Sie sprechen von einer neuen Ära, wollen weitere Absatzmärkte erobern und in neue Technologien investieren. BMW und Opel haben große Pläne für die Zukunft. Doch wie sehen sie genau aus? Die CEOs der beiden Autobauer haben in den vergangenen Wochen immer wieder einen Blick hinter die Kulissen gegeben. PRODUKTION fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen:
Neue Technologien sollen überzeugen
BMW hat diesen Monat seine neueste Innovation vorgestellt – den iX. Der vollelektrische Luxus-SUV soll „eine neue Ära bei BMW“ einleiten, sagte CEO Oliver Zipse bei der Präsentation. Das neue „Technologie-Flaggschiff“ hat unter anderem als erstes Premiumfahrzeug einen 5G-Mobilfunktstandard. Der iX und seine digitalen Services seien auch ein bisschen eine Wette darauf, dass 5G in naher Zukunft überall verfügbar sei, sagte Zipse auf dem Automobilwoche-Kongress.
Video: BMW stellt seinen iX vor
Das Marktsegment sei sehr interessant, sagte Branchenexperte Stefan Bratzel laut Dpa. „Ich erwarte schon, dass BMW da angreifen kann.“ Bei den Elektro-SUVS in der Oberklasse sind bisher der Audi e-tron und der Tesla Model X die Platzhirsche - der Mercedes EQC und der Jaguar i-Pace tun sich da schwer. Spannend werde aber sein, ob Mercedes nächstes Jahr ein Level-3-fähiges Serienfahrzeug auf die Straße bringen könne, sagte Bratzel.
Der iX soll ab Sommer 2021 in Dingolfing gebaut werden. Zipse selbst ist im Übrigen besonders begeistert, dass im neuen Fahrzeug fast alles über Spracheingabe eingestellt werden kann.
Der Münchner Autobauer beschäftigt sich jedoch nicht nur mit E-Motoren, sondern auch mit der Brennstoffzelle. BMW hat dafür seit 2013 eine Kooperation mit Toyota. Das soll auch in Zukunft so sein, sagte Zipse. Denn: Dem Unternehmen sei Wasserstoff sehr wichtig.
Opel hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2024 alle Modelle zu elektrifizieren, sagte Opel-CEO Michael Lohscheller auf dem Kongress. „Wir setzen komplett auf Elektromobilität“, erklärte er. Deshalb will der Autobauer auch in einem Joint Venture seine E-Motoren selbst produzieren.
Nichtsdestotrotz beschäftigt sich Opel auch mit dem Thema Brennstoffzelle: Konkret sollen in Kaiserslautern zwei Milliarden Euro für die Herstellung von Batteriezellen investiert werden, so Lohscheller. Es soll Deutschlands größtes Werk für Batteriezellen werden. Die Serienproduktion soll Medienberichten zufolge 2024 starten.
Diese Auslandsmärkte sind für die Autobauer interessant
Die deutsche Marke Opel soll auch in die Welt gehen – das ist der Plan von CEO Lohscheller. In Russland ist der Autobauer bereits auf dem Markt – Japan und Uruguay sollen 2021 folgen. Auch in Dubai, Ecuador und Kolumbien ist Opel bereits vertreten oder will bald auf dem Markt sein.
Das Comeback in Russland gestaltete sich allerdings aufgrund der Corona-Pandemie etwas schwieriger, sagte Lohscheller. Opel hatte sich während der Weltwirtschaftskrise 2015 aus dem russischen Markt zurückgezogen.
Der Wiedereinstieg soll nun unter anderem mit den Modellen Grandlanx X, Zafira Life und Vivaro gelingen. „Wir werden unser Engagement in Russland in den kommenden Jahren schrittweise ausbauen. Dazu gehört auch, dass wir dort weitere Modelle anbieten werden. In den kommenden Jahren werden wir jeweils mindestens ein weiteres Modell nach Russland bringen. Wie in jedem Markt steht für uns das profitable Wachstum bei hoher Kundenzufriedenheit an erster Stelle“, sagte Lohscheller vergangenes Jahr.
Der Zafira Life und Opel Vivaro werden im PSA-Werk in Kaluga für den lokalen Markt produziert.
Man wolle seine Auslandsmärkte Schritt für Schritt ausbauen, sagte er. Bis 2022 will Opel in mehr als 20 neuen Märkten vertreten sein.
Welche Rolle Großbritannien künftig spielen wird, hängt vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen ab. Man brauche Planungssicherheit für weitere Investitionen in Werke, forderte der Opel-Chef.
BMW setzt dagegen vermehrt auf China. Der elektrische X3 werde nur in China produziert und dann exportiert, kündigte Zipse an.
Stellenabbau ist weiter ein Thema
Ein Thema, das immer wieder kommt: Der Stellenabbau. Wird es bei Opel betriebsbedingte Kündigungen geben? Das ist weiterhin möglich. Eigentlich gilt bis Ende 2025 noch ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Lohscheller sagte jedoch im Oktober erneut, man wolle rund 2.100 Stellen durch ein Freiwilligenprogramm abbauen. „Aber, wenn wir sehen sollten, dass wir keine ausreichenden Fortschritte machen, dann müssen wir noch einmal diskutieren und die Lage neu bewerten“, sagte er. Von dem Stellenabbau ist vor allem der Stammsitz in Rüsselsheim betroffen.
Bei BMW sollen 6.000 Stellen wegfallen – allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Freiwillig ausscheidende Mitarbeiter und Frührentner sollen stattdessen Abfindungen erhalten. Auch Altersteilzeit-Angebote sind im Gespräch.
Das sind die Unternehmensziele und neuen Geschäftsmodelle
Bei den Unternehmenszielen und Geschäftsmodellen stehen beide Autobauer weiter vor dem Problem des Strukturwandels und der Digitalisierung. Einige Experten sehen in den Services das Geschäftsmodell der Zukunft. BMW-Chef Zipse erklärte, das Herunterladen von Services werde den Vertriebskanal nicht ersetzen. Es werde vielmehr beides nebeneinander geben. Das sieht er auch bei unterschiedlichen Automodellen so: Es werde künftig nicht nur E-Autos, sondern weiterhin Verbrenner geben, sagte er.
Anfang November warnte Zipse auf einem Branchenforum vor einem Zulassungsverbot für Benzin- und Dieselautos ab 2035, wie dies von der Politik gefordert wurde. Die Frage sei, ob es dann genug Ladesäulen für viele Millionen E-Autos gebe und wer dann noch Auto fahren könnte: „Wird dann Mobilität wirklich noch für alle Menschen erreichbar sein?“, fragte er.
Die Frage, ob BMW künftig weniger Modelle anbieten wird, beantwortete Zipse auf dem Kongress vage: Die Kundenwünsche verändern sich und dem folge BMW und werde sich anpassen, erklärte er. Aber: BMW sei ein „Premium-Vollsortimenter“ und das wolle man auch beibehalten.
Für Opel-Chef Lohscheller ist die Einhaltung der EU-Umweltvorgaben das wichtigste Unternehmensziel. Das sei auch wichtiger als der Absatz. Beim Autobauer gehen derzeit die Verkaufszahlen zurück. Lohscheller erklärte im Oktober in einem Interview, ein Grund sei auch der Verzicht auf unprofitable Verkäufe. „Wir verkaufen zwar aktuell weniger Autos, aber unsere Kunden geben mehr für ihren Opel aus. Der Umsatz pro Fahrzeug steigt.“ Opel könne mit weniger Menge mehr Ergebnis erzielen, so der CEO.