebungszeitpunkt vor drei Monaten hat sich die Stimmung in den Unternehmen kaum verändert. Unter dem Strich bewerten immer weniger Unternehmen die Lage als gut oder sehr gut. Der Standort Deutschland steht enorm unter Druck und überdies wird anderen Absatzregionen mehr Wachstum und damit Nachfrage nach Maschinenbauerzeugnissen zugetraut", sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.
Der VDMA fordert daher von der künftigen Bundesregierung schnelle und deutliche Reformen, um die Firmen zu entlasten. "Wir brauchen Anreize für Investitionen und niedrigere Kosten am Standort Deutschland. Konkret fordern wir einen international wettbewerbsfähigen Unternehmenssteuersatz von maximal 25 Prozent und einen ganz deutlichen Abbau von Bürokratie und Regulierung. Auch der Arbeitsmarkt muss spürbar flexibilisiert werden und marktwirtschaftlichen Leitprinzipien folgen. Es braucht ein echtes Upgrade unseres Standorts", fordert der VDMA-Chefvolkswirt.
2025 bleibt für den Maschinenbau herausfordernd
Lediglich bei den Geschäftsaussichten gibt es laut Umfrage erste, wenn auch kleine Lichtblicke. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden sechs Monaten mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist auf 15 Prozent gesunken (Oktober 2024: 22 Prozent). Und mit Ausnahme des Inlandsmarktes sehen die Befragungsteilnehmer die Geschäftsentwicklung in wichtigen Märkten, darunter den USA, etwas positiver. Dennoch: "Nach einem für viele Maschinen- und Anlagenbauer eher mageren Jahr 2024 dürfte auch 2025 herausfordernd werden", sagt Wiechers.
Auftragslage bleibt angespannt
Die nominalen Umsatzerwartungen der Unternehmen bestätigen dies. Fast jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) erwartet für das laufende Jahr eine nominale Umsatzsteigerung, die meisten im Bereich von maximal 5 Prozent. Weitere 33 Prozent rechnen mit stagnierenden Umsätzen. "Die angespannte Auftragslage bleibt für viele Unternehmen das Kernproblem: 34 Prozent der Unternehmen stufen die eigene Auftragssituation mit Blick auf die nächsten sechs Monate als großes oder sehr großes Risiko ein", sagt Wiechers.
Die Unsicherheit spiegelt sich auch in der Investitionstätigkeit der Unternehmen wider. Jedes zweite Unternehmen möchte die nominalen Investitionen im laufenden Jahr steigern, rund ein Drittel erwartet aber eine Stagnation. "In einem von hoher Unsicherheit geprägten Geschäftsumfeld agieren viele Unternehmen weiterhin zurückhaltend und halten sich mit Investitionen zurück. Das sinkende Zinsniveau dürfte im Jahresverlauf jedoch generell und damit auch im Maschinenbau für positive Impulse bei der Investitionstätigkeit sorgen. Es fragt sich nur: wo?", sagt Wiechers.
Unterschiedliches Bild in den Absatzregionen
Besonders positiv ist die Lage in Nordamerika. Dort schätzen rund 42 Prozent der Unternehmen ihre aktuellen Absatzchancen trotz oder gerade wegen der jüngsten politischen Entwicklungen als gut oder sogar sehr gut ein (Oktober 2024: 34 Prozent). Nur 19 Prozent bewerten sie als schlecht oder sehr schlecht. Auch bei den Aussichten für die kommenden sechs Monate sticht Nordamerika überwiegend positiv hervor: Rund 37 Prozent erwarten eine Verbesserung der Absatzchancen (Oktober 2024: 31 Prozent), 12 Prozent gehen von einer Verschlechterung in diesem Zeitraum aus.
Deutlich skeptischer wird die Lage in Deutschland eingeschätzt. Mit 54 Prozent schätzt mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Absatzchancen als schlecht oder sehr schlecht ein (Oktober 2024: 51 Prozent). Lediglich 13 Prozent erwarten eine Verbesserung in den nächsten sechs Monaten. Etwas besser wird die Entwicklung für die übrige EU (ohne Deutschland) eingeschätzt. 57 Prozent bewerten die aktuellen Absatzchancen als befriedigend, 29 Prozent als schlecht oder sehr schlecht.
Aber auch für China sind die Einschätzungen verhaltener. Die aktuellen Absatzchancen in China werden von 42 Prozent der Unternehmen als schlecht oder sehr schlecht und nur von 19 Prozent als gut oder sehr gut eingeschätzt. 58 Prozent erwarten eine gleichbleibende und 27 Prozent eine verbesserte Situation in den nächsten sechs Monaten.
Leichter Personalabbau wahrscheinlich
Die anhaltend herausfordernde wirtschaftliche Lage und die mageren Aussichten führen dazu, dass sich rund ein Viertel der Unternehmen gezwungen sieht, personalpolitische Maßnahmen zu ergreifen und in den nächsten sechs Monaten Personal abzubauen. Nur 15 Prozent der Befragten möchte die Stammbelegschaft ausweiten. Mit rund 60 Prozent erwartet jedoch die Mehrheit der Unternehmen eine gleichbleibend große Stammbelegschaft.
"Die Unternehmen kennen die demografische Situation und spüren den Fachkräftemangel. Sie werden versuchen, Entlassungen so weit als möglich zu vermeiden. Dies erfolgt durch Abbau von Arbeitszeitkonten und Verzicht auf Zeitarbeiter. Ebenso werden ausscheidende Mitarbeitende nicht ersetzt sowie Kurzarbeit genutzt. Dennoch wird ein moderater Abbau der Stammbelegschaft in den nächsten Monaten unter dem Strich voraussichtlich nicht zu verhindern sein", sagt Florian Scholl, Projektleiter der VDMA-Konjunkturerhebung und in der Volkswirtschaft und Statistik zuständig für die Arbeitsmarktstatistik.
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