Pleitewelle rollt durch deutsche Wirtschaft

Firmeninsolvenzen steigen weiter im September

Deutschlands Unternehmen stehen weiter unter Druck: Die Zahl der Insolvenzen nimmt auch im September spürbar zu. Der Trend hält an – mit weitreichenden Folgen für die Wirtschaft.

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TIn der stagnierenden deutschen Wirtschaft geht vielen Firmen die Luft aus. Mehr Pleiten gab es zuletzt vor zehn Jahren.
In der stagnierenden deutschen Wirtschaft geht vielen Firmen die Luft aus. Mehr Pleiten gab es zuletzt vor zehn Jahren.

Was sagen die aktuellen Zahlen zu den Firmeninsolvenzen?

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland bleibt auf hohem Niveau. Im September ist die voraussichtliche Zahl der Regelinsolvenzen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erneut deutlich gestiegen – um 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit setzt sich der bereits seit Monaten beobachtbare Trend fort. Bereits im August war ein Anstieg von 11,6 Prozent verzeichnet worden.

Das Bundesamt weist darauf hin, dass der Zeitpunkt des Insolvenzantrags in der Regel rund drei Monate vor der Veröffentlichung der Statistik liegt. Die aktuell veröffentlichten Daten beruhen daher auf Anträgen aus der Zeit um Juni herum. Ob alle Verfahren von den Gerichten tatsächlich bis zur statistischen Erfassung geführt werden, ist derzeit noch offen.

Für den Monat Juli liegen bereits endgültige Zahlen vor: Demnach wurden 2.197 Unternehmensinsolvenzen registriert – ein Anstieg von 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro und liegen damit über dem Niveau vom Juli 2024, als sie bei 3,2 Milliarden Euro lagen.

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Der Blick auf die einzelnen Branchen zeigt ein deutliches Bild: Besonders stark betroffen ist der Bereich Verkehr und Lagerei. Hier mehren sich die Insolvenzfälle, was auf strukturelle Herausforderungen und steigende Kosten in diesem Sektor hinweist. Die hohe Abhängigkeit von Energiepreisen und der intensive Wettbewerbsdruck wirken sich hier besonders negativ aus.

Was sind die Gründe für den Anstieg der Insolvenzen?

Die Ursachen für den deutlichen Anstieg der Firmenpleiten sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor ist der Wegfall der umfangreichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, die während der Corona-Pandemie vielen Unternehmen das Überleben gesichert hatten. Mit dem Auslaufen dieser Hilfen stehen zahlreiche Betriebe nun vor finanziellen Engpässen.

Hinzu kommen anhaltend hohe Energiepreise, die vor allem energieintensive Betriebe stark belasten. Auch die zunehmende Bürokratie wird von vielen Unternehmensverbänden als Hemmschuh für wirtschaftliches Handeln beschrieben. Die politische Unsicherheit – etwa in Bezug auf Steuerpolitik, Energieversorgung oder internationale Handelsbeziehungen – verstärkt die Zurückhaltung bei Investitionen zusätzlich.

Welche Entwicklung wird für das Gesamtjahr erwartet?

Mehrere Auskunfteien gehen davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten im Gesamtjahr 2025 weiter steigen wird. Schon 2024 wurde mit 21.812 Insolvenzen ein Höchststand seit dem Jahr 2015 erreicht. Auch dieser Anstieg war nach Einschätzung von Experten absehbar gewesen, da der Entzug der Corona-Hilfen absehbare finanzielle Folgen für viele Firmen hatte.

Für das laufende Jahr erwarten Analysten eine weitere Zunahme – auch weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin nicht verbessert haben. Es wird mit einem Anstieg der Pleiten gerechnet, der sich branchenübergreifend bemerkbar machen dürfte.

Welche Rolle spielt die konjunkturelle Entwicklung?

Die gesamtwirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Die deutsche Wirtschaft stagniert, das Wachstum fällt schwach aus. Für viele Unternehmen bedeutet das sinkende Auftragszahlen bei gleichzeitig steigenden Kosten. Dies erhöht die Gefahr, in finanzielle Schieflage zu geraten – insbesondere für kleinere und mittelständische Betriebe, die nicht über ausreichende Rücklagen verfügen.

Zudem verunsichern konjunkturelle Unsicherheiten potenzielle Investoren und erschweren die Finanzierung durch Banken. Die Kreditvergabe ist restriktiver geworden, was die Liquiditätslage zahlreicher Unternehmen zusätzlich verschärft.

Mit Material der dpa