Deutschlands Maschinenbau auf dem Weg zur digitalen Zukunft
Modular denken, digital handeln: Der deutsche Maschinenbau steht vor einem historischen Wendepunkt. Wer jetzt Softwarearchitekturen umdenkt, sichert Innovationskraft und bleibt wettbewerbsfähig.
Philipp Wallner, Global Industry Manager Industrial Automation and Machinery bei MathWorksPhilipp Wallner, Global Industry Manager Industrial Automation and Machinery beiMathWorks
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Modularisierung ist keine reine Frage der Softwaretechnik – sie verändert die komplette Wertschöpfung. Von der Konstruktion über die Produktion bis zum Service lassen sich Prozesse durch modulare Architekturen neu denken.(Bild: DC Studio - stock.adobe.com)
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Philipp Wallner, Global Industry Manager Industrial Automation and Machinery bei MathWorks(Bild: MathWorks)
Die deutsche Maschinenbauindustrie steht seit Jahrzehnten für Präzision, Ingenieurskunst und Innovationskraft. Doch die Spielregeln ändern sich aktuell rasant: Globale Wettbewerber investieren massiv in Forschung und digitale Technologien, beschleunigen die Markteinführung neuer Lösungen und verfolgen aggressive Expansionsstrategien. Spitzenqualität ist längst kein Synonym mehr für längere Lieferzeiten – heute liefern internationale Anbieter vergleichbare Qualität in kürzerer Zeit und kommen damit den gestiegenen Anforderungen von Kunden nach. Deutschlands Marktführerschaft im Maschinenbau steht auf dem Prüfstand und könnte ohne klare Linie im globalen Markt ins Wanken geraten. Unternehmen müssen entschlossen auf die Herausforderungen der Digitalisierung reagieren.
Insbesondere bei softwaregestützten Lösungen hinken viele Unternehmen in Deutschland hinterher – sie drohen, im industriellen Automatisierungsprozess den Anschluss zu verlieren. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften, vor allem an Ingenieuren, verschärft diese Herausforderungen zusätzlich. Die Frage lautet daher: Wie kann die deutsche Maschinenbauindustrie ihre Spitzenposition behaupten oder sogar weiter ausbauen?
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Philipp Wallner, Global Industry Manager Industrial Automation and Machinery bei MathWorks, erläutert, welche Herausforderungen Maschinenbauer derzeit beschäftigen und welche innovativen Lösungen führende Unternehmen in Deutschland implementieren müssen, um im aktuellen wirtschaftlichen Klima erfolgreich bleiben zu können.
Modulare Softwarearchitekturen als Enabler für Innovation
Der Schlüssel liegt in der konsequenten Nutzung modularer Softwarearchitekturen. Unternehmen müssen verstärkt in die kontinuierliche Entwicklung moderner und modularer Produkt- und Softwarearchitekturen investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn sie bilden die Basis, um zukunftsweisende Technologien effizient zu implementieren und Entwicklungsprozesse nachhaltig zu transformieren. Für den Maschinenbau bedeutet dies, dass Softwarelösungen und Produktionssysteme flexibel an unterschiedliche Maschinen, Fertigungslinien oder Prozesse angepasst werden können, ohne dass bestehende Systeme umfassend umgebaut werden müssen. Durch diese Flexibilität lassen sich komplexe Systeme effizient managen, Produktentwicklungen beschleunigen und rasch auf veränderte Marktanforderungen anpassen.
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Gerade im Maschinenbau gewinnt der modulare Aufbau der Software zunehmend an Bedeutung, da Kunden immer häufiger individuell zugeschnittene Maschinen für spezifische Anwendungen nachfragen – und das zu wettbewerbsfähigen Preisen. Modulare Architekturen ermöglichen eine hohe Variantenanzahl an Maschinen und Lösungen, indem einzelne Softwaremodule flexibel kombiniert und angepasst werden können. Gleichzeitig bleibt die Wartbarkeit gewährleistet, da abgegrenzte Komponenten gezielte Änderungen, Wartung und Erweiterungen gestatten. So lassen sich maßgeschneiderte Kundenanforderungen effizient bedienen, ohne dass komplette Systeme neu entwickelt werden müssen.
Zudem erleichtert der modulare Ansatz die Integration neuer Technologien und Funktionen, etwa aus dem Bereich der Künstliche Intelligenz (KI). Für Unternehmensentscheider bedeutet das: Sie steigern dadurch nicht nur die Innovationskraft ihrer Organisation, sondern optimieren Kostenstrukturen, verkürzen die Time-to-Market und verbessern nachhaltig ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Moderne Entwicklungsprozesse im Maschinenbau profitieren zunehmend von digitalen Methoden und aktuellen Software-Technologien. Model-Based Design ermöglicht es, Produkte und Systeme virtuell zu entwerfen, zu testen und zu optimieren, lange bevor physische Prototypen entstehen. Als Digitale Zwillinge werden Modelle in einer realitätsnahen, virtuellen Umgebung im Industrial Metaverse simuliert, Risiken frühzeitig erkannt und die Markteinführung der Maschine beschleunigt. Künstliche Intelligenz unterstützt diesen Prozess, indem sie große Datenmengen analysiert, Muster erkennt, aus den Daten lernt und Prognosen erstellen kann. KI erleichtert dadurch fundierte Entscheidungen, automatisiert wiederkehrende Aufgaben und trägt zur kontinuierlichen Optimierung von Abläufen bei.
Diese Methodiken verkürzen Entwicklungszyklen von Stunden auf Sekunden, erhöhen die Anpassungsfähigkeit von Regelungssystemen und verbessern die Produktqualität bei gleichzeitiger Steigerung von Flexibilität und Effizienz.
Intuitive Entwicklungs-Tools ermöglichen es Fachkräften, ihr domänenspezifisches Wissen direkt in den Entwicklungsprozess einzubringen und gemeinsam sowie mit KI-gestützten Methoden innovative Lösungen zu erarbeiten. Die Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren und Softwarespezialisten wird dadurch erheblich vereinfacht, da technische und softwareseitige Anforderungen nahtlos integriert werden können. Mithilfe von MathWorks-Tools wie MATLAB und Simulink und dem Aufbau von Know-how lässt sich die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern, indem der Bedarf an hochspezialisierten Software- und KI-Experten gesenkt wird.
Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Anforderungen an die Cybersicherheit. Die Einhaltung des Cyber Resilience Act (CRA) wird zum integralen Bestandteil der Produktentwicklung. Unternehmen, die modellbasierte Workflows nutzen, können ihre eingebettete Software von Anfang an dokumentieren, verfolgen und simulieren. So lassen sich regulatorische Risiken minimieren und Compliance-Anforderungen effizient und reproduzierbar erfüllen.
Praxisbeispiele: Digitalisierung ist Realität
Innovationsführer wie Krones und Siemens Energy setzen diese Ansätze bereits erfolgreich um. Bei Krones entwickeln Ingenieurteams mit MATLAB KI-basierte Prozesssteuerungs- und Qualitätsüberwachungslösungen für Produktionsanlagen. Durch Simulation, Validierung und automatische Codegenerierung werden KI-Modelle effizient auf industrielle Steuerungen gebracht, was Transparenz und Genauigkeit erhöht. Siemens Energy nutzt MATLAB und Simulink, um Herausforderungen bei Design und Integration frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen – noch bevor der erste physische Prototyp gefertigt wird.
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Fazit: Die Zukunft des Maschinenbaus aktiv gestalten
Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Maschinenbaus hängt maßgeblich davon ab, wie konsequent Unternehmen Model-Based Design, KI, hardwareunabhängige Codegenerierung und Digitale Zwillinge in ihre Wertschöpfungsketten integrieren. Wer diese Technologien durchgängig einsetzt, kann Entwicklungszyklen deutlich verkürzen, regulatorische Vorgaben effizient erfüllen und die Innovationskraft gezielt steigern. Entscheidend ist ein klarer Fahrplan: Bestehendes Fachwissen bewahren, durch KI skalieren und schrittweise in vernetzte, modellgetriebene Prozesse überführen. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich nicht nur den Vorsprung im globalen Wettbewerb, sondern gestalten aktiv die nächste Ära des deutschen Maschinenbaus.
Über MathWorks
MathWorks ist Entwickler von Software für mathematische Berechnungen. MATLAB, die Sprache für Ingenieure und Wissenschaftler, ist eine Programmierumgebung für Algorithmen-Entwicklung, Datenanalyse, Visualisierung und numerische Berechnungen. Simulink ist eine Blockdiagrammumgebung für die Simulation und das Model-Based Design von Multi-Domain- und Embedded-Engineering-Systemen. Ingenieure und Wissenschaftler weltweit verlassen sich auf diese Produkte, um die Forschung, Innovation und Entwicklung in der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Kommunikationstechnik, Elektronik, industriellen Automatisierung und weiteren Branchen zu beschleunigen. Darüber hinaus sind MATLAB und Simulink wichtige Lehr- und Forschungstools in führenden Universitäten und Institutionen aus aller Welt. MathWorks wurde 1984 gegründet und beschäftigt über 6.500 Mitarbeitende in mehr als 34 Niederlassungen weltweit. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Natick, Massachusetts, USA. Lokale Niederlassungen in der D-A-CH-Region befinden sich in Aachen, München, Paderborn, Stuttgart und Bern. Weitere Informationen finden Sie unter https://de.mathworks.com/
FAQ: Modulare Softwarearchitektur im Maschinenbau
Was bedeutet modulare Softwarearchitektur im Maschinenbau? Dabei handelt es sich um den Aufbau von Software aus klar abgegrenzten, wiederverwendbaren Modulen. Diese können unabhängig voneinander entwickelt, gewartet und kombiniert werden, um flexible Maschinen- und Systemlösungen zu ermöglichen.
Welche Vorteile bietet die Modularisierung? Sie senkt Entwicklungskosten, verkürzt Time-to-Market, erleichtert die Wartung, erlaubt Produktvariantenvielfalt und ermöglicht eine schnelle Integration neuer Funktionen – etwa aus den Bereichen KI oder IoT.
Wie unterscheidet sich modulare von monolithischer Software? Monolithische Systeme bestehen aus einer großen, schwer anpassbaren Codebasis. Modulare Architekturen setzen auf kleine, eigenständige Bausteine, die leicht angepasst oder ersetzt werden können – ideal für dynamische Anforderungen.
Welche Technologien unterstützen modulare Softwarearchitekturen? Werkzeuge wie MATLAB und Simulink, Model-Based Design, Digitale Zwillinge sowie KI-Plattformen unterstützen die Umsetzung. Zudem fördern Low-Code/No-Code-Ansätze die Beteiligung fachfremder Spezialisten.
Sind modulare Architekturen auch sicherer? Ja. Durch die klare Trennung der Module lässt sich Sicherheit gezielt auf Komponentenebene implementieren und testen. Zudem kann die Einhaltung regulatorischer Vorgaben wie des Cyber Resilience Act einfacher nachgewiesen werden.
Wie gelingt der Einstieg in die Modularisierung? Mit einer Bestandsaufnahme bestehender Systeme, der Definition einer Digitalstrategie und dem Aufbau interdisziplinärer Teams. Der schrittweise Umstieg – beginnend bei neuen Produkten oder Pilotprojekten – hat sich besonders bewährt.
Welche Rolle spielt KI in modularen Systemen? Künstliche Intelligenz analysiert Daten, optimiert Prozesse und prognostiziert Systemverhalten. In modularen Architekturen lassen sich KI-Algorithmen gezielt integrieren, ohne bestehende Systeme zu beeinträchtigen.