Aktuelle Studie von Hexagon

Fertigung unter dreifachem Druck: Das sind die Probleme

Systemische Schwächen bremsen die Fertigung aus: Trotz hoher Investitionen bleiben digitale Mehrwerte oft aus. Eine neue Studie zeigt, wo es hakt und wie die Transformation gelingen kann.

Veröffentlicht Geändert
Fachkräfte in der Fertigung stehen unter zunehmendem Druck – Personalengpässe und Digitalisierung prägen den Arbeitsalltag.
Fachkräfte in der Fertigung stehen unter zunehmendem Druck – Personalengpässe und Digitalisierung prägen den Arbeitsalltag.

Die digitale Transformation in der Fertigung schreitet zwar sichtbar voran – doch die Basis wankt. Laut der aktuellen Studie 'Data Connectivity & Visibility: The Competitive Edge in Industry' des Hexagon-Geschäftsbereichs Asset Lifecycle Intelligence, sieht sich die Industrie mit einem gefährlichen Dreiklang konfrontiert: digitale Fragmentierung, Altsysteme sowie Personalengpässe.

Die Fertigungsindustrie leidet laut der Studie am stärksten unter den folgenden systemischen Problemen:

  • Personalengpässe: Im Branchenvergleich berichten Führungskräfte aus der Fertigungsindustrie am häufigsten über spürbare operative Auswirkungen durch Austritte oder Ruhestand (76 Prozent); 44,5 Prozent stufen das Problem als gravierend ein.
  • IT-Altlasten: Veraltete Infrastrukturen und Legacy-Systeme, von 77 Prozent der Befragten genannt, gelten ebenfalls als starke Beeinträchtigung.
  • Cyberrisiken: 65 Prozent der Führungskräfte in Fertigungsunternehmen geben an, dass Bedenken rund um die Cybersicherheit den Geschäftsbetrieb stark oder gravierend beeinträchtigen.

Zusätzliche Tools bringen nicht zwangsläufig Mehrwert

Die Branche ist diesen Faktoren durch Investitionen in Technologie begegnet. Unter den befragten Branchen setzt die Fertigung am seltensten auf papierbasierte Dokumentation (62,5 Prozent) und am häufigsten auf digitale 3D-Modelle (71 Prozent), Visualisierungs-Dashboards (78,5 Prozent) und Geodaten (68,5 Prozent).

Infolgedessen sind insgesamt immer mehr Tools und Datenquellen im Einsatz. Drei von vier Führungskräften aus der Fertigung (76 Prozent) berichten, dass die Zahl der Tools in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen sei.

Digitale Werkzeuge entfalten jedoch noch nicht ihren vollen Nutzen. Nur 26 Prozent der Führungskräfte geben an, dass Stakeholder Zugriff auf alle für Entscheidungen benötigten Daten haben. Beinahe drei Viertel melden, dass verzögerte oder veraltete Informationen das Geschäft beeinträchtigen; 30 Prozent stufen die Auswirkungen als gravierend ein.

Die größten Baustellen: Interoperabilität und Skalierbarkeit

Mehrere Faktoren erklären die Lücke zwischen Investitionen und Nutzenrealisierung. Erstens fehlt es an Interoperabilität, insbesondere mit Blick auf Altsysteme. Unter den Führungskräften in der Fertigung geben 71,5 Prozent an, von mangelhafter Datenintegration betroffen zu sein; 22 Prozent beschreiben die Auswirkungen als gravierend. Parallel dazu sagen 22 Prozent, dass die eingeschränkte Verfügbarkeit von Daten zur Leistungsfähigkeit der Anlagen die Ertragskraft schmälert.

Zweitens hapert es an der Skalierbarkeit. Im Bericht spricht der Head of IT and Data eines großen Konsumgüterkonzerns über die Schwierigkeiten, Systeme über heterogene Produktionsstandorte hinweg zu standardisieren: "Die Fertigungslandschaft ist aus vielen Gründen stark segmentiert – unter anderem, weil Werke hinzugekauft wurden. Altsysteme bringen unterschiedliche Prozesse und Datenmodelle mit. Aus globaler Sicht führt das zu Lücken beim Abgleich der Daten für Entscheidungs-Dashboards. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Lücken zu schließen. Doch der Prozess ist nicht immer konsistent."

So steuern Sie Veränderung richtig

Lawrence Benson, VP Portfolio Strategy im Geschäftsbereich Asset Lifecycle Intelligence von Hexagon, gibt Unternehmen fünf Empfehlungen, um diese Herausforderungen zu meistern:

  1. Altsysteme adressieren und Veränderung aktiv managen,
  2. Skalierbarkeit von Beginn an mitdenken,
  3. Lösungen wählen, die am aktuellen Reifegrad ansetzen,
  4. Einen Plattformansatz verfolgen,
  5. KI gezielt einsetzen, sobald die Basis stimmt.

Mit Blick auf die Bedeutung von Digital Twins und Digital Thread betont Benson die Notwendigkeit von Interoperabilität und Lösungen, die auf bestehenden Investitionen aufbauen: "Unabhängig vom Reifegrad auf dem Weg zum Digital Thread erfordert der nächste Schritt Partner und Lösungen, die dort ansetzen, wo das Unternehmen steht", so der Hexagon-Experte. Zudem gehe es darum, die getätigten Investitionen fortzuschreiben, statt sie zu entwerten. Unternehmen sollten beurteilen können, wie sich die verfügbaren Daten so mit anderen Systemen verbinden lassen, dass es nicht bei Punkt-zu-Punkt-Integrationen bleibt, sondern Informationen auf intelligente Weise zusammengeführt werden.

Über die Studie

Die Studie basiert auf Interviews mit 400 C-Level- und Senior-Führungskräften, die zwischen Dezember 2024 und Januar 2025 geführt wurden. Alle befragten Unternehmen sind in den Sektoren Fertigung, Öl & Gas/Chemie oder Energie tätig und erzielen jeweils Jahresumsätze von über 1 Milliarde US-Dollar.