Gehaltsindex 2024: Was verdient der deutsche Mittelstand?
Die aktuelle Studie zur Geschäftsführer-Vergütung in Familienunternehmen zeigt klare Trends: Während Gehälter insgesamt steigen, bleiben gravierende Unterschiede bestehen – abhängig von Herkunft, Geschlecht, Erfahrung und Unternehmensgröße.
Gehalt ist nicht gleich Gehalt. Wer wie viel verdient, hängt in Familienunternehmen von einer Vielzahl an Faktoren ab: Unternehmensgröße, Branche, persönlicher Hintergrund, Vertragsform – und nicht zuletzt von der Frage, ob jemand zur Unternehmerfamilie gehört oder von außen kommt.(Bild: kentoh - stock.adobe.com)
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Wer führt Deutschlands Familienunternehmen – und zu welchen Bedingungen? Zehn Jahre nach der ersten Erhebung legt das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim gemeinsam mit der Initiatorin der Studie Gabriela Jaecker GmbH und der Personalberatungsplattform CleverMatch GmbH erneut eine Analyse zur Vergütung von Geschäftsführern in inhabergeführten Betrieben vor. Die aktuelle Studie liefert belastbare Vergleichsdaten und zeigt: Die Gehälter steigen – doch Unterschiede bleiben bestehen. Unternehmensgröße, Berufserfahrung, Geschlecht und Familienzugehörigkeit haben weiterhin maßgeblichen Einfluss auf die Vergütung.
Welche Faktoren beeinflussen das Gehalt in Familienunternehmen?
Einflussfaktoren - Erkenntnisse aus der Studie
Unternehmensgröße - Unternehmen mit mehr Mitarbeitern zahlen höhere Gehälter
Umsatz - Ab 50 Mio. EUR Umsatz verdienen deutlich mehr GF über 400 TEUR
Berufserfahrung - Mit 30+ Jahren verdienen 67 % über 300 TEUR
Alter - Ältere Geschäftsführer verdienen im Schnitt mehr
Geschlecht - Männer dominieren die höheren Gehaltsklassen
Exportquote - Höherer Export = höhere Gehälter
Vertragsart - Befristet = häufiger sehr hohe Gehälter
Anteilseignerschaft - Externe ohne Anteile verdienen am meisten
Familienzugehörigkeit - Familieninterne GF verdienen meist weniger
Einkommen steigen – Ungleichheiten bleiben
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Ein zentrales Ergebnis: Die Vergütung auf Geschäftsführungsebene ist insgesamt gestiegen – jedoch nicht für alle Gruppen. Besonders externe Geschäftsführer in großen, exportorientierten Unternehmen profitieren. Dagegen bleiben Familienmitglieder, Frauen und Führungskräfte kleinerer Unternehmen weiterhin im unteren Gehaltssegment.
Der Anteil der Geschäftsführer mit einem Jahresgehalt von über 400.000 Euro hat sich im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2014 mehr als verdoppelt – von zwölf Prozent auf 26 Prozent. Auffällig: Befristete Verträge führen deutlich häufiger zu Spitzengehältern als unbefristete. 55 Prozent der befristeten Geschäftsführer verdienen über 400.000 Euro – bei unbefristeten sind es nur 15 Prozent.
Familienzugehörigkeit bremst Einkommen
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Ein klarer Trend: Geschäftsführer, die zur Eigentümerfamilie gehören, verdienen im Schnitt deutlich weniger als externe Manager. 50 Prozent der Familiengeschäftsführer erhalten unter 200.000 Euro jährlich – bei externen Führungskräften liegt dieser Anteil bei nur 13 Prozent. Gleichzeitig ist auch der Anteil der Familienmitglieder mit Unternehmensbeteiligung zurückgegangen (von 89 Prozent auf 74 Prozent seit 2014).
Ein starker Zusammenhang besteht zwischen Gehaltshöhe und Familienzugehörigkeit. Geschäftsführer, die zur Unternehmerfamilie gehören, werden häufig geringer entlohnt als Fremdgeschäftsführer.(Bild: ifm)
Frauen weiter unterrepräsentiert und unterbezahlt
Nur neun Prozent der befragten Geschäftsführer sind Frauen. Zwar ist ihr Anteil in höheren Gehaltsklassen seit 2014 gestiegen, dennoch verdienen über 50 Prozent der weiblichen Führungskräfte unter 200.000 Euro – bei den Männern sind es nur 24 Prozent. Die Einkommenslücke bleibt damit deutlich, trotz positiver Tendenz im Vergleich zur Vorstudie.
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Unternehmensgröße entscheidend für das Gehalt
Wie bereits 2014 gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher die Vergütung. In Betrieben mit über 500 Mitarbeitern erhalten 63 Prozent der Geschäftsführer mehr als 400.000 Euro jährlich. Bei kleinen Unternehmen mit unter 250 Beschäftigten liegt dieser Anteil bei lediglich vier Prozent. Ähnliche Effekte zeigen sich bei steigender Exportquote und höherem Jahresumsatz.
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Berufserfahrung zahlt sich aus – mehr als ein Studienabschluss
Die Analyse zeigt, dass langjährige Berufserfahrung den größten Einfluss auf die Gehaltshöhe hat – mehr noch als formale Bildung. 67 Prozent der Geschäftsführer mit über30 Jahren Berufserfahrung verdienen mehr als 300.000 Euro jährlich. Gleichzeitig besitzen weiterhin 82 Prozent der Befragten einen Studienabschluss – exakt so viele wie 2014.
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„Familienunternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Deshalb verdient das Thema Vergütung in Geschäftsführungen endlich mehr Offenheit und Klarheit. Mit unserer Studie wollen wir Familienunternehmen dabei unterstützen, fairer und transparenter zu werden – und so ihre Attraktivität als Arbeitgeber nachhaltig zu stärken“, so Gabriela Jaecker, Co-Gründerin und Partnerin bei CleverMatch.
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Methodik: Die Studie basiert auf einer Online-Erhebung unter 164 Geschäftsführern von Familienunternehmen in Deutschland im Zeitraum Juli bis Oktober 2024. Die Methodik und der Fragenkatalog entsprechen vollständig der Vorgängerstudie von 2014, sodass ein direkter Zeitvergleich möglich ist. Die Daten wurden anonym erhoben und nach Unternehmensgröße, Branche, Region und Exportausrichtung ausgewertet.
CleverMatch ist eine Personalberatung mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, die Fach- und Führungskräftepositionen für den Mittelstand besetzt.