Unternehmensinsolvenzen auf Rekordkurs
Insolvenzen 2025: Höchster Stand seit zehn Jahren
Deutschlands Wirtschaft taumelt: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt 2025 laut Creditreform auf den höchsten Wert seit über einem Jahrzehnt – mit massiven Folgen für Beschäftigte, Gläubiger und Branchen.
Die Zahl der insolventen Unternehmen in Deutschland hat 2025 den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren erreicht, meldet Creditreform.
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Insolvenzen 2025: Rückblick auf ein Krisenjahr
Die wirtschaftlichen Hoffnungen auf eine Erholung im Jahr 2025 haben sich nicht erfüllt. Nach zwei rückläufigen Jahren stagniert das Bruttoinlandsprodukt – ein deutlicher Ausdruck der anhaltenden Konjunkturschwäche, die Deutschland im europäischen Vergleich ans Ende der Wachstumsskala rückt. Besonders betroffen ist die Industrie, die mit hohen Kosten, sinkender Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender Bürokratie ringt. Die strukturellen Probleme spiegeln sich unmissverständlich in einem dynamischen Insolvenzgeschehen wider.
Wie aus der Jahresanalyse „Insolvenzen in Deutschland 2025“ der Creditreform Wirtschaftsforschung hervorgeht, stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 8,3 Prozent auf 23.900 Fälle – der höchste Stand seit 2014. Zwar fiel der Zuwachs geringer aus als in den Vorjahren (2023: +22,9 %, 2024: +22,5 %), dennoch ergibt sich im Vergleich zu 2022 ein Mehr von über 9.000 Fällen.
Kleinstunternehmen besonders betroffen
Mit Abstand am häufigsten betroffen waren Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten. In diesem Segment kam es laut Creditreform zu etwa 19.500 Insolvenzen – ein Plus von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit entfielen 81,6 Prozent aller Insolvenzen auf diese Gruppe. Auch wenn der absolute Schaden je Insolvenzfall bei größeren Unternehmen tendenziell höher ist, sind es die Kleinstfirmen, bei denen das Scheitern häufig existenzbedrohende Auswirkungen auf Inhaber und deren Familien hat.
Deutliche Verluste für Gläubiger und Beschäftigte
Die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenzen sind erheblich. Creditreform schätzt die Schadenssumme für das Jahr 2025 auf rund 57 Mrd. Euro, nahezu auf Vorjahresniveau. Im Durchschnitt summieren sich die ausfallbedrohten Forderungen pro Fall auf mehr als zwei Mio. Euro. Nicht selten bleibt Gläubigern nur ein Bruchteil ihrer Forderungen. Gleichzeitig verloren rund 285.000 Arbeitnehmer im Zuge von Unternehmensinsolvenzen ihren Arbeitsplatz – eine Zahl, die fast dem Vorjahreswert entspricht und das anhaltend hohe Ausmaß der Belastung unterstreicht.
Altersstruktur insolventer Unternehmen
Die Insolvenzanalyse der Creditreform zeigt: Insolvenzen ziehen sich durch alle Altersklassen. Besonders junge Unternehmen (bis zwei Jahre alt) verzeichneten einen Anstieg um 12,6 Prozent. Firmen im „verflixten siebten Jahr“ wiesen die höchste Insolvenzquote auf. Unternehmen, die älter als zehn Jahre sind, zeigten sich etwas robuster – sie machten mit 42,2 Prozent dennoch den größten Anteil am Insolvenzgeschehen aus.
GmbH dominiert das Insolvenzgeschehen
Kapitalgesellschaften wie die GmbH waren 2025 überdurchschnittlich häufig von Insolvenzen betroffen. Mit 46,5 Prozent Anteil liegt diese Rechtsform deutlich vor Einzelunternehmen (36,4 %) und Unternehmergesellschaften (UG, 10,1 %). Der Trend zeigt, dass GmbHs häufig zur Restrukturierung genutzt werden – oder zur Trennung von Altlasten durch geregelte Verfahren. Diese Entwicklungen dokumentiert Creditreform detailliert in der Rechtsformanalyse.
FAQ zu Unternehmensinsolvenzen
Wie viele Unternehmensinsolvenzen gab es 2025?
– Laut Creditreform wurden 23.900 Fälle registriert – der höchste Stand seit 2014.
Wie hoch ist der wirtschaftliche Schaden durch die Insolvenzen?
– Die Schadenssumme wird von Creditreform auf 57 Mrd. Euro geschätzt.
Welche Unternehmen sind am stärksten betroffen?
– Vor allem Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten (81,6 % aller Fälle).
Welche Branche weist die meisten Insolvenzen auf?
– Das Dienstleistungsgewerbe mit über 14.000 Fällen.
Wie viele Arbeitsplätze waren betroffen?
– Rund 285.000 Beschäftigte waren direkt oder indirekt betroffen.
Was sagt die Unternehmensbonität aus?
– Sie zeigt die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Laut Creditreform verschlechterte sich diese 2025 branchenübergreifend deutlich.
Branchen im Krisenmodus
Das Insolvenzgeschehen erfasste alle Hauptwirtschaftsbereiche. Besonders betroffen war der Handel mit einem Plus von 10,4 Prozent sowie das Verarbeitende Gewerbe mit einem Zuwachs von 10,3 Prozent. Im Dienstleistungssektor stiegen die Fälle moderater um 8,4 Prozent, das Baugewerbe verzeichnete mit 4,7 Prozent den geringsten Anstieg. Dennoch liegen die Fallzahlen mittlerweile in allen genannten Branchen etwa ein Drittel über dem Vorkrisenniveau von 2019. Grundlage dieser Branchenauswertung ist die detaillierte Analyse der Creditreform Wirtschaftsdatenbank.
Regionale Unterschiede
Während Berlin mit 130 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen die höchste Quote aufwies, lag Thüringen mit 48 deutlich darunter. Auffällig ist der Anstieg in nahezu allen Bundesländern. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nahm die Quote um jeweils zehn Punkte zu. Die regionale Verteilung lässt sich laut Creditreform teilweise durch unterschiedliche Branchenstrukturen erklären.
Großinsolvenzen mit Signalwirkung
Mehrere Großinsolvenzen prägten das Jahr 2025. Besonders betroffen war der Gesundheits- und Pflegesektor. Einrichtungen wie die DRK Krankenhausgesellschaft, das Erzgebirgsklinikum oder die Argentum Pflege Holding GmbH mussten Insolvenz anmelden. Auch bei Handelsunternehmen wie Hammer Fachmärkte, KODi und Polo Motorrad kam es zu einschneidenden Entwicklungen. Im Automobilbereich traf es u. a. Gerhardi Kunststofftechnik und VOIT Automotive. Diese Fälle listet Creditreform in einer gesonderten Übersicht der Großinsolvenzen auf.
Unternehmensbonität weiter im Sinkflug
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schlagen sich zunehmend in den Bonitätsbewertungen nieder. Zwischen 2019 und 2025 verschlechterte sich die Bonität in fast allen Branchen. Besonders betroffen sind laut Creditreform das Gastgewerbe, der Gesundheitssektor sowie der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Mit einem Bonitätsindex von 292 bildet das Gastgewerbe das Schlusslicht. Die beste Bewertung erhielt der Bergbau mit einem Indexwert von 228.
Insolvenzen in Deutschland 2025
| Kennzahl | Wert |
| Unternehmensinsolvenzen gesamt | 23.900 |
| Veränderung zum Vorjahr | +8,3 % |
| Verbraucherinsolvenzen | 76.300 |
| Gesamte Insolvenzen | 129.500 |
| Durchschnittlicher Forderungsausfall | > 2 Mio. Euro |
| Gesamtschaden für Gläubiger | 57 Mrd. Euro |
| Betroffene Arbeitnehmer | ca. 285.000 |
| Anteil Kleinstunternehmen | 81,6 % |
| Höchste Insolvenzquote (Bundesland) | Berlin (130/10.000) |
| Höchste Insolvenzquote (Branche) | Baugewerbe (99/10.000) |
Quelle: Creditreform
Mit Material von Creditreform